Deutsche Bahn spielt Recklinghäuserin übel mit Kurioser Kontrolleur sorgt für Chaos

Kontrolleur sorgt für Chaos: Bahn spielt Recklinghäuserin übel mit
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In Kenia wollten Silke Kamerke und ihr Partner ihren Sommerurlaub verbringen, und in Frankfurt sollte der Flieger dorthin starten. Wie immer in solchen Fällen stellte sich auch den beiden die Frage: Wie kommt man dorthin? Und vor allem: Wie kommt man pünktlich dorthin? In der Vergangenheit hatte das mit der Deutschen Bahn nicht immer so gut geklappt, deswegen war Silke Kamerke äußerst skeptisch, doch ihr Partner überredete sie noch einmal. Es ist ja auch zu verlockend, schließlich waren die Rail&Fly-Tickets im Flugpreis inbegriffen.

Die beiden entschieden sich letztlich für einen Zug, der frühzeitig in Frankfurt ankommen sollte, und eigentlich hätte alles ganz komfortabel sein können, wenn, ja wenn nicht ein Zugbegleiter in ungeahnter Weise in die Geschichte eingegriffen hätte.

Dieser war Silke Kamerke und ihrem Partner schon frühzeitig aufgefallen, weil er quasi mit jedem im Abteil eine unsägliche Diskussion darüber führte, ob diejenigen auch eine gültige Fahrkarte besäßen. Die Recklinghäuser genossen die eigenwillige Show, schließlich wähnten sie sich mit ihren Rail&Fly-Tickets auf der sicheren Seite. „Doch dann“, so Silke Kamerke wörtlich, „stand der Irrsinn vor unseren Sitzen und wies auch uns darauf hin, dass wir kein gültiges Ticket hätten. Er behauptete, dass wir einen Aufschlag zahlen müssten.“

Eine lange und nervenzehrende Diskussion schloss sich an, an deren Ende der Partner von Silke Kamerke vorschlug, den Aufschlag zu zahlen, den man sich dann später von der Bahn zurückerstatten lassen wollte. Doch der Zugbegleiter wusste gar nicht, wie hoch dieser Aufschlag sein sollte. Stattdessen nahm er die Personalien der Recklinghäuser auf, um sie weiterzureichen: Man werde dann von der Deutschen Bahn hören.

Und dann kam doch Post von der Bahn

Das konnten sich Silke Kamerke und ihr Partner so gar nicht vorstellen, weil sie davon ausgingen, dass die Sache an höherer Stelle geklärt werde, doch ein paar Wochen später flatterte ihnen doch tatsächlich ein Schreiben von der Deutschen Bahn ins Haus, in dem diese für eine „Fahrpreisnacherhebung“ pro Kopf 159,10 Euro plus 7 Euro Mahngebühr forderte. Man habe ja kein gültiges Ticket vorweisen können. Ein sofortiger Rückanruf lief völlig ins Leere, die am anderen Ende sitzende Frau erklärte nur lapidar, dass man einfach zahlen solle. Täten sie das nicht, wäre sie nicht die richtige Ansprechpartnerin. Den richtigen konnte sie jedoch auch nicht nennen.

Der Partner von Silke Kamerke fuhr daraufhin zum Servicecenter der Bahn im Recklinghäuser Hauptbahnhof, wo er auf sehr freundliche und mitfühlende Mitarbeiter traf. Diese bestätigten, dass die Tickets korrekt gewesen seien, doch auf die Forderung habe man leider keinen Einfluss. Kurios: Die Bahn-Mitarbeiter rieten dazu, sich lieber mal juristische Unterstützung zu holen.

Das Rail&Fly-Ticket von Silke Kamerkes Partner.
Zum Glück haben Silke Kamerke und ihr Partner die Tickets aufbewahrt. © Kamerke

Zunächst aber wandten sich die beiden an ein Beschwerde-Portal der Bahn im Internet – und das zeigte Wirkung: Die Tickets seien gültig, der Vorgang wäre damit abgeschlossen, hieß es von dort. Trotzdem ließ es sich Silke Kamerke nicht nehmen, den ganzen Vorgang in einem Brief an den Vorstand der Deutschen Bahn in Berlin zu schildern. Daraufhin kamen ein Entschuldigungsschreiben und ein Reisegutschein in Höhe von 50 Euro zurück. Ende gut – alles gut? Nicht wirklich!

Denn Silke Kamerke bekam Wochen später nochmals Post – von einem Inkassounternehmen, das jetzt über 200 Euro haben wollte. Damit war ihr Maß voll: „Die entschuldigen sich, und dann fordern sie weiter?“ Sie schaltete eine Anwältin ein und wandte sich an diese Redaktion.

Zwei Nummern für zwei Fahrpreisnacherhebungen

Wir haben mal nachgefragt bei der Bahn, wie das denn alles passieren konnte, und wir bekamen eine schnelle Antwort: Tatsächlich hätte es bei der Kommunikation erhebliche Missverständnisse gegeben, erklärte ein Bahnsprecher. Diesem war sehr wohl bekannt, dass der Partner von Silke Kamerke sich im Chat beschwert hatte: „Daraufhin ist der Vorgang eingestellt worden, doch von einer weiteren Fahrpreisnacherhebung war keine Rede.“

Und beim Brief an den Bahn-Vorstand habe Silke Kamerke nur die Nummer der Fahrpreisnacherhebung ihres Partners angegeben, für die man sich noch einmal mit einem Reisegutschein entschuldigt habe. Für die Bahn existierte die Fahrpreisnacherhebung von Silke Kamerke unter einer anderen Nummer aber weiterhin, und so nahm alles seinen vermeintlich normalen Verlauf, indem das Inkassounternehmen eingeschaltet wurde.

Doch diese Kommunikationspanne sei ja jetzt geklärt, erklärte der Bahnsprecher weiter: „Deswegen lassen wir den Vorgang der Frau Kamerke nun im Inkasso einstellen.“ Und ein Erledigungsschreiben werde sie auch noch erhalten. Ende gut – alles gut? Hoffentlich.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. November 2023.

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