
Ist doch irgendwie schräg, war mein Gedanke kürzlich in Münster: Diese Ausstellung, die bundesweit reichlich negative Schlagzeilen gemacht hat und scharf kritisiert wurde – die habe ich als Bürger des Kreises Unna ja sogar mitfinanziert.
Denn wer hat denn da diese Kontroverse ausgelöst um den Expressionisten Otto Mueller, der Bilder mit den heute so fragwürdigen Titeln wie „Zwei Zigeunerinnen“, „Zigeuner mit Sonnenblumen“ oder „Zigeunerpferd am schwarzen Wasser“ malte? Es sind Kunsthistorikerinnen aus „unserem“ Museum für Kunst und Kultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).
Dreistellige Millionensumme aus dem Kreis Unna
„Unser“ Museum darf man mit Fug und Recht behaupten. Denn der LWL finanziert sich ja aus der Landschaftsumlage und damit aus den Kassen der Kommunen – über die Höhe der ständig steigenden dreistelligen Millionensumme regen sich seit Jahren Städte und Gemeinden auf.

Die Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe zu fördern und zu bewahren, ist eine der wesentlichen Aufgaben des LWL. Und die will finanziert werden. 50 von 98 neuen Planstellen im Kulturbereich des Landschaftsverbandes sollten die Kommunen im Doppelhaushalt 2025/2026 mit bezahlen. Da platzte den Kämmerern zwischen Selm und Schwerte letzten Oktober mal so richtig der Kragen.
Nicht nur weil sie im Rathaus überall schwer knapsen müssen. Sondern doch vermutlich auch in dem Wissen, dass der Kreis Unna selbst einige Orte kennt, die hochkarätige Kunst beherbergen und zeigen und weit über seine Grenzen hinaus Bedeutung haben. Das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna und die Ausstellungen in Haus Opherdicke in Holzwickede sind nur zwei Beispiele.
Skepsis beim Betrachten der Kunstausstellung
Beide Orte kenne ich aus eigenem Erleben und habe sie immer, tief beeindruckt von der dort erfahrenen Kunst, in meiner Wahrnehmung der Welt verändert verlassen. Auch das LWL-Museum kannte ich schon vor meinem jüngsten Besuch.

Doch zum ersten Mal ging ich kritisch hinein und kam kritisch heraus. Meine kritischen Gedanken wandelte ich aber im Laufe des Besuchs. In Münster stand ich am Eingang des LWL-Museums für Kunst und Kultur, vor dem architektonisch großartigen, wenige Jahre alten Erweiterungsbau. (Und im Kreis Unna fällt überall die Farbe von der Wand ab, dachte ich bei mir.)
Die Kunstausstellung selbst betrachtete ich danach skeptisch. Den gezeigten Bildern freilich haftet ohne Zweifel etwas Revolutionäres an – man mag kaum erahnen, wie stark Otto Mueller sich überwinden musste, so sehr gegen den Zeitgeist im Kaiserreich anzumalen.
LWL-Ausstellung transportiert verdammt wichtiges Anliegen
Aber die Verengung des Blickes auf die Originaltitel der Werke, die zig Mal das heute zu Recht kritikwürdige Z-Wort nennen – über das damals im Gegensatz zu heute eben noch niemand nachgedacht hat – mochte mich nicht recht überzeugen. Vor 100 Jahren vermutlich ohne jeden bösen Hintersinn verwendet, hielt ich einen Vorwurf des Rassismus an den lange toten Künstler für nicht stichhaltig.

Trotzdem regte mich die Ausstellung zum Nachdenken an, weil sie ein verdammt wichtiges Anliegen transportiert: Lasst uns sensibel mit Sprache umgehen und tatsächlich oder vermeintlich Fremdem mit Offenheit und nicht mit Ausgrenzung begegnen.
Lasst uns unsere lebendige Sprache nicht unter dem Muff der alten Zeiten begraben, sondern sie mit uns selbst weiterentwickeln, wie ja auch die Künstler des Expressionismus einst den verklemmten Wilhelminismus überwanden.
Die Bilderschau des LWL-Museums verließ ich daher ebenfalls mit kritischen Gedanken. Allerdings war in mir ein Stück Gewissheit gewachsen, dass auch mit dem Geld aus den Städten und Gemeinden des Kreises Unna eine beeindruckende und nachdenklich machende Kunstausstellung finanziert worden ist.