Update, 10. Februar, 16.20 Uhr:
Die Polizei hat den 24-jährigen Marler, der den AfD-Wahlkämpfer mutmaßlich mit einem Projektil verletzt hat, doch noch vorläufig festgenommen und der Staatsanwaltschaft vorgeführt. Seit Sonntag befindet er sich in Untersuchungshaft. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Das teilt Polizeisprecherin Pia Weßing auf Nachfrage unserer Redaktion mit.
Nach unseren Informationen wurde der Mann am AfD-Wahlkampfstand leicht verletzt. Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Kay Gottschalk spricht öffentlich von einem „brutalen Angriff“. Auch die AfD Marl wendet sich in einer Pressemitteilung gegen eine Bagatellisierung des Vorfalls.
Das berichteten wir bisher:
Am Samstag, 8. Februar, verbreitete die Alternative für Deutschland (AfD) in sozialen Medien die Nachricht, an ihrem Wahlkampfstand an der Straße In de Flaslänne in Marl-Sinsen sei ein AfD-Wahlkämpfer „aus einem Fenster heraus“ angeschossen worden.
Der Polizei zufolge ereignete sich der Vorfall gegen 11.40 Uhr. Eine zunächst unbekannte Person habe einen 42-jährigen Mann aus Marl, der sich an dem Stand der AfD aufhielt, mit einem Projektil beschossen. (Anmerkung der Redaktion: In unserem Bericht und einer ersten Meldung der Polizei war von einem 69-Jährigen die Rede. Versehentlich hatten Beamte bei der Aufnahme das Alter zweier Personen vertauscht. Die Polizei hat den Fehler korrigiert.) Der 42-Jährige sei leicht verletzt worden. „Vor Ort erhärtete sich der Verdacht gegen einen 24-jährigen Marler“, berichtet Behörden-Sprecherin Pia Weßing in einer Pressemitteilung. „Die Polizei konnte eine Zwille auffinden und sicherstellen.“ Die Beamten hätten den 24-Jährigen in Gewahrsam genommen, erklärt Weßing auf Nachfrage. Die Ermittlungen dauerten an.
Michael Weiß, Sprecher des Marler AfD-Stadtverbands, war laut eigener Aussage zum Tatzeitpunkt in Marl-Brassert, um dort Wahlkampf zu betreiben. „Als wir hörten, was geschehen ist, sind wir sofort nach Sinsen gefahren, um die Kollegen zu unterstützen“, sagt er. Vor Ort habe der Betroffene darauf verzichtet, von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht zu werden. „Er hat sich später aber in ärztliche Behandlung begeben“, berichtet Weiß.
SPD-Fraktionsvorsitzender war Augenzeuge
Peter Wenzel, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Marler Stadtrat, habe sich nach eigener Aussage zum Tatzeitpunkt in der Nähe des AfD-Standes aufgehalten. „Wir haben diesen Schuss nicht mitbekommen“, erklärt Wenzel. Die AfD-Mitglieder hätten sich nach dem Vorfall nicht von ihrem Stand wegbewegt, berichtet Wenzel.

Den Einsatz der Polizei habe Peter Wenzel beobachtet: „Bei mir kommt ihr nicht rein“, habe ein Bewohner aus dem direkt anliegenden Haus aus dem Fenster gerufen. „Er wurde sodann mit einem Rettungswagen abgeholt“, erklärt Wenzel. „Eine Polizistin trug anschließend zwei Tüten unter anderem mit Baseballschlägern aus der Wohnung heraus.“
Im Anschluss an den Einsatz sei laut Wenzel eine Polizistin am Wahlkampfstand verblieben und die AfD habe die Veranstaltung fortgesetzt.