Ministerpräsident Wüst weint nach Gespräch mit Geflüchteten in Unna

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Ministerpräsident Wüst weint nach Gespräch mit Geflüchteten in Unna

rnUkraine-Krise

30 Flüchtlinge aus der Ukraine sind bereits in der Aufnahmestelle in Unna-Massen eingetroffen. Ministerpräsident Hendrik Wüst erfuhr vor Ort, dass es derzeit kaum freie Plätze gibt.

von Dirk Becker, Kevin Kohues

Unna

, 03.03.2022, 09:04 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Krieg in der Ukraine hat nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) schon mehr als eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Die meisten sind in den westlichen Nachbarländern der Ukraine untergekommen. Einige haben aber auch bereits Unterschlupf in der Aufnahmestelle für Vertriebene, Flüchtlinge, Aus- und Umsiedler und Asylbewerber in Unna-Massen gefunden.

Eine Geste des Mitgefühls: Ministerpräsident Hendrik Wüst (l.) und Minister Dr. Joachim Stamp (r.) sagten den Flüchtlingen aus der Ukraine ihre Unterstützung zu.

Eine Geste des Mitgefühls: Ministerpräsident Hendrik Wüst (l.) und Minister Dr. Joachim Stamp (r.) sagten den Flüchtlingen aus der Ukraine ihre Unterstützung zu. © picture alliance/dpa/Land NRW

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) war an diesem Donnerstag (3. März) vor Ort, um sich ein Lagebild zu verschaffen. Begleitet wurde er vom stellvertretenden Ministerpräsidenten und Minister für Flüchtlinge und Integration, Dr. Joachim Stamp (FDP), sowie dem Landrat des Kreises Unna, Mario Löhr (SPD). Auch Unnas Bürgermeister Dirk Wigant war vor Ort.

Beim Ministerpräsidenten fließen Tränen

Wirkte Wüst in seinem ersten Statement noch abgeklärt und ganz Polit-Profi, flossen zum Abschied auch einige Tränen. Die Gespräche mit einigen Geflüchteten hatten ihn sichtbar gerührt. Auch Landrat Mario Löhr machte deutlich, wie ergreifend die Gespräche mit den Menschen aus der Ukraine waren, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. „Die Bilder, die wir aus Kiew und anderen Städten sehen, sind eben gefiltert. Was die Menschen aus der Ukraine berichten, ist erschütternd.“

Hendrik Wüst wirkte tief betroffen, nachdem er mit Flüchtlingen aus der Ukraine gesprochen hatte. Später flossen sogar ein paar Tränen.

Hendrik Wüst wirkte tief betroffen, nachdem er mit Flüchtlingen aus der Ukraine gesprochen hatte. Später flossen sogar ein paar Tränen. © picture alliance/dpa

30 Frauen, Kinder und Männer aus der Ukraine hatten bis Donnerstagvormittag eine Unterkunft in Massen gefunden. In der Einrichtung, die früher als Landesstelle bekannt war und später den Namen Erstaufnahme-Einrichtung (EAE) bekam, leben sie mit 540 weiteren Menschen. „Wir haben theoretisch jetzt nur noch für 30 weitere Personen Platz“, erklärte Löhr, dass eine Aufstockung der Kapazitäten erforderlich sein wird. „Mit dieser Forderung treten wir an das Land NRW heran.“

Keine Prognose zu möglichen Flüchtlingszahlen

Eine Prognose, wie viele Flüchtlinge in den Kreis Unna kommen könnten, wagten weder Wüst und Löhr, noch der zuständige Minister Dr. Joachim Stamp. Auch die Bezirksregierung, für die der Kreis Unna die Aufnahmestelle betreibt, nennt bislang keine Zahlen. Stamp machte in Unna aber deutlich, dass die Situation mit der im Jahr 2015 nicht zu vergleichen sei.

Dabei verwies er insbesondere darauf, dass die Geflüchteten diesmal fair auf alle EU-Länder verteilt würden. Stamp: „Verhandlungen wie damals, wer vielleicht noch 100 Flüchtlinge nimmt, wird es nicht mehr geben.“

Anders als 2015 sei Deutschland diesmal auch kein klassisches Zielland für die in die Flucht getriebenen Menschen. Viele steuerten die Nachbarländer westlich der Ukraine an. Dort haben viele Verwandte oder Bekannte, die sie aufnehmen.

Auch in Nordrhein-Westfalen seien bereits etliche Flüchtlinge privat aufgenommen worden.

Die Politiker dankten für die große Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Wer spenden wolle, solle lieber Geld als Sachspenden zur Verfügung stellen, appellierte Wüst: „Geld hilft auch aus logistischen Gründen derzeit mehr.“

Landrat Mario Löhr, Ministerpräsident Hendrik Wüst und Minister Joachim Stamp gaben zum Abschluss ihres gemeinsamen Besuches in der Aufnahmestelle für Flüchtlinge Pressestatements ab. Alle drei forderten ein sofortiges Ende der Kriegshandlungen in der Ukraine.

Landrat Mario Löhr, Ministerpräsident Hendrik Wüst und Minister Joachim Stamp gaben zum Abschluss ihres gemeinsamen Besuches in der Aufnahmestelle für Flüchtlinge Pressestatements ab. Alle drei forderten ein sofortiges Ende der Kriegshandlungen in der Ukraine. © picture alliance/dpa

Allesamt forderten Wüst, Stamp und Löhr auch ein Ende des Krieges. Wüst wählte dazu ebenso drastische wie zutreffende Worte: „Herr Putin, die Angst in den Augen dieser Kinder ist Ihre Schande und wird Sie bis zu ihrem Lebensende verfolgen.“ Und er ergänzte: „Wir wollen, dass Kinder wieder Kinder sein können.“

Wir berichteten live vom Wüst-Besuch in der Aufnahmestelle Unna. Den Stream sehen Sie hier noch einmal in voller Länge:


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