Wenige Themen haben auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft so unterschiedliche Diskussionen ausgelöst, wie das Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“. Während die einen sie als das ultimative Werkzeug betrachten, gibt es auch viele kritische Stimmen, die in KI eine Gefahr sehen. Dabei gehört sie schon längst zum Alltag und befindet sich beispielsweise als Sprachassistent in Smartphones. Auch viele Firmen setzen im Betrieb auf künstliche Intelligenz. Das Hellmig-Krankenhaus in Kamen ist ein solches Unternehmen.
Aber wo genau kommt hier KI zum Einsatz? Krankenhausleiterin Johanna Nijhof kennt die abstrakten Ängste bezüglich künstlicher Intelligenz. Sie macht im Gespräch schnell klar, dass die KI kein Science-Fiction-Roboter ist, der ohne menschliche Hilfe auf Patienten losgelassen wird. Entscheidungen werden immer von einem verantwortlichen Arzt getroffen. „KI soll bei uns in sogenannten Entscheidungsunterstützungssystemen zum Einsatz kommen“, erklärt Nijhof.
Eine Künstliche Intelligenz, die lernen muss
Das klingt allerdings einfacher als es ist. Denn eine gute künstliche Intelligenz setzt viel Wissen voraus. Wissen, das eine KI erst lernen muss. Das geschieht für den Verbund der Knappschaftskliniken am Universitätsklinikum Bochum. Im Zentrum für Künstliche Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaften (ZKIMED) forscht ein Team unter der Leitung von PD. Dr. med. Hartmuth Nowak zu diesem Thema.
Dabei soll der Algorithmus, das Gehirn der KI, trainiert werden. Nowaks Team führt dafür gesammelte medizinische Daten wie Laborwerte, Blutdruck und Diagnosen zusammen. Danach werden diese Daten von der KI analysiert. Das Ziel ist es, dass die KI den Zusammenhang verschiedener Werte versteht und zukünftig bei der Einordnung von medizinischen Ergebnissen helfen kann. Damit wäre eine perfekt auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene Therapie möglich, erklärt Johanna Nijhof.

Aber wo kommt die KI in Kamen denn nun konkret zum Einsatz? Johanna Nijhof nennt zwei Einsatzfelder, eines davon ist bereits Realität. So kommen im Hellmig-Krankenhaus schon jetzt Laborprofile zum Einsatz, die in Bochum entwickelt wurden. „Die Profile unterstützen uns bei der Auswahl der erforderlichen Laborwerte für den einzelnen Patienten und prognostizieren, welche Parameter den jeweils größten Erfolg versprechen“, erklärt Nijhof.
Insgesamt ist der Einsatz von KI nur möglich, weil der Krankenhausverbund in Sachen Digitalisierung bereits wichtige Schritte unternommen hat. „Unsere Stationen sind seit vielen Jahren digital, es existiert keine Papierkurve mehr und jede Ärztin und jeder Arzt hat die notwendigen Patientendaten auf seinem iPad. Viele Kliniken sind noch nicht so weit“, weiß die Krankenhausleiterin.

Ab September unterstützt eine neue KI-Software
Dabei steht das Team vor vielen Baustellen. Auch der deutsche Datenschutz ist ein großes Thema. Der muss bei diesem Thema natürlich gewährleistet sein, sagt Nijhof. Ab September steht für das Krankenhaus der Start einer ganz neuen KI-basierten Software ins Haus, die ebenfalls aus Bochum stammt.
Eingesetzt wird die KI erstmals in der gastroenterologischen Abteilung. Unter Chefarzt Dr. Kai Wiemer soll die Software hier bei der Diagnostik helfen. Konkret: Sie unterstützt die Mediziner bei der Suche nach Darm-Polypen.
Die erkennt der Algorithmus der künstlichen Intelligenz mithilfe der antrainierten Datenbank besser als das menschliche Auge. Wiemer selbst ist ebenfalls sehr angetan von den Möglichkeiten. „Das ist wirklich toll, was die KI möglich macht.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 31. Juli 2024.