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Macht es wie Frankreich: Ohne Impfung nicht ins Kino, Stadion, Restaurant und zur Schule
Meinung
Nicht ins Kino oder Stadion, Lehrer und Erzieher müssten wöchentlich einen PCR-Test selbst bezahlen. Unser Autor schlägt harte Maßnahmen für Menschen vor, die sich nicht impfen lassen wollen.
Es wird Zeit, uns auf den Herbst vorzubereiten. Die Alarmsignale, die das Coronavirus derzeit wieder schickt, müssen Anlass zu einem radikalen Umdenken sein. Dabei sind zwei Punkte von entscheidender Bedeutung.
1. Völlig zurecht soll die 7-Tage-Inzidenz bei der Bewertung der Lage nicht mehr das alleinige Kriterium sein. Denn die Frage, wie viele Menschen sich in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohnern mit Corona infiziert haben, ist eine rein zahlenmäßige Erfassung.
Sie sagt aber auch gar nichts darüber aus, wie schwer jemand tatsächlich erkrankt ist oder ob überhaupt, denn: Viele Infizierte merken überhaupt nicht, dass sie infiziert wurden, weil sie keinerlei Symptome haben.
Alle Maßnahmen hatten nur ein Ziel
Von Anfang an war es Ziel aller Maßnahmen, die Pandemie so weit in den Griff zu bekommen, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Das ist bisher gelungen. An einigen Tagen wurde es in mancher Stadt oder Region zwar eng, mehr aber auch nicht.
Aktuell ist die Zahl der Menschen, die mit Covid in Krankenhäusern behandelt werden, sehr niedrig. Deshalb gibt es keinerlei Rechtfertigung, die Freiheitsrechte aller Menschen einzuschränken, selbst wenn die pure Inzidenz steigt. Die Situation in den Krankenhäusern muss zwingend zum entscheidenden Kriterium werden, wie wir mit der Pandemie umgehen.
2. Uns allen müsste klar sein, dass wir das Virus ebenso wenig aus der Welt schaffen werden wie etwa das Aids-Virus. Wir müssen damit leben. Anders als bei Aids haben wir beim Coronavirus dazu ein ganz hervorragendes Mittel in der Hand: die Impfung mit hochwirksamen Wirkstoffen. Damit das Virus nicht immer neue Wellen von Erkrankten und mit Mutationen immer neue Varianten produziert, müssen sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen.
Wir sollten zwar niemanden zu einer Impfung zwingen, aber: Wenn sich jemand nicht impfen lassen will, muss dieser Mensch die Konsequenzen dafür tragen, dass er nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere eine Gefahr darstellt: Für Kinder, für die es noch keinen Impfstoff gibt, aber auch für die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Sie zu schützen, dafür trägt jeder einzelne in unserer Gesellschaft eine Mitverantwortung.
Emmanuel Macron als Vorbild
Vor diesem Hintergrund halte ich den Weg, den der französische Präsident Emmanuel Macron jetzt gehen will, für absolut richtig: Wer nicht genesen oder geimpft ist, der soll künftig keinen Zutritt mehr zu Orten haben, an denen sich viele Menschen versammeln. Das heißt: Zutrittsverbot fürs Kino, Theater, Restaurant und Stadion. Ansonsten dürften ungeimpfte Menschen nur rein, wenn sie einen aktuellen verlässlichen PCR-Test vorweisen können – also nicht den relativ preiswerten Schnelltest, sondern den Test mit Laboruntersuchung.
So ein PCR-Test kostet schnell 60, 70 oder auch 80 Euro. Die Kosten dafür dürfte die Allgemeinheit nur für jene tragen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen dürfen, alle anderen müssten den Test selbst bezahlen. Das scheint mir ein sinnvoller Weg zu sein, die Menschen davon zu überzeugen, dass Impfen vielleicht doch keine so schlechte Idee ist.
In einem Punkt allerdings scheint mir Macron zu weit zu gehen. Er plant eine Impfpflicht für Pflegende. Das halte ich – noch – für keine so gute Idee. Besser wäre es, sich den sonstigen Umgang mit Ungeimpften zum Vorbild zu nehmen und Entsprechendes auch für Lehrerinnen, Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher vorzuschreiben. Wer sich aus diesen Personengruppen nicht impfen lassen will, der müsste mindestens einmal in der Woche einen selbst finanzierten PCR-Test vorlegen. Tut er das nicht, dürfte er nicht arbeiten und bekäme dafür dann auch kein Geld. Ich bin sicher, dass das die Impfbereitschaft erheblich steigern würde.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
