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Kuriose Regelung: In einem Fußballkreis bestimmt der Sponsor, wo die Spiele stattfinden
Fußball-Kreispokal
Das ist schon kurios: In einem Kreispokal-Wettbewerb in Westfalen hat ein Sponsor großes Mitspracherecht - und kann zur Not selbst entscheiden, wo die Spiele stattfinden. Oder zumindest wo nicht.
Der Ball rollt wieder, die meisten Mannschaften sind schon in die Saison-Vorbereitungen eingestiegen und haben bereits Testspiele bestritten. Die ersten Pflichtspiele stehen Mitte August an, wenn in vielen Fußballkreisen in Westfalen die ersten Runden des Kreispokals stattfinden. Für diesen Wettbewerb gibt es in mindestens einem Kreis eine kuriose Regelung. Denn: Der Sponsor hat in Sachen Spielansetzung ordentlich Mitspracherecht.
Und zwar im Kreis Unna/Hamm. Seit einigen Jahren ist hier die Krombacher-Brauerei der Namensgeber des Pokalwettbewerbs, neben dem Kreis Unna/Hamm auch noch in 18 weiteren Fußballkreisen in Westfalen (insgesamt 28 Kreise). Und der Getränkehersteller hat sich in diesem Zuge besondere Rechte vom Fußballkreis Unna/Hamm gesichert.
Krombacher-Ausschank wird zur Pflicht - sonst gibt‘s kein Heimrecht
Ab dem Halbfinale muss der gastgebende Verein Krombacher ausschenken. Ansonsten „geht das Heimrecht an den Gastverein über“, heißt es in den Regularien des Pokalwettbewerbs Unna/Hamm. Und weiter: „Sollten beide Vereine kein Krombacher ausschenken, findet das Halbfinale auf neutraler Anlage statt.“
Und auch für das Endspiel, das stets auf neutralem Boden stattfindet, gilt diese Regelung. Denn für die Ausrichtung „kommen nur die Vereine in Betracht, die grundsätzlich Krombacher-Erzeugnisse in ihrem Verkauf haben“, heißt es weiter.

Pokalspielleiter im Kreis Unna/Hamm Jens Dolch (r.) bei der Auslosung der ersten Runde des diesjährigen Wettbewerbs mit Sponsor-Vertreter Stefan Schmal. © Schürmann
Jens Dolch, Pokalspielleiter des Kreises Unna/Hamm, hat dafür eine Erklärung: „Der Wettbewerb heißt Krombacher-Kreispokal. Die Brauerei finanziert ihn mit und lobt zudem die Preisgelder aus.“ Deshalb sei der Kreis dem Sponsor bei dem Wunsch, der laut Dolch „mit Nachdruck geäußert“ wurde, diesen nicht unwichtigen Punkt in die Spielordnung mit aufzunehmen, entgegengekommen.
Keine neue Regelung: Seit knapp zehn Jahren ist Krombacher Sponsor
Neu ist die Regelung indes nicht. „Die gibt es schon seit ein paar Jahren“, bestätigt Dolch. Bislang musste wegen dieser Regelung noch kein Verein auf einer fremden Anlage spielen. Fußball-Oberligist Holzwickeder SC spielte in der Saison 2016/17 als damaliger Westfalenligist im Halbfinale im Bergkamener Nordberg-Stadion. Zu dieser Zeit wurden die Halbfinals sowie das Endspiel jedoch immer auf neutralem Boden durchgeführt.
Die Regelung habe der Kreis Unna/Hamm individuell mit dem Sponsor vereinbart, bestätigt der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW). Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball beim FLVW, sagt: „Wir als Verband haben mit dieser Regelung nichts zu tun. Die Kreise können Verträge mit Sponsoren abschließen, wie sie möchten.“
In einer ersten Fassung hatten wir fälschlicherweise berichtet, dass der Holzwickeder SC wegen der Regelung bereits in ein fremdes Stadion ausweichen musste. Richtig ist jedoch, dass in der Saison 2016/17 noch alle Halbfinal-Partien auf neutralem Boden durchgeführt wurden. Wir haben dies korrigiert.
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
