„1937 erschien der erste abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios mit dem Titel: ,Schneewittchen und die sieben Zwerge‘. Oder soll man heute besser sagen: ,Schneewittchen und die sieben Kleinwüchsigen‘? Muss der Film nun im Jahr 2024, bevor er öffentlich gezeigt wird, umbenannt werden? Wie gehen wir mit dem Lied ,Zehn kleine Negerlein‘ um, das im 19. Jahrhundert entstand. James Krüss hatte 1963 mit diesem Titel eine musikalische Reise durch die Welt des Einmaleins geschaffen. Sprechen wir nun von den ,Zehn kleinen people of colour‘. Das Lied vom ,Zigeunerjungen‘ von der unvergessenen Sängerin Alexandra müsste wohl in ,Sinti- oder Roma-Junge‘ umgetextet werden. Darf das Lied im Original nicht mehr im Radio gespielt werden? (…) Wörter für sich alleine als rassistisch einzustufen, halte ich für bedenklich. Rassistisch werden sie erst im Kontext durch ihren Anwender und dessen Zuhörer.“ Rüdiger Denker, Dortmund
„Sie haben von mir noch nie eine E-Mail erhalten, doch es ist mir seit längerem ein Bedürfnis, Ihnen zu sagen, dass ich Ihre Serie „Alles sagen!“ wirklich großartige finde! Ich lese dies Artikel fast immer mit großem Interesse und freue mich über die sachliche Aufarbeitung von vielen Themen. Weiter so! Und Danke.“ Berthold Budde
„Die Idee, dieses Thema zu diskutieren finde ich großartig. Viele Bezeichnungen werden durch die Entstehungsgeschichte entschärft, andere als überflüssig oder problemlos vermeidbar erkannt. Der Weg führt über die Befragung der Person bzw. Personengruppen. Es ist m.E. nicht schwer, Rücksicht zu nehmen. Unsere Sprache bietet so viele Möglichkeiten.“ Bruno Lindemann, Dorsten
„Wörter sind Wörter, und sie sagen alleine nichts über unsere Gesinnung aus. Sie können aber verletzend oder erniedrigend wirken, auch wenn keine üble Gesinnung dahintersteckt.
Darum soll die Benutzung schon gut überlegt werden. Aber bitte immer den Ball flach halten. Macht kein Fass auf, wo keines ist. Wir können nicht unsere Kindheit, in der noch belastete Wörter verwendet wurden, korrigieren, ebenso wenig die Literatur, Dokumentationen und Filme. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, schon aber die Gegenwart und die Zukunft.
Aber nicht um jeden Preis muss ein nicht ganz korrektes Wort durch ein Bürokratenwort ersetzt werden. Von mir aus kann weiter eine Tagesmutter gesucht werden, wenn auch Männer zugelassen sind. Vielleicht entwickelt sich in diesem Bereich ein ganz neues Wort, wie es beim Mobiltelefon der Fall war: Handy. Sprache muss leben und Kitt zwischen den Menschen sein, kein Hindernis.“ Bruno König, Legden
„Ihre Serie „Alles sagen!“ finde ich exzellent, eine breite, differenzierte und faire Diskussion über unliebsame Themen brauchen wir meiner Meinung nach dringend. Dafür herzlichen Dank!“ Frank Pawellek, Dorsten
„Zigeunersauce wird mit Paprika und Tomaten hergestellt, somit der Bezug zur Zigeunerküche. Jägersoße wird mit Champignons zubereitet und nicht mit Jägern, also, ist das auch rassistisch? Vielleicht eine Diskriminierung dieser Berufsgruppe? Was sagen eigentlich die Amerikaner oder Berliner zu der Bezeichnung bestimmter Gebäckteilchen? (…)
Bevor man sich weiterhin auf dem Gebiet der kulturellen Aneignung oder diskriminierenden Sprache verrennt, sollte man doch versuchen alle Seiten zu betrachten. Dieser Trend (…) dient schlicht und einfach der weiteren Spaltung der Gesellschaft und ich sehe diese Sprachentwicklung kritisch, auch lächerlich, wenn in literarischen Werken bestimmte Wörter ausgetauscht werden sollen. Das sehe ich als Verunglimpfung von Kunst!“ Petra Urban, Recklinghausen
„Jetzt erst recht, ich lasse mir den Mund doch nicht verbieten, denn noch entscheide ich selber, was ich sagen darf oder besser nicht, bzw. wie im Artikel der genannte Sprachwissenschaftler Professor Thomas Niehr behauptet, dass am Ende immer die Sprachgemeinschaft, bzw. die Gesellschaft ein Quo vadis über eine erlaubte Sprachverwendung abgibt. Die Argumentation von Herrn Niehr und seinesgleichen halte ich persönlich für absoluten Humbug hoch zehn!“ Thomas Möllenhoff, Haltern am See
„Dass man Wörter wie ,Neger-/Mohrenkuss‘ oder ,Zigeunersauce‘ aus guten Gründen heute nicht mehr gebrauchen sollte: Geschenkt! Aber ich habe den Eindruck, dass inzwischen aus Gründen der politischen Korrektheit das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird; Ihr Text nennt Beispiele wie ,Schwarzfahren‘ oder ,Tagesmütter‘.
