Es passierte am 17. September 2023 in der 39. Spielminute der Partie in der Fußball-Bezirksliga zwischen dem TuS Eichlinghofen und der SG Massen (2:1). Nach einer Ecke stiegen Spieler beider Mannschaften hoch, als plötzlich ein lautes Krachen zu vernehmen war. Was folgte, war lähmende Stille und Gesichter, die verrieten, dass etwas ganz Schlimmes passiert sein musste.
Mittendrin im Geschehen: Justin Braun. Der Massener Abwehrspieler hielt sich sein blutüberströmtes Gesicht. „Ich habe es erst aber gar nicht so schlimm empfunden“, umschreibt der Defensivmann das Geschehene. „Es hat ein wenig geblutet, aber mehr war doch nicht.“
Eine Diagnose, die sich ziemlich schnell als krasse Fehleinschätzung herausstellen sollte. „Meine Mitspieler haben gesagt, dass da mächtig was kaputtgegangen ist“, so Braun. „Das konnte ich irgendwie auch in ihren Gesichtern sehen.“ Das Team hatte nicht unrecht, denn die Diagnose in einer Dortmunder Spezialklinik war niederschmetternd. Der Oberkiefer war doppelt gebrochen, zudem hat es auch das Jochbein und die Augenhöhle total zerstört.
Mit Schmerzmitteln vollgepumpt
Braun selbst habe davon aber rein gar nichts gemerkt. „Die haben mich mit Schmerzmitteln und Infusionen vollgepumpt. Da ging es“, umschreibt der Fußballer die Lage süffisant. Schon einen Tag später folgte die dringend nötige Operation.
Was damals keiner ahnte, war, dass der fußballverrückte Kerl bereits vier Wochen später wieder auf dem Platz stehen würde. „Der Arzt hat gesagt, dass ich wieder loslegen kann, wenn ich keine Schmerzen mehr habe“, so Braun. Zwei (!) Wochen später war es so weit. Mit einer Spezialmaske ausgestattet, drehte der Abwehrchef seine ersten Laufrunden, weitere zwei Einheiten danach folgte die Rückkehr ins Teamtraining. Wahnsinn!
Noch am Donnerstag vor der Partie hatte Massens Coach Sascha Grasteit gemutmaßt, dass es für ein Comeback von Braun noch viel zu früh sei. Auch er lag kräftig daneben, denn am Sonntag im Spiel gegen die Dortmunder Löwen zählte „Maskenmann“ Braun zur Startformation.
Justin Braun gibt Blitz-Rückkehr mit Gesichtssmaske
Und er lieferte direkt wieder ab. „Mit seinen langen Bällen, den Freistößen und mit seiner Kommunikation war er sofort ein Faktor in unserem Spiel“, war auch Grasteit voll des Lobes. „Einfach unfassbar, dass er schon nach so kurzer Zeit wieder auf dem Feld steht.“ Und mit seiner Leistung gleich wieder zum Erfolg der Mannschaft beitrug. Diese zog dem Tabellenführer mit 2:0 den Zahn und ist als Dritter nun wieder voll dabei in der Spitzengruppe.
Mittendrin ist auch wieder Justin Braun, der seine Maske allerdings noch einige Zeit tragen muss. „Das dauert leider noch. Liegt auch daran, dass die eine Gesichtshälfte immer noch taub ist“, so Braun. Wie bitte?
Um es mit seinen Worten zu sagen: „Beim Kontakt mit dem Ellenbogen des Gegenspielers haben die Knochensplitter einige Nerven zerfetzt. Die wurden geflickt und müssen erst wieder in Funktion kommen.“ Ah ja…
Apropos Gegenspieler. Wie hat der sich verhalten? „Einfach mega. Der hat sich mehrfach gemeldet und entschuldigt in den Tagen danach. Obwohl er ja gar nichts dafürkonnte“, verdeutlicht der Massener Leader. „Es war eine ganz normale Situation.“ Mit einem Ausgang, den sich kein Spieler wünscht.
SG Massen hofft auf Tor von Justin Braun
Gut nur, dass der fußballverrückte Braun schon nach so kurzer Zeit wieder zurück im Team ist. Den Sieg der Massener konnte er im Nachgang ebenfalls mitfeiern. „Es gab so einige Kisten Bier“, lacht der Kicker. Mittrinken ging hier sogar schon ohne Maske. Auf dem Feld wird er den Schutz wohl noch bis zum Ende der Saison tragen müssen, da ja auch noch „die Platten aus dem Kiefer entfernt werden müssen, was vier bis sechs Monate dauern kann.“
Gut möglich also, dass Justin Braun in den kommenden Spielen nicht nur mit Maske antritt, sondern auch ein Tor erzielt. „Total genial wäre das. Wenn ich mit dem Ding treffe, dann gibt es von mir ganz sicher auch eine Kiste.“ Na dann hoffentlich mal ganz bald: Prost, SG Massen.
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