Eine Kundin kauft im Supermarkt Lebensmittel ein.

Die Themen Klima und Umwelt sind 84 Prozent der Deutschen bei der Ernährung wichtig oder sehr wichtig. Beim Einkaufen fühlen sich viele aber überfordert, Entscheidungen für eine umweltfreundliche Ernährung zu treffen. © picture alliance/dpa

Studie: So wirken Supermarkt-Lebensmittel auf Umwelt und Gesundheit

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Sich gesund ernähren und die Umwelt dabei schützen - das wollen immer mehr Verbraucher. Doch wie soll man Supermarkt-Produkte wie Chips und Limo bewerten? Eine Studie klärt auf.

Oxford/Berlin

, 10.08.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer beim Lebensmitteleinkauf der Umwelt etwas Gutes tun will, sollte Fleisch, Fisch und Käse meiden und lieber verstärkt zu Obst, Gemüse und Brot greifen. Das belegt eine britische Studie, in der die Umweltauswirkungen von mehr als 57.000 im Supermarkt erhältlichen Produkten eingeschätzt wurden, darunter viele verarbeitete Lebensmittel. Wie die Autoren in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“) zudem berichten, weisen viele nahrhafte Produkte eine geringe Umweltbelastung auf.

Dass heimisches Obst und Gemüse eine bessere Umweltbilanz hat als zum Beispiel Fleischprodukte, ist nicht neu. Vor zwei Jahren berechnete bereits das Ifeu-Institut in Heidelberg in einer Studie den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln in Deutschland und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Butter, Garnelen, Bio-Rindfleisch hatten eine extrem hohe CO2-Bilanz im Gegensatz zu zum Beispiel Tomaten aus Südeuropa. Der CO2-Fußabdruck bezeichnet die Menge an Emissionen, die ein Mensch innerhalb einer bestimmten Zeit oder ein Produkt bei der Herstellung verbraucht.

Die Themen Klima und Umwelt sind 84 Prozent der Deutschen bei der Ernährung wichtig oder sehr wichtig. Das berichtet der aktuelle Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich, dass Tiere in der Landwirtschaft besser gehalten werden und bevorzugen regionale und saisonale Lebensmittel. Auch vegetarische und vegane Produkte gehören für sie zur Ernährung dazu, wie der Ernährungsreport zeigt. Gleichzeitig fühlen sich 27 Prozent weniger oder gar nicht gut über die entsprechenden Zusammenhänge informiert.

Tatsächlich scheinen sich nicht wenige Verbraucher überfordert zu fühlen, wenn es darum geht, Entscheidungen für eine umweltfreundliche Ernährung zu treffen. Hinzu kommt, dass Supermarktprodukte häufig aus Kombinationen verschiedener Zutaten bestehen, die nicht unbedingt detailliert auf der Verpackung aufgeführt werden. Daher war es bisher nicht so einfach, diese zusammengesetzten Produkte auf ihre Öko-Bilanz hin zu untersuchen.

Ökologischer Fußabdruck von verarbeiteten Lebensmitteln

Um die Umweltfolgen solcher Produkte besser abschätzen zu können, hat ein Team unter Leitung von Forschern der Universität von Oxford einen Algorithmus entwickelt, mit dem es die Gesamtwirkungen von mehr als 57.000 im Einzelhandel erhältlichen Lebensmitteln und Getränken im Vereinigten Königreich und Irland abschätzte. Die Autoren quantifizierten dabei etwa die Auswirkungen der Lebensmittel auf Treibhausgasemissionen, Landnutzung und Wasserverbrauch.

Tierische Produkte schneiden schlecht ab

Den höchsten Wert erreichten in der Studie Produkte aus getrocknetem Rindfleisch wie Biltong oder Beef Jerky - derartige Dörrfleisch-Produkte finden sich als Snacks auch hierzulande in immer mehr Supermärkten. In der Regel hatten Produkte aus Fleisch (insbesondere rotes Fleisch), Fisch und Käse eine eher höhere Umweltbilanz, während sich viele Desserts und Backwaren im mittleren Bereich und Produkte aus Obst, Gemüse, Zucker und Mehl wie Suppen, Salate, Brot und viele Frühstücksflocken am unteren Ende der Skala befanden. Auch Chips und gesüßte Getränke schnitten bei der Umweltbilanz recht gut ab - gesund sind sie jedoch nicht.

In der Studie wurden zudem die Umweltfolgen von Fleisch und Fleischalternativen, darunter Würstchen oder Burger auf pflanzlicher Basis, verglichen. Dabei wiesen viele der Alternativprodukte nur ein Fünftel bis weniger als ein Zehntel der Umweltauswirkungen ihrer fleischbasierten Äquivalente auf.

Mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte - weniger tierische Produkte

„Die britischen Ergebnisse decken sich insgesamt mit dem, was wir für die aktuellen Ernährungsgewohnheiten in Deutschland ermittelt haben“, kommentiert Rolf Sommer, Leiter des Bereichs Landwirtschaft und Landnutzung beim WWF Deutschland, in einer unabhängigen Einschätzung. „Wir sind vielfältig abhängig von den Ökosystemleistungen einer intakten Natur“, führt Sommer aus. „Unsere Ernährungsmuster gefährden daher unsere eigene Ernährungssicherheit.“ Der Agrarexperte fasst zusammen: „Mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse und dafür weniger tierische Produkte, das ist eine gute Formel für die Umwelt und die eigene Gesundheit.“

Nachhaltige Lebensmittel sind nahrhafter

Diese Empfehlung passt nicht nur zu den globalen Leitlinien der „Planetary Health Diet“, die 2019 von der „Eat-Lancet“-Kommission vorgestellt wurden und Zielvorgaben für eine ausgewogene und umweltgerechte Ernährung enthalten. Sie verweisen auch auf eine andere Feststellung der aktuellen Studie. Deren Autoren beobachteten, dass nachhaltigere Lebensmittel tendenziell auch nahrhafter seien.

Die Analyse zeigte zudem große Unterschiede innerhalb einer Produktkategorie. Je nach Inhaltsstoffen und Zusammensetzung könnten beispielsweise unterschiedliche Pesto-Saucen deutlich voneinander abweichende Umweltauswirkungen und Nährwerte haben, ähnliche Vergleiche stellten die Forscher für Kekse, Lasagne und Würstchen an.

Für die Autoren bedeutet dies, dass selbst Verbraucher, für die eine größere Ernährungsumstellung nicht möglich oder attraktiv genug ist, durch die Wahl bestimmter und entsprechend gekennzeichneter Lebensmittel einen Beitrag zur Verringerung der Umweltfolgen und für ihre eigene Gesundheit leisten könnten. Es wäre zum Beispiel möglich, eine Lasagne mit Gemüse oder Schweinefleisch zuzubereiten, beziehungsweise im Supermarkt die Rindfleischlasagne gegen die anderen Alternativen zu tauschen. Das ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch gesünder. Der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch soll laut Studien die Entstehung von Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes begünstigen.

Insgesamt hoffen die Forscher darauf, dass die von ihnen entwickelte Methode einen ersten Schritt bildet, der Verbrauchern, Einzelhändlern und politischen Entscheidungsträgern ermöglicht, fundierte Entscheidungen über die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln und Getränken zu treffen.

dpa/bär

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