Gepfefferte Kritik hatte kürzlich der Grünen-Gesundheitsexperte Dr. Emanuel Wiggerich am Stelleneinsatz und der Aufgabenwahrnehmung des Kreises Unna losgelassen.
Wiggerich und seine Fraktion halten vor allem das Modellprojekt des mobilen Gesundheitskiosks mehr oder weniger für überflüssig, drei dort eingesetzte Mitarbeiter fehlten an anderer Stelle im Kreisgesundheitsamt.
Die Kreisverwaltung meldete sich am Donnerstag (15.2.) mit einer umfänglichen Stellungnahme. Im Kreishaus stoße die Kritik der Grünen am mobilen Gesundheitskiosk „auf Verwunderung“.
Pflichtaufgaben werden nicht vernachlässigt
Die Argumentation Wiggerichs sei „in vielerlei Hinsicht unzutreffend“, wird Gesundheitsdezernentin Dr. Katrin Linthorst zitiert. Nicht stehen lassen wolle sie die von dem Grünen geäußerte „Grundsatzkritik, zugunsten des mobilen Gesundheitskiosks würden Pflichtaufgaben vernachlässigt.“
„Weil wir das eine machen, heißt das nicht, dass wir das andere vernachlässigen“, so Dr. Katrin Linthorst. Falsch sei die Schlussfolgerung, die drei eingesetzten hauptamtlichen Kräfte fehlten an anderer Stelle.

Der Kreis Unna konnte neue Stellen aus dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst finanzieren, worauf auch Wiggerich hingewiesen hatte. Dadurch, so nun Linthorst, habe die gesamte personelle Infrastruktur des Fachbereiches gestärkt werden können.
Wiggerich, hauptberuflich Gesundheitsamtschef in Oberhausen, hatte das Vor-Ort-Angebot des mobilen Gesundheitskiosks als eine freiwillige Aufgabenwahrnehmung eingestuft, zu der der Kreis nicht gesetzlich verpflichtet sei.
Politik soll besser eingebunden werden
Eine solche „ortsnahe Koordinierung der gesundheitlichen Versorgung“, so hingegen Linthorst, sei aber „durchaus eine pflichtige Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes“.
Der Kreis Unna habe das Ziel, „wieder ein gesunder Kreis zu werden“, und knüpfe hier an eine ganzheitliche Perspektive an. Hiermit dürfte gemeint sein, dass der über viele Jahre klein gesparte öffentliche Gesundheitsdienst – auch dank der Zuschüsse des Bundes – dauerhaft besser personell ausgestattet werden soll.
Die Gesundheitsdezernentin räumt allerdings zwischen den Zeilen auch ein, dass die zunächst unterlassene Beteiligung der Politik beim Projektstart des Gesundheitskiosks im Sommer 2023 durchaus kritikwürdig war. „Die Kommunikation und die Beteiligung – insbesondere der politischen Akteure – wird zukünftig mehr Raum erhalten“, heißt es jedenfalls in der Pressemitteilung.
Auch Emanuel Wiggerichs Einschätzung, das Modell des Gesundheitskiosks sei vor allem für großstädtische Strukturen konzipiert worden und nicht auf Bedürfnisse in Landkreisen zugeschnitten, will Katrin Linthorst nicht gelten lassen. Der Kreis Unna könne vielmehr für Kreise eine Vorreiterrolle einnehmen.
Kreis Unna Vorreiter
Entzündet hatte sich eine Debatte über den Gesundheitskiosk an der Vorlage der Kreisverwaltung im Gesundheitsausschuss, der entsprechenden Landesarbeitsgemeinschaft beizutreten.
Für Linthorst ist ein Mitwirken dort „essenziell, um die Position der Kreise stärker in die landespolitische Diskussion zu bringen“. Gesundheitskioske könnten auf Dauer den Zugang ins Versorgungssystem für alle verbessern.
Einig sei sie, Linthorst, sich mit den Grünen hinsichtlich der Bedeutung der sogenannten Gesundheitsregionen, zumal ihr das Konzept aus ihrer früheren Tätigkeit in Bayern bestens vertraut sei.
Wiggerich hatte diesen Ansatz für den Kreis Unna favorisiert. Sie stehe, so Linthorst, zu einer möglichen Umsetzung im Kreis Unna schon seit Beginn ihrer Tätigkeit mit möglichen Kooperationspartnern im Austausch.

Löhr: Kreis koordiniert und vernetzt
Landrat Mario Löhr hatte im Sommergespräch 2023 mit dieser Redaktion die Gesundheitsversorgung als eines der wichtigsten Themen seiner Amtszeit benannt. Nun springt Löhr auch seiner gescholtenen Dezernentin bei.
Formal liege die ärztliche Versorgung nicht in der Zuständigkeit von Kommunen, sondern sei eine Hauptaufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen. „Das müsste auch Dr. Emanuel Wiggerich als Amtsleiter in Oberhausen wissen“, sagte Löhr nicht ohne Unterton.
Der Öffentliche Gesundheitsdienst habe die Aufgabe, zu koordinieren, zu vernetzen und die unterschiedlichen Player an einen Tisch zu holen. „Und das tun wir“, so Löhr.