Seitdem die Insolvenz der Fakt AG bekannt ist, hatte man nicht mehr viel von ihrem Gründer Hubert Schulte-Kemper gehört. Sogar einem Gerichtsprozess um eine Millionen-Bürgschaft blieb er am Donnerstag fern. Jetzt überrascht Schulte-Kemper mit der Nachricht, dass ein neuer Investor für die Fakt AG gefunden ist.
Noch am Donnerstag hatte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters das Ende des Immobilienkonzerns verkündet, der viele Immobilienprojekte im Ruhrgebiet und darüber hinaus angestoßen hat. Sanierungsexperte Dr. Gregor Bräuer sieht keine Perspektive mehr für die Fakt AG. Er teilte der Belegschaft mit, dass der Geschäftsbetrieb voraussichtlich zum 1. Februar stillgelegt wird.
Aktien verkauft
Doch der Fakt-Gründer will das Unternehmen offenbar nicht aufgeben. „Die Fakt AG wird bestehen bleiben. Es gibt einen neuen Investor, der sie übernehmen wird“, sagte Schulte-Kemper im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Entscheidung sei am Montag letzter Woche gefallen. Er habe mit dem ehemaligen Vorstandsmitglied Norbert Boddenberg die Fakt-Aktien an den Investor verkauft. Der habe das Ziel, die Projekte des Immobilienkonzerns nach vorn zu bringen. Hubert Schulte-Kemper wörtlich: „Darüber sind wir in sehr guten Verhandlungen. Ich bin sehr zufrieden, dass wir das in den letzten Wochen erreicht haben. Das lässt mich ruhig schlafen. Ich bin guter Dinge und zuversichtlich.“

Weitere Fragen unserer Redaktion zu dem Investor und der Übernahme wollte Schulte-Kemper nicht beantworten. So bleibt offen, wer die Fakt AG retten will, für welche Summe sie verkauft wurde und wie viele Beschäftigte der neue Eigentümer übernehmen wird. Die Verbindlichkeiten bleiben jedenfalls, der Verkauf hat keinen Einfluss auf das Insolvenzverfahren.
Der Insolvenzverwalter hatte noch am Donnerstag bestätigt, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt wird. (Zum Zeitpunkt der Insolvenz waren es 45.) Bis einschließlich Januar sind ihre Gehälter über Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gesichert.
Kein Widerspruch gegen Versäumnisurteil
Am Donnerstag war Hubert Schulte-Kemper einem Prozess am Landgericht Essen ferngeblieben. Hier ging es um eine Million Euro, die er dem Frankfurter Unternehmens-Finanzierer creditshelf Solutions GmbH schuldet. Schulte-Kemper hatte für ein Darlehen der Fakt AG gebürgt, blieb aber Zahlungen schuldig. Die Richter erließen ein Versäumnisurteil.
Dieser Prozess sei ein Missverständnis, sagt der Fakt-Gründer nun: „Ich habe die Bürgschaft nie angezweifelt, mit keinem Wort. Deshalb werde ich auch keinen Widerspruch gegen das Urteil einlegen, die Forderung komplett anerkennen und erfüllen. Wir wollen, dass die jeden Pfennig bekommen.“
Finanzprobleme schon vor der Inflation
Er sei aber nach wie vor sehr krank und habe dem Landgericht zwei Briefe geschickt, mit der Bitte, den Termin bis Ende Januar zu verschieben. Dann habe er nichts mehr von dem Gericht gehört. Der Prozess sei überhaupt nicht notwendig gewesen.
Angesprochen auf die finanziellen Schwierigkeiten der Fakt AG, sagte Hubert Schulte-Kemper nur: „Wir sind nicht Schuld am Ukraine-Krieg und an zehn Prozent Inflation.“ Medienberichte, wonach der Aufsichtsrat der Fakt AG über die „mehr als angespannte“ Finanzlage schon am 25. Februar 2022 beraten hatte - also nur einen Tag nach dem russischen Überfall auf die Ukraine - wurden aber bisher nie dementiert.
Vier neue Insolvenzen
Mittlerweile haben auch die Marler-Stern-Betreibergesellschaften die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Der Betrieb des Einkaufzentrums Marler Stern ist dadurch aber in keiner Weise beeinträchtigt. Die Geschäfte sind und bleiben geöffnet. Das betont Rechtsanwalt Dr. Gregor Bräuer, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter auch dieser Gesellschaften bestellt wurde.
Insolvenzantrag beim Amtsgericht Essen stellten die Gruppengesellschaften Marler Stern Eins GmbH, Marler Stern Elf GmbH und WELI Marl GmbH Co. KG, deren Ziel es war, den Marler Stern als Projektentwickler neu zu beleben. Das Einkaufszentrum in Marl ist mit einer Verkaufsfläche von rund 58.000 m² eines der größten innerstädtischen Shoppingcenter in Nordrhein-Westfalen.
Auch für Ungarn-Projekt fehlt das Geld
Auch die Agriculture Park AG, das Herzensprojekt Hubert Schulte-Kempers, steht auf der Liste der Insolvenzbekanntmachungen: In Ungarn plant die 2020 gegründete Fakt-Tochter einen mehrere hunderte Hektar großen Gewächshauspark. Hier werden nach Schulte-Kempers Angaben Bebauungspläne für vier Millionen Quadratmeter Flächen erstellt. Eine Milliarde Euro sollte investiert werden.
Bereits in den Wochen zuvor hatten acht Tochtergesellschaften der Fakt AG Insolvenz angemeldet.