
Richtig runterkommen. Das gelingt am besten mit schönem Wetter, gutem Essen und einem Buch - alles gemeinsam an einem fremden Ort, im heimischen Garten oder auf Balkonien. © Pixabay
Leichtfüßig, spannend oder abgründig: Lektüretipps für den Urlaub
Freizeittipps NRW
Sie sind der Meinung, zwei bis drei fesselnde Romane gehören in jedes gut sortierte Reisegepäck? An diesen Erzählungen, Krimis und spannenden Debüts führt in diesem Sommer kein Weg vorbei!
Sommer, Sonne, Seiten blättern: Im Urlaub nutzen viele Leseratten die freie Zeit, um ihren stetig wachsenden Stapel ungelesener Bücher „abzuarbeiten“. Vor allem Krimis und berührende Familiengeschichten erfreuen sich dabei großer Beliebtheit – wer allerdings einen echten Anti-Sommerroman sucht, wird hier ebenfalls fündig.
Der große Sommer
Dem jungen Protagonisten Frieder steht alles andere als ein entspannter Sommer bevor: In der Schule läuft es nicht rund, sodass in Mathe und Latein Nachprüfungen anstehen. Nun heißt es in den Ferien Büffeln beim mürrischen Großvater, statt mit der Familie in den Urlaub zu fahren. Welch Drama, wären da nicht Alma und Johann sowie dieses hübsche Mädchen „im flaschengrünen Badeanzug“ – Beate! Die gefeierte Coming-of-Age-Erzählung von Ewald Arenz kommt klug und hellsichtig daher, und ist seit kurzem auch als Taschenbuch erhältlich.
Ewald Arenz: Der große Sommer, Dumont

Der große Sommer © Dumont
Nordstadt
Annika Büsings Debüt „Nordstadt“ erzählt auf schlanken 128 Seiten von Hoffnungen, die „so tief wie der Novemberhimmel“ hängen. Im Mittelpunkt: Die Bademeisterin Nene, Anfang Zwanzig und auf der Suche nach einem Happy End. Doch was tun, wenn „das Unglück eine ganz eigene Maßeinheit“ hat? Als Nene im Schwimmbad Boris kennenlernt und in seine Puma-Augen blickt, scheint sich das Blatt endlich zu wenden. Doch leicht ist es nicht, sich in sein Herz „zu zecken“, wie Büsing so treffend schreibt: Boris war einst an Kinderlähmung erkrankt und schaut mit Verachtung auf die Welt …
Annika Büsing: Nordstadt, Steidl Nordstadt
© Steidl
Ein Sommer in Niendorf
Dieser von Heinz Strunk skizzierte „Sommer in Niendorf“ ist befremdlich, bitterböse, trostlos – und einfach absolut lesenswert! Der Hamburger Musiker und Autor („Der goldene Handschuh“) schickt seinen Protagonisten namens Roth für eine längere Auszeit ins kleinbürgerliche Ostseebad Niendorf. Dort angekommen, möchte er in aller Abgeschiedenheit ein wichtiges Buch verfassen, wird jedoch schon bald vom penetranten Strandkorbverleiher Breda und dessen Freundin Simone davon abgehalten und schrittweise ins Unheil gestürzt. Aus der Zufallsgemeinschaft erwächst eine Art Abhängigkeit; immer weiter gerät Roth in einen Strudel aus Elend, Alkohol und Selbstaufgabe. Die Kritik feiert Strunks „Sinn fürs Grobe“ – wer einen echten Anti-Sommerroman sucht, wird hier fündig.
Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf, Rowohlt Ein Sommer in Niendorf
© Rowohlt
Bretonische Nächte
Die Strandlektüre schlechthin geht in ihre bereits elfte Runde: Der neueste Fall von Kommissar Dupin, ins Leben gerufen von Autor Jean-Luc Bannalec, führt den Ermittler und sein Team auf das Gelände einer geschichtsträchtigen Abtei, wo Dupins Kollege Inspektor Kadeg Schicksalhaftes erfahren muss: Seine 89-jährige Tante ist dort verstorben, kurz zuvor heimgesucht von einer ganzen Reihe an „Vorzeichen des Todes“. Im Zuge der Untersuchungen mehren sich nicht nur allerlei Merkwürdigkeiten, sondern auch die Anzeichen dafür, dass Kadegs Familie etwas Geheimnisvolles zu verbergen hat … Gewohnt atmosphärisch dank grandios beschriebener Landschaften und viel Cidre.
