Frank Bergmannshoff, Redaktionsleiter "Hertener Allgemeine"

Ministerin sorgt für Pooltest-Chaos – jetzt sitzen „positive“ Kinder in den Klassen

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Die Schulministerin hat das Pooltest-Chaos in Grundschulen nicht nur mitverursacht, sondern mit einem abstrusen Lösungsversuch noch verstärkt. In einer Hertener Schule kam es zum „Worst Case“.

Herten

, 26.01.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Erst am 10. Januar hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Kombination aus Pool- und Einzeltests in den Grundschulen eingeführt. „Positive“ Kinder sollten so besonders schnell identifiziert und Unterrichtsausfälle für die übrigen Schüler vermieden werden. Doch offenkundig wurde es versäumt zu prüfen, ob die Labore diese Massen an Tests bewältigen können. Jetzt ist klar: Sie können es nicht.

Ministerin auf Test-Stopp nicht vorbereitet

Sowohl die Ministerin als auch Hunderte Schulen wurden am Dienstag von dem sofortigen Test-Stopp kalt erwischt. Schlagartig passierte das, was unbedingt verhindert werden sollte: pauschale Massen-Quarantäne. An der Grundschule Herten-Mitte zum Beispiel saßen plötzlich nicht einzelne Kinder, sondern fünf der 15 Klassen komplett zu Hause. Groß war die Not der Eltern, insbesondere der berufstätigen.

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Doch die Ministerin und die Landesregierung machten alles noch schlimmer. Erst um 22 Uhr am Dienstagabend gingen per E-Mail offizielle Handlungsanweisungen raus. Viel zu spät für die allermeisten Schulen, um diese am nächsten Morgen umsetzen zu können. Allerdings: Einige findige Schulleiter/innen recherchierten auf eigene Faust, fanden genau diese Infos der Landesregierung schon um 19 Uhr im Internet – und setzten diese am Mittwochmorgen um. Ergebnis: In einigen Hertener Schulen wurden Kinder aus Quarantäne-Klassen getestet, in anderen nicht. Was für ein Kuddelmuddel!

Neues Testverfahren ist der eigentliche Skandal

Doch damit nicht genug. Der eigentliche Skandal ist das von der Ministerin angeordnete Verfahren. Obwohl nach einem positiven PCR-Pooltest sehr zuverlässig feststeht, dass mindestens ein Kind aus der jeweiligen Klasse positiv ist, müssen jetzt alle Kinder am nächsten Morgen gesammelt in die Schule kommen und dort mit einem Antigen-Schnelltest nachgetestet werden. An der Grundschule Herten-Mitte waren das am Mittwoch besagte fünf Klassen mit 125 Kindern. Die Sechs- bis Zehnjährigen mussten – wie vom Ministerium gefordert – bei sich selbst einen Nasenabstrich nehmen. Und das, obwohl bekannt ist, dass die Tests je nach Viruslast und Virus-Variante alles andere als verlässlich sind. Umso mehr, wenn Kinder diese unangenehme Prozedur selbst bei sich durchführen.

Mindestens fünf „positive“ Kinder nicht identifiziert

Und so kam, was kommen musste: Bei keinem der 125 Schüler war der Schnelltest positiv, alle gingen in den Unterricht. Mit ziemlicher Sicherheit saß also in jeder betroffenen Klasse mindestens ein tatsächlich positiver, aber nicht identifizierter Schüler. Was daraus erwächst, werden wir noch sehen. Klar ist aber jetzt schon, dass die Verantwortung für dieses kopflose Vorgehen im Schulministerium zu suchen ist.