Landrat Mario Löhr holt Israel-Flagge ein Und diskutiert am Freitag mit der Jüdischen Gemeinde

Landrat holt Israel-Flagge ein: Aussprache mit der Jüdischen Gemeinde
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Landrat Mario Löhr hatte in der vergangenen Woche die israelische Staatsfahne vor dem Kreishaus Unna als Protest gegen die aktuelle Politik der israelischen Regierung einholen lassen. Die Jüdische Gemeinde hatte in einer Erklärung darauf „verletzt und bestürzt“ reagiert, zugleich den Landrat aber auch zum Gespräch in die Gemeinde eingeladen. Am Freitag (9.8.) war Löhr dieser Einladung gefolgt.

Rund 25 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und des Freundeskreises der Jüdischen Gemeinde waren gekommen, um sich über Gründe und Hintergründe auszutauschen, heißt es nun in einer Pressemeldung des Kreises. Für Landrat Löhr sei klar gewesen: „Wenn es Probleme gibt, müssen wir miteinander sprechen. Ich bin in erster Linie gekommen, um Ihnen zuzuhören und zu verstehen, was Sie bewegt.“

Inhaltlich wolle er noch einmal klarstellen: „Ich stehe hinter den Menschen – aber nicht hinter dem Ministerpräsidenten. Ich bitte, das zu unterscheiden.“

„Die Flagge ist ein Symbol für alle Juden“

Anders als Löhr, der mit seiner Kritik auf den aktuellen Kurs der Regierung Netanjahu abzielt, betonte Alexandra Khariakova, Vorsteherin der Jüdischen Gemeinde, nach Angaben des Kreises vor allem eines: „Israel braucht die Solidarität von uns als Juden. Die Flagge ist ein Symbol für alle Juden auf der ganzen Welt. Wir fühlen uns verletzt.“

Aus ihrer Sicht, so Khariakova, sei der Blick auf Deutschland wichtig: „Viele Gemeindemitglieder haben Verwandte in Israel. Es ist für uns manchmal unerträglich, Zeitung zu lesen. Es geht nicht darum, was in Israel passiert – sondern in Deutschland.“

In dieser Verantwortung sehe sich auch der Landrat, habe deshalb seine Unterstützung der Jüdinnen und Juden gegen jede Form von Anfeindungen, die in den vergangenen Monaten zugenommen haben, betont und unterscheide mit seiner Kritik an der Netanjahu-Regierung klar von dem Existenzrecht des Staates Israel, für das auch er sich einsetze.

Einig seien sich am Freitag alle über eines gewesen: Es werde weitere Gespräche in kleinerer Runde geben. Dann soll es konkret darum gehen, gemeinsame und sichtbare Zeichen der Solidarität, des Vertrauens zueinander und des Verständnisses füreinander zu setzen. „Und zwar in die Gemeinde hinein, um entstandene Wunden zu heilen. Aber auch nach außen, um weiter klare Haltung gegen jedes antisemitische Gedankengut zu zeigen“, heißt es.

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