Jean-Luc Bannalec: Bretonische Nächte: Kommissar Dupins elfter Fall, KiWi Bretonische Nächte
© Kiepenheuer & Witsch
Der Papierpalast
Laut Christine Westermann („WDR 5 Buch“) ist beim Lesen des Werks von Miranda Cowley durchaus zu erahnen, dass die hier erzählte, „unglaublich gute Geschichte“ auf ein spektakuläres Ende hinausläuft – wirklich sicher sein könne man sich 441 Seiten lang jedoch nicht. „Der Papierpalast“ erzählt von der 50-jährigen, und eigentlich glücklich verheirateten, Elle Bishop, die sich entscheiden muss: Ehemann und Familie treu bleiben oder alles für einen Jugendfreund, mit dem sie einst eine unvergessliche Nacht verbracht hat, hinter sich lassen? Im titelgebenden „Papierpalast“ – dem Sommerhaus der Familie – muss die Entscheidung innerhalb eines einzigen Tages fallen. Ein absolutes Sommerbuch!
Miranda Cowley Heller: Der Papierpalast, Ullstein Der Papierpalast
© Ullstein
Man vergisst nicht, wie man schwimmt
Der Autor und Podcaster Tommi Schmitt sagte es bereits im Frühjahr voraus: Christian Hubers „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ habe das Potential für den „Roman des Sommers“. Die Story: Der 15-jährige Pascal tut sich schwer damit, die großen Ferien in seinem Heimatkaff Bodenstein zu genießen. Sommer, das bedeutet Freibad, Beckenrand, Herumalbern im Wasser und eben fast alle Klamotten von sich zu werfen. Doch da ist eine Sperre; Pascal hat es sich verboten, Haut zu zeigen, jemanden zu berühren, und erst recht, sich zu verlieben. Bis das rothaarige Zirkusmädchen Jacky auftaucht … Christian Huber fängt mit seinem vierten Werk den Zauber und die Melancholie der Jugend treffsicher ein.
Christian Huber: Man vergisst nicht, wie man schwimmt, dtv Man vergisst nicht wie man schwimmt
© dtv
Sommerschwestern
Die Zutaten für Monika Peetz‘ Bestseller lauten: vier Schwestern, drei Generationen und eine mysteriöse Einladung an die Nordsee. Diese erfolgt von der recht eigensinnigen Mutter vier ungleicher Schwestern, und führt das Quartett an den Ferienort ihrer Kindheit. Fragen tun sich auf, beim Kofferpacken: Was hat die Mutter ihren Töchtern zu sagen? Warum diese plötzliche Zusammenkunft? Familiäre Idylle herrschte unter den „Sommerschwestern“ schon damals ohnehin nur im Urlaub, dort, zwischen Campingplatz, Dorf und Strand. Doch als der Vater eines Tages auf dem Weg zum Strand tödlich verunglückte, war es auch damit vorbei. Nun, 20 Jahre später, gerät das Familiengefüge erneut ins Wanken … Berührende, und dennoch leichtfüßige Strandlektüre.
Monika Peetz: Sommerschwestern, KiWi Sommerschwestern
© Kiepenheuer & Witsch
Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken
Treffen sich ein Lama, ein (ohnmächtiger) Clown und ein Mann, der sich an eine Kühlbox klammert, im Atlantischen Ozean – so das skurrile Setting des Debütromans von Florian Weber (Sportfreunde Stiller). Wie es zu dieser misslichen Lage kommen konnte, ist dem besagten Mann, Heinrich Pohl, absolut schleierhaft, doch mit Hilfe von Erinnerungsfetzen versucht er, sich die lebensbedrohliche Situation zu erklären. Pohl streift dabei seine Kindheit, erinnert sich an das Antiquitätengeschäft seines Onkels in München sowie an eine Reise nach Amerika. Florian Weber inszeniert mit „Die Wundersame Ästhetik …“ einen absurd-komischen Roadtrip und eine berührende Familiengeschichte zugleich.
Florian Weber: Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken, Penguin Random House Die wundersame Aesthetik der Schonhaltung beim Ertrinken
© Penguin Random House
Am roten Strand
Mit „Am roten Strand“ schickt der Krimiautor Jan Costin Wagner seine Ermittler Ben Neven und Christian Sandner in die zweite Runde: Das Duo hat soeben ein entführtes Kind befreit und einen Täter gefasst, als klar wird, dass der Fall noch weitaus größere Dimensionen besitzt. Ein ganzes Täter-Netzwerk tut sich im Internet auf, während zeitgleich ein Verdächtiger in Untersuchungshaft auf rätselhafte Weise ums Leben kommt. Als klar wird, dass auch frühere Opfer der Peiniger in den Fall verwickelt sind und auf Rache sinnen, könnte sich die Situation für Neven und Sandner kaum paradoxer gestalten: Gleichzeitig müssen sie die Verbrecher, die sie jagen, vor einer unbekannten Bedrohung schützen.
Jan Costin Wagner: Am roten Strand, Galiani Am roten Strand
© Galiani