Überraschend starke Demokraten und ein furioser Sieg des republikanischen Florida-Gouverneurs Ron DeSantis bei den US-Zwischenwahlen setzen Ex-Präsident Donald Trump unter Druck. Vor Trumps erwarteter erneuten Bewerbung fürs Weiße Haus unterlagen eine Reihe der von ihm unterstützten Republikanerinnen und Republikaner bei den Abstimmungen. Unterdessen setzte DeSantis, der als Trumps größter innerparteilicher Konkurrent für die Wahl 2024 gilt, mit einem dominanten Vorsprung von etwa 20 Prozentpunkten ein Zeichen der Stärke. Wegen knapper Schlüsselrennen blieb aber zunächst offen, welche Partei in den Kongresskammern die Mehrheiten erringen kann.
Bei den „Midterms“ in der Mitte der vierjährigen Amtszeit von Präsident Joe Biden standen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus zur Wahl und 35 der 100 Sitze im Senat, der zweiten Kammer des US-Parlaments. Die Republikaner müssten netto einen Sitz im Senat und fünf Sitze im Abgeordnetenhaus hinzugewinnen, um in beiden Kammern eine Mehrheit zu erlangen. Auch über zahlreiche Gouverneursposten und andere wichtige Ämter in den Bundesstaaten wurde bei den Wahlen abgestimmt.
Wo es noch knappe Rennen gibt
Im Senat geht es um knappe Rennen in drei umkämpften Bundesstaaten. In Georgia, Arizona und Nevada war auch am Mittwochnachmittag (Ortszeit) noch offen, ob sich Demokraten oder Republikaner für Mandate durchsetzen und wer künftig die Mehrheit in der oberen Kongresskammer übernimmt. Im besonders knappen Rennen zwischen Amtsinhaber Raphael Warnock und dem republikanischer Herausforderer Herschel Walker geht es am 6. Dezember in die Stichwahl. Unklar war vorerst auch, wer künftig das Sagen im Repräsentantenhaus haben wird. Für die Republikaner deutete sich hier ein deutlich knapperer Vorsprung an als zunächst prognostiziert.
Was auf dem Spiel steht
Die Demokraten konnten bei den Wahlen wichtige Erfolge erzielen und etwa in Pennsylvania den Republikanern einen der 100 Senatssitze abnehmen. Der progressive John Fetterman setzte sich dort gegen den TV-Arzt Mehmet Oz durch, der von Trump unterstützt wurde. Die Demokraten müssen im Senat die zur Wahl stehenden Sitze verteidigen oder den Republikanern Mandate abknöpfen, um ihre bislang hauchdünne Mehrheit nicht zu verlieren.
Bis das Ergebnis in den verbliebenen Bundesstaaten geklärt ist, könnte es dauern. In Nevada und Arizona könnte sich die Auszählung von Briefwahlstimmen womöglich noch über Tage hinziehen. Und sollte sich die Senatsmehrheit am Ende in Georgia entscheiden - wie bereits 2020 - würde eine längere Hängepartie bis zur Stichwahl am 6. Dezember drohen. Das Rennen in dem traditionell eher republikanischen Bundesstaat im Süden galt von vornherein als ein mögliches Schlüsselrennen bei der Wahl.
Worauf die Republikaner hoffen können
Im Repräsentantenhaus sind die Republikaner hoffnungsvoll, genügend Sitze für eine Mehrheit zu gewinnen. Allerdings könnte das Ergebnis deutlich knapper ausfallen als erwartet. „Es ist klar, dass wir das Haus zurückerobern werden», sagte der republikanische Fraktionsführer, Kevin McCarthy, in der Wahlnacht. Er will die Demokratin Nancy Pelosi von ihrem wichtigen Posten als Vorsitzende des Repräsentantenhauses ablösen. Wer den Vorsitz der Kammer innehat, ist Nummer drei der staatlichen Rangfolge nach dem US-Präsidenten und dessen Vize. Für McCarthy würde es im Fall einer nur knappen Mehrheit aber nicht einfach, die zersplitterte Partei hinter sich zu vereinen.
dpa
Der Republikaner, der Trump gefährlich werden könnte: Ron DeSantis sticht bei Wahlen heraus
Wie die Razzia in Mar-a-Lago Donald Trump in die Karten spielen könnte