Fakt AG vor dem Ende Gläubiger klagen Million ein, Urteil gegen Schulte-Kemper

Fakt AG vor dem Ende: Gläubiger verklagen Hubert Schulte-Kemper
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Im November hatte die Konzernholding Insolvenz angemeldet. Gregor Bräuer wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Nun informierte er die Belegschaft darüber, dass der Geschäftsbetrieb der Fakt AG voraussichtlich zum 1. Februar stillgelegt wird. Das bestätigte ein Sprecher unserer Redaktion. Die Funke Mediengruppe hatte zuerst gemeldet, dass das Ende des Konzerns offenbar in Sicht sei.

Die Fakt Gruppe hatte eine Bilanzsumme (Vermögen und Kapital) von 520 Millionen Euro. Ihren Beschäftigten wird betriebsbedingt gekündigt. Zum Zeitpunkt der Insolvenz waren es 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Löhne und Gehälter waren für drei Monate gesichert. Bis Januar erhielten sie Insolvenzgeld der Arbeitsagentur.

Vor Gericht nicht erschienen

Die 2010 gegründete Holding Fakt AG besteht aus 35 Objektgesellschaften in Deutschland. Ihre Immobilien sollen weiter bewirtschaftet werden, um ihren Wert am Markt zu erhalten oder zu steigern. Dieser Prozess werde dauern, teilt der Sprecher des Insolvenzverwalters mit.

Mittlerweile gehen die ersten Gläubiger gegen den Gründer und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Hubert Schulte-Kemper vor. Die Frankfurter creditshelf Solutions GmbH fordert mehr als eine Million Euro zurück. Ihre Klage wurde am Donnerstag am Landgericht Essen verhandelt. Doch dort ließen sich weder Schulte-Kemper noch ein Anwalt blicken. Er sei erkrankt, finde keinen Rechtsbeistand und bitte um die Bestellung eines Notanwalts, teilte der ehemalige Fakt-Chef dem Gericht mit.

Hubert Schulte-Kemper
Hubert Schulte-Kemper baute die Fakt AG auf und bürgte für die Unternehmensgruppe. © Jürgen Wolter

Die Richter erließen ein Versäumnisurteil, weil Hubert Schulte-Kemper zur Verhandlung unentschuldigt nicht erschien. Er wird verurteilt, eine Million Euro und Zinsen in Höhe von fünf Prozent zurückzuzahlen. Außerdem trägt er die Kosten des Verfahrens. So haben die Kläger eine Entscheidung erwirkt und verhindert, dass der Fakt-Gründer den Prozess weiter verzögert. Durch sein Fehlen nahm er sich die Möglichkeit, den Vortrag der Kläger anzugreifen. Dadurch erhöht sich für ihn die Gefahr, rechtskräftig verurteilt zu werden.

Hubert Schulte-Kemper hat nun zwei Wochen Zeit, Einspruch einzulegen und das Urteil anzufechten. Wird seinem Einspruch stattgegeben, dann wird der Prozess am Landgericht Essen neu verhandelt. Andernfalls hat das Urteil Rechtskraft.

Undurchsichtige Darlehensgeschäfte

Die 6. Zivilkammer des Landgerichts Essen hält die Klage der creditshelf für schlüssig und begründet: Es gebe nichts in der Akte, was ihrem Anspruch entgegensteht, sagte der Vorsitzende Richter Dr. Stefan Ostheide.

Vorstandschef Hubert Schulte-Kemper hatte für ein Darlehen der Fakt AG gebürgt, soll aber Zahlungen schuldig geblieben sein. Das Darlehensgeschäft wurde auf eine Reihe von Finanzfirmen übertragen - was es nicht gerade transparent macht. Die Anwälte der creditshelf sind ermächtigt, die Forderung für die Obotritia Capital KGAA, eine private Investmentgesellschaft aus Potsdam, einzuklagen. (Aktenzeichen 6 O 250/22).

Chancen für den Marler Stern?

Seit der Insolvenz der Fakt AG steht hinter vielen ihrer Großprojekte ein Fragezeichen. Das Einkaufszentrum Marler Stern hat Investor Hubert Schulte-Kemper wieder strahlen lassen. Mit dem Fashion Outlet, attraktiven Geschäften in der unteren Ladenpassage und Szene-Gastronomie nebenan gewann der Stern deutlich an Attraktivität. Doch zurzeit stockt die Sanierung des Riegelhaus-Parkhauses (530 Stellplätze) und des Karstadt-Parkdecks (250 Stellplätze) - was wiederum den Ausbau des Fashion-Outlets behindert.

Annika Kriebel, Senior Managerin des Fashion Outlets im Marler Stern, meint, dass sich nun durch das Aus für die Fakt AG vielleicht sogar neue Chancen ergeben. Die Outlet Evolution glaube weiter an den Standort Marler Stern und wolle den Ausbau des Fashion Outlets in der oberen Etage des Einkaufszentrums vorantreiben.