Als die Fakt AG im November Insolvenz anmeldete, zeigte sie sich noch zuversichtlich: Nur vorübergehend könne sie ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen und werde die finanzielle Krise überstehen. Nun wurden vier Insolvenzen von Projektgesellschaften bekannt, die zur Unternehmensgruppe der Essener Immobilien-Holding gehören:
- Die Fakt Liegenschaften Bochum GmbH hat das ehemalige Verwaltungsgebäude der Vonovia in Bochum erworben und vermietet dessen Bürofläche von rund 17.600 m².
Gebäude gekauft und revitalisiert
- Die Fakt Tower GmbH & Co. KG kaufte im Essener Süden das leerstehende Rheinstahl-Gebäude mit 17.200 m² Mietfläche. Vier Jahre später, im September 2019, veräußerte sie das 22-geschossige Bürohochhaus wieder – nach eigenen Angaben komplett revitalisiert und nahezu vollvermietet.
- Die Fakt Liegenschaften Essen GmbH verwaltet an mehreren Standorten in Essen Immobilien, die Fakt vor drei Jahren vom TÜV Nord erwarb. Die Gebäude sollten revitalisiert, vermietet und veräußert werden.
Arbeiten im Parkhaus ruhen
- Auch die Fakt Liegenschaften Paderborn GmbH entwickelt Immobilienprojekte. Wie die „Neue Westfälische“ berichtete, kaufte die Fakt AG am Stadtrand von Paderborn das 120.000 m² große ehemalige Nixdorf-Areal mit einem rund 50.000 m² großen Bürobau. Investor Hubert Schulte-Kemper will dort in Abstimmung mit der Stadt Paderborn einen „innovativen Standort mit zukunftsfähigem Branchenmix“ entwickeln.
Vorerst müssen Marl und andere Städte mit den Folgen der Insolvenz umgehen. In Marl entwickelt die Fakt AG das Vorzeige-Baugebiet Breewiese, den Luther-Wohnpark in Hamm - und das Einkaufszentrum Marler Stern. Dort ruhen die Arbeiten im Parkhaus des Riegelhauses und am Parkdeck der ehemaligen Karstadt-Fläche. Beides sollte die Fakt AG sanieren.
Undurchsichtige Struktur
Nach eigenen Angaben besteht die Fakt AG aus rund 35 Objektgesellschaften. Auf ihrer Homepage findet man zu einzelnen Gesellschaften nur dünne Informationen. Die Unternehmensstruktur bleibt undurchsichtig.
Laut Pressemitteilung hat die Fakt AG 45 Mitarbeiter, die von November bis Januar Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit erhalten. Die 50 Beschäftigten der vier Gesellschaften erhalten Insolvenzgeld von Dezember bis Februar.
Probleme schon im Februar
Sanierungsexperte Dr. Gregor Bräuer führt als Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb fort. Mit dem Fakt-Vorstand prüft er alle Möglichkeiten, die Unternehmensgruppe weiterzuführen.
Ein Grund für die Insolvenz ist laut Pressemitteilung die zuletzt drastische Entwicklung des Immobilienmarktes in Folge der Ukraine-Krise. Allerdings meldete das „Handelsblatt“ zuletzt, dass die finanziellen Probleme der Fakt AG bereits im Februar bekannt waren.