„L‘immensità – Meine fantastische Mutter“ spielt in Rom um 1975, ein Familienporträt, das auch das Flair der Zeit einfängt. Die Kerle waren Machos, die Damen eher Zierde des Heims und ihres Mannes. Wenn der Göttergatte nach Hause kommt, dampft Essen auf dem Tisch.
Auch für Kindererziehung ist Mutti zuständig, Papa hat Arbeit am Hals. Wenn hier also jemand den Laden am Laufen hält, sind es die Frauen. Erzählt wird das in episodischen Schlaglichtern, die sich zu einem größeren Sittenbild zusammensetzen.
Tänzchen im Esszimmer
Carla (Cruz) hat einen guten Draht zu ihren Sprösslingen. Sie dreht die Musik auf und tänzelt mit den Kindern durchs Esszimmer. Gemeinsam decken sie den Tisch – als verspielte Performance, wohl die heiterste Szene. Später kippt ein Gottesdienst in eine Choreografie zur Musik von Adriano Celentano: ein Tagtraum.
Clara kann super mit Kindern. Ihrem Mann Felice (Vincenzo Amato) geht Feingefühl ab, er verteilt auch mal Backpfeifen. Wen wundert’s, dass die Kids auf Carla fixiert sind. Zentralfigur ist die etwa 13-jährige Adriana (Luana Giuliani), die „Andreas“ genannt werden will, da sie sich als Junge fühlt. Geschlechter-Identität war damals zementiert, keine Toleranz, keine Freiräume.
Eine Passionsgeschichte
„Alle tuscheln über Adri und ihre Macke“, pfeift Felice Carla an: „Weil Du sie nicht erzogen hast!“ Die Schuldfrage wäre also geklärt. Mit Blick auf Adri ist „L‘immensità“ ein Coming of Age-Film, mit Blick auf Carla Passionsgeschichte.
Ihr Mann geht fremd. Carla bleibt der Kinder wegen, muss aber in die Nervenklinik. Penélope Cruz spielt großartig und mit Tiefe, ob betrübt oder fröhlich. In einer intelligenten Kino-Ode an die Frauen, die deren Leben in den ach so „befreiten“ 1970ern abbildet. In Carlas Rom sieht man von Freiheit keine Spur.
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