Landrat in Unna holt Israel-Flagge ein „Netanjahu-Regierung führt Krieg zum Machterhalt“

Landrat holt Israel-Flagge ein: Mario Löhr liefert ausführliche Begründung
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Landrat Mario Löhr hat aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Nahostkonflikt entschieden, die Israel-Flagge am 1. August vor dem Kreishaus einzuholen. Dies teilte die Kreisverwaltung am Donnerstag mit.

Löhr wolle damit „ein Zeichen an die israelische Regierung senden“, sichere aber im gleichen Atemzug dem israelischen Volk seine ungebrochene Unterstützung zu und sei im Austausch mit der jüdischen Gemeinde im Kreis Unna.

Reaktion auf Attentate auf Hamas-Führer

Offenbar reagiert der Landrat auf Attentate, bei denen, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits Mitte Juli der Militär-Chef der Hamas Mohammed Deif und am 31. Juli der Chef der Hamas, Ismail Haniyeh, getötet worden waren.

Die Erklärung von Landrat Mario Löhr im Wortlaut: „Meine Solidarität mit dem überfallenen israelischen Volk ist ungebrochen, dass das klar ist. Das gilt nicht für die amtierende Regierung dieses Landes, von der ich mehr und mehr den Eindruck habe, dass die Fortführung des Krieges dem eigenen Machterhalt dient.“

Löhr fügt hinzu: „Dabei wird die Gefahr einer Eskalation und eines Flächenbrands in Kauf genommen – das kann ich nicht billigen. Wir haben nicht viele Mittel, dies auszudrücken. Das Einholen der israelischen Fahne ist allein eine Botschaft an die israelische Regierung.“

Der Landrat betont: „Das Volk von Israel kann sich aber unserer ungebrochenen Unterstützung weiter sicher sein, das habe ich auch gegenüber der Jüdischen Gemeinde im Kreis Unna zum Ausdruck gebracht. Und die Mörder und Entführer vom Oktober 2023 dürfen sich keine Illusionen machen: Sie bleiben geächtet wegen ihrer feigen Taten.“

Kreishaus schafft eigens Israel-Flagge an

Das Kreishaus hatte nach dem Anschlag vom 7. Oktober eigens eine bis dahin nicht vorrätige Israel-Flagge beschafft und ab Mitte November vor dem Gebäude gehisst.
Am 18. Oktober war zudem eine Israel-Mahnwache vor dem Kreishaus abgehalten worden, die vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Unna organisiert worden war.

Vor dem Kreishaus weht als Solidaritätsbekundung auch eine Flagge der Ukraine. NRW-Innenminister Herbert Reul hatte schon nach dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges per Erlass klargestellt, dass vor Amtsgebäuden die Flagge des überfallenen Staates gehisst werden dürfe. Die Klarstellung war erforderlich, weil Behörden das Gebot politischer Neutralität zu beachten haben. Dieses Argument war kürzlich im Kreis im Zusammenhang mit der Regenbogenflagge genannt worden.

Die Kreisverwaltung hatte Ende November auf Nachfrage mitgeteilt, dass beide Flaggen so lange vor dem Kreishaus gehisst bleiben sollen, bis es zu friedlichen Lösungen bei den kriegerischen Auseinandersetzungen komme.

Landrat Mario Löhr, hier bei der Mahnwache für die Ukraine vor dem Kreishaus
Landrat Mario Löhr, hier bei der Mahnwache für die Ukraine vor dem Kreishaus, hat am 1. August die Israel-Flagge einholen lassen. © Archiv/Udo Hennes