
© Jörn Hartwich
Reiterhof-Streit: Hufschmied brutal überfallen und gefesselt
Landgericht Essen
Ein Hufschmied wird in Marl in eine Falle gelockt und muss ein Schuldanerkenntnis unterschreiben. Auftraggeberin soll eine Reiterhof-Betreiberin aus Hünxe sein.
Dieser Fall hätte Stoff für einen Vorabendkrimi. Ein Hufschmied wird auf einen verlassenen Bauernhof in Marl gelockt, brutal zusammengeschlagen, gefesselt und ausgeraubt. Dann muss er ein Schuldanerkenntnis unterschreiben. Hinter der Tat soll eine Frau aus Hünxe stecken, die er wohl einst geliebt, und die am Niederrhein einen Reitstall betrieben hat. Seit Montag steht die 35-Jährige in Essen vor Gericht – zusammen mit ihrem mutmaßlichen Schläger-Trupp.
Es war der Morgen des 5. September 2021, als der Hufschmied an einem Hof an der Lippehöfestraße auftauchte. Kaum war er angekommen, sprangen zwei Männer aus einem Bauwagen und schlugen mit Schlagstöcken aus Metall brutal zu. Der Hufschmied wurde gefesselt, zog sich allein am Kopf mehrere Platzwunden zu. Laut Anklage hatten die Täter auch ein Messer und eine Pistole dabei.
Hündin Erna samt Welpen verschwunden
Das Martyrium war angeblich erst vorbei, als das Opfer seine Unterschrift unter einen vorbereiteten Schuldschein setzte. Damit gab er zu, in den Reitstall seiner angeblichen Ex-Partnerin eingebrochen zu sein, aus dem unter anderem deren Hündin Erna samt sechs niedlichen Welpen gestohlen worden waren. Außerdem sollen auch noch Reitsättel und ein Pferd verschwunden sein.
Die 35-Jährige soll den Hufschmied schon vor der Bestrafungsaktion mit dem Einbruchs-Vorwurf konfrontiert und angeblich 10.000 Euro gefordert haben. Was der jedoch weit von sich wies.
Warum er überhaupt auf den verlassenen Hof in Marl gekommen ist? Am Rande des Prozessauftaktes sprach er von Schulden, die die 35-Jährige bezahlen wollte.
Opfer sollte nie wieder arbeiten können
Die Ärzte hatten neben den Platzwunden später auch einen ausgeschlagenen Eckzahn und Hämatome am ganzen Körper festgestellt. Die Augen waren blutunterlaufen, die Knie blutig. Außerdem wurde eine Gehirnerschütterung diagnostiziert.
Laut Anklage sollen die Täter auch immer wieder auf die linke Hand geschlagen haben. „Um diesen so stark zu verletzen, dass er seiner Arbeit als Hufschmied nicht mehr nachgehen kann“, heißt es dazu in der Anklage. Bei der Unterschrift unter das Schuldanerkenntnis soll den Tätern aufgefallen sein, dass er Linkshänder ist.
Umfeld einer Kampfsportschule
Außerdem wurde dem Opfer angeblich Reizgas ins Gesicht gesprüht, dessen Handy zerstört und 2400 Euro aus der Geldbörse mitgenommen.
Die ehemalige Reitstall-Betreiberin soll während der gesamten Zeit in der Nähe gewesen sein.
Der mutmaßliche Schlägertrupp soll aus Köln angereist sein. Laut Anklage kam er aus dem Umfeld einer Kampfsportschule. Zum Prozessauftakt hat sich noch keiner der Angeklagten zu den Vorwürfen geäußert. Mit den Urteilen ist voraussichtlich erst Ende April zu rechnen.