Am Mittwoch (27.12.) hat unsere Redaktion ein besonderes, kleines Experiment gestartet: Wir haben an einem Waldrand eine Wildtierkamera aufgehängt, um eventuell einen Dachs abzulichten. Das durften wir, da sich mit dem Jagdaufseher Christian Breker ein Experte dazu bereit erklärte und uns auch noch tatkräftig half.
Mit der speziellen Kamera, einem massiven Holzpflock, einem schweren Hammer und wetterfester Kleidung ging es raus in die Natur. An einem Waldrand, nahe einem Dachsbau, war bald eine geeignete Stelle gefunden. „Das könnte hier gut klappen“, sagt Breker, der bereits seit 23 Jahren aktiver Jäger ist. Schnell war der Pflock eingeschlagen und die Kamera zu einem Dachsbau ausgerichtet.

Ohne die Erlaubnis des Revierinhabers und der Unterstützung Brekers könnte die außergewöhnliche „Foto-Safari“ auch gar nicht stattfinden. „Beim Aufhängen einer Wildkamera gibt es allerhand zu beachten“, erklärt der Jagdaufseher. Das dürfe nur der Revierinhaber und dann gehe es auch um Persönlichkeitsrechte und die Datenschutz-Grundverordnung.
„Niemand darf ohne sein Wissen fotografiert und gefilmt werden, auch im Wald“, so Breker. So müsse etwa mit Schildern auf den Kamera-Einsatz hingewiesen werden. Brecker kennt sich gut aus, denn der 52-Jährige, im Hauptberuf Wirtschaftswissenschaftler, hatte viele Jäger in der Familie. Die Zusammenhänge in der Natur und das Spurenlesen hätten ihn von klein auf fasziniert.
Bahnschaden bringt Dachse ins Gerede
Unser Interesse am Dachs ist auf die Sperrung der Bahnstrecke Fröndenberg-Unna zurückzuführen. Die massive Untertunnelung durch Dachsbauten veranlasste die Bahn, die Strecke vorerst stillzulegen. In einer Pressekonferenz dazu wurde erklärt, dass mit einer Bauzeit bis Ende des Jahrzehnts sowie einem hohen zweistelligen Millionenbetrag an Baukosten gerechnet werde.
Dass unsere Kamera nun gar nicht in Fröndenberg hängt, sondern in Holzwickede, ist den Umständen geschuldet. In Fröndenberg tat sich der örtliche Hegering schwerer, eine geeignete Stelle für die Kamera zu finden. In Holzwickede war das leichter – wenn auch Dachse in Holzwickede natürlich nicht dafür verantwortlich sind, die Bahnstrecke zwischen Unna und Fröndenberg beschädigt zu haben.
Ohnehin liegt die Ursache der zahllosen Dachbauten aber nicht in einem plötzlichen Anwachsen der Population, wie uns eine Expertin bereits erklärte: Vielmehr handele es sich um ein Tunnelsystem, an dem viele Generationen von Dachsen gebaut hätten und wo sie oft gemeinsam mit Füchsen lebten. „Das ist der sprichwörtliche Burgfrieden“, so Breker.
Dachse seien heimische Erdmarder, die nicht besonders bejagt würden. Das Problem mit den Bahnanlagen liege auch an dem geltenden Recht: „Bei Bahnanlagen haben auch wir Jäger ein Betretungsverbot“, so Breker. Daher sei es grundsätzlich die Sache der Bahn, sich dort um das Thema Jagd und Tiere zu kümmern. Ähnlich sei es auch bei Autobahnen. Muss dort ein getötetes Tier vom Straßenrand entfernt werden, sei es Aufgabe der Autobahnmeisterei.
Die meisten Menschen hätten beim Thema Jagd immer das Abschießen der Tiere vor Augen. Das sei aber nur der geringste Teil der Tätigkeit. So sei man auch der verantwortliche Ansprechpartner bei Wildunfällen. „Da holt uns die Polizei dazu“, sagt Breker. Zudem nehme die Hege, also die Fürsorge für Flora und Fauna, sowie die Instandhaltung der Anlagen den größten Teil der Zeit ein.
Gespannt auf die Bilder
Darum sind die Jäger auch immer wieder in den Revieren und verfolgen die dortige Entwicklung. „Da hat man es schnell raus, ob ein Hund an der Oberfläche gekratzt, oder ein Wildschwein mit seiner Schnauze gescharrt hat,“ so Breker. Nun behält er auch für uns die Kamera im Blick und wir bleiben neugierig.