Dahinter steht meines Erachtens oft eine vermeintlich linke diffuse Anti-Diskriminierungs-Haltung, die schnell mit Begriffen wie Rassismus oder Kolonialismus bei der Hand ist, sie aber zu bloßen Etiketten macht, weil sie ihren historisch-politischen Kontext ausblendet. Eine solche Haltung führt dann über die sprachliche Ebene hinaus zu solch abstrusen Vorkommnissen, dass in einem Kindergarten der Weihnachtsbaum verbannt wurde, weil er als christliches Symbol die Gefühle anderer Kinder verletzen könnte; er ist schlicht kein christliches Symbol! Solche Verkrampfungen erinnern mich an den Versuch in der DDR, den Weihnachtsengel in ,geflügelte Jahresendfigur‘ umzubenennen.“ Jürgen Schedler, Recklinghausen
„Mein Leserbrief ist satirisch gemeint: Im Fall der Umbenennung von Mohrenstraßen oder Mohrenapotheken und Mohrenrestaurants weiß ich eine sehr preiswerte Lösung: Ö-Striche auf den Mohren! Jeder weiß: In der Möhrenapotheke und im Möhrengasthaus erhält man gesunde Produkte, die für Menschen, Esel und Ziegen ungefährlich und nahrhaft sind und die auch noch in ganz Deutschland wachsen. Bei Luxusproblemen dieser Art helf ich doch immer gern. Nix zu danken ...“ Josef Lüke-Lenkenhoff, Nordkirchen
„Als Liebhaber der deutschen Sprache bin ich ein Freund des historisch gewachsenen Wortschatzes. Und der wurde und wird wesentlich geprägt durch das Sein, also die jeweils herrschenden Lebensverhältnisse. Dagegen sind Versuche, Sprache von oben verordnet zu ,reformieren‘, eher kontraproduktiv, weil sie Widerstand erzeugen bei denjenigen, die diese ,Reformbestrebungen‘ als reine Kopfgeburten von selbsternannten Weltverbesserern empfinden. (…)
Skeptisch stehe ich dem Bemühen gegenüber, ,political correctness‘ sprachlich auszudrücken. Manche Dinge müssen klar ausgesprochen werden. Da bleibt kein Raum für verschwurbelt schönfärbende Formulierungen, die Sachverhalte eher verschleiern als sie ungeschminkt zu beschreiben.
Eine Grenze ist allerdings dort zu ziehen, wo Sprache respektlos wird. Doch jeder Mensch empfindet verbale Respektlosigkeit individuell unterschiedlich. (…) Wenn ein kanadischer Indigener in einer Fernsehreportage auf die Frage von Joey Kelly, welche Bezeichnung er bevorzuge, nur lapidar antwortet, ,Indianer‘ sei ihm ebenso recht wie ,Indigener‘ oder ,Angehöriger der First Nations‘, dann spricht das für sich. Heißt, wir hier in Deutschland schaffen uns oft (sprachliche) Probleme, wo gar keine sind. Dort aber, wo wir unserem Gegenüber im Gespräch Respekt zollen sollten, lassen wir es verbal an der nötigen Achtung fehlen.“ Matthias Herkt
„Ich interessiere mich schon lange für Etymologie. Wo kommen Worte/Begriffe her? Welche Bedeutung hatten/haben sie? Bei Bibel-Übersetzungen sind die verschiedenen Sprachen/Kulturen sehr interessant. Seit einem halben Jahr schmökere ich durch ,Kaputte Wörter‘ und kann über manche Empfindlichkeiten nur lachen. Es ist gut, sich mit korrekter Sprache auseinanderzusetzen. In ein paar Jahren werden wir alles neu überdenken müssen, dann haben die Anglizismen unsere Umgangssprache total verändert.“ Wolfram Schlums
„Ich finde die ganze Debatte zum Gebrauch von ,verbotenen‘ Wörtern als ideologisch überreizt. Hier wollen bestimmte Gruppen von ,Gutmenschen‘ anderen Bürgern ihren Willen aufzwingen. Würde ich dieses süße Zeug von Negerküssen essen, so hießen diese, wie in den vergangenen sechs Jahrzehnten auch, noch immer Negerküsse für mich. Und so werde ich dieses Wort auch weiterhin bis zu meinem Lebensende benutzen. Schließlich gibt es ja sogar einen Staat in Westafrika, der sich selbst ‚Niger‘ nennt, was ja bekanntlich soviel wie ,Schwarzer‘ bedeutet. Ja, und so bereite ich mir dann am Wochenende auch nach wie vor ein Zigeunerschnitzel zu. Mit Diskriminierung hat dies alles nichts zu tun.“ Horst Brand, Schwerte
„Bald kommt wohl der Tag, an dem gefordert wird, Mörder zu Menschenlebennehmern und Neonazis zu Anhängern von gestrigem Gedankengut zu machen. Geht‘s noch? Ihr Intellektuellen im Land, die ihr euch damit befasst: Investiert euren Gehirnschmalz in Themen wie Klima, Umwelt, Frieden, Altersarmut, soziale Schieflage, Wohnungsnot etc. Das wäre ein Investment in die Zukunft.“ Detlef Kohlmann, Dortmund
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