Eine Straftat, die Menschen gemeinhin stark beunruhigt und Opfer noch lange nach der Tat beschäftigt, hat 2023 im Bereich der Kreispolizeibehörde Unna enorm zugenommen: der Einbruch in Wohnungen. Mit einer Zunahme um 40 Prozent liegt das Delikt an der Spitze der aktuellen Kriminalitätsstatistik.
Der Wohnungseinbruchdiebstahl gehört zu den besorgniserregenden Entwicklungen, es gibt aber auch positive Trends – und so ist unterm Strich die Zahl der Fälle, die der Polizei bekannt geworden sind, von 19.053 im Jahr 2022 auf 18.592 gesunken. Nicht enthalten sind die Daten für die Stadt Lünen, die zum Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Dortmund zählt.
Wie beurteilt die Polizei die Gesamtbilanz?
Positiv ordnet die Kreispolizeibehörde vor allem die weiterhin relativ hohe Aufklärungsquote ein: Mit 54,83 Prozent liegt sie annähernd auf dem Stand von 2022 (55,36 Prozent). Noch 2021 lag die Quote bei unter 50 Prozent.
Als aufgeklärt gilt in der Statistik eine Straftat, wenn die Polizei einen Tatverdächtigen ermitteln konnte. Torsten Juds, der Leitende Polizeidirektor, lobte daher auch die „gute Arbeit“ der Polizeibehörde und zeigte sich in der Pressekonferenz am Mittwoch (3. April) überzeugt, dass „die Menschen im Kreis Unna sicherer leben als in anderen Teilen des Landes NRW“.
Wie viele Einbrüche in Wohnungen gab es?
Die Polizei hat 434 Wohnungseinbrüche und damit 124 bzw. 40 Prozent mehr erfasst als im Jahr zuvor. In rund 45 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch, die Täter gelangten also nicht in die Wohnung. Die Aufklärungsquote lag nur bei rund 19 Prozent.
Christiane Schmitz, stellvertretende Leiterin der Direktion Kriminalität, weist trotz der Zunahme darauf hin, dass die Zahl der Einbrüche in den Jahren 2015/2016 sogar noch vierstellig gewesen sei, mittlerweile also ein deutlich niedrigeres Niveau hätten. Weil das Delikt Menschen stark beunruhige, habe man ein Konzept entwickelt, „um aktiv dagegen vorzugehen“, so Schmitz.
Torsten Juds kündigte an, dass die Polizei in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Tageswohnungseinbrüchen legen werde. Die gute Autobahnanbindung des Kreises Unna verlocke gerade Wohnungseinbrecher und erleichtere ihnen nach wie vor eine schnelle Flucht; es seien aber auch in den Vorjahren Einbrecherbanden ausgehoben worden.

Wie hat sich das Delikt Diebstahl entwickelt?
Mit einer Zunahme um 21 Prozent bzw. um 171 Fälle gab es besonders beim Ladendiebstahl eine starke Zunahme. Auch der Taschendiebstahl bleibt mit 506 Fällen (+24) auf einem hohen Niveau; noch 2019 gab es nur 303 Fälle.
Laut Christiane Schmitz sind überwiegend ältere Frauen Opfer, die ihre Handtasche mit Geldbörse häufig an einem Einkaufswagen oder an ihrem Rollator mit sich führen und im Moment der Unaufmerksamkeit oder durch bewusste Ablenkung der Täter sehr schnell bestohlen werden.
Man wolle dem Anstieg mit vermehrten Einsätzen, entweder verdeckt oder auch mit uniformierter Präsenz, begegnen, kündigte Christiane Schmitz an.
Wodurch werden ältere Menschen sonst häufiger Opfer?
Zwar hat die Zahl der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen abgenommen von 811 auf 687 Fälle. Die größte Rolle spielen hierbei Betrügereien am Telefon mit teilweise massiven Drohungen der Täter. Dennoch komme es immer wieder zu haarsträubenden Übergaben teilweise sechsstelliger Geldbeträge, zum Beispiel abgelegt hinter einer Mülltonne am Haus.
Die Opfer seien zuvor mit Lügengeschichten („Es läuft ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Sie ...“) derart verunsichert worden, dass sie nach der Tat oftmals sogar den echten Polizeibeamten zunächst nicht mehr glaubten, wie Torsten Juds schilderte.
Ob Enkeltrick oder falscher Polizeibeamter – man habe in der Vergangenheit versucht, die potenziellen Opfer mit groß angelegten Aufklärungskampagnen zu schützen. Mittlerweile sei man „ratlos, wie wir noch weiter präventiv arbeiten können“, so Polizeipressesprecher Bernd Pentrop, der auch im Bereich Prävention tätig ist.
Die Kooperation mit Geldinstituten sei sehr eng. So werde bei der Abhebung größerer Barbeträge das Geld mittlerweile mit einem Kuvert an die Kunden übergeben, auf dem Kontrollfragen abgedruckt sind. Könnten zwei oder mehr Fragen mit Ja beantwortet werden, solle man die Geldübergabe überdenken.
Wie haben sich Angriffe auf Polizeibeamte und Feuerwehrleute entwickelt?
Der Widerstand und tätliche Angriff auf die Staatsgewalt bleibt auf hohem Niveau. Nach 124 Fällen im Jahr 2022 waren es 2023 wieder 125 Fälle; in den Vorjahren gab es mit zwischen 80 und 90 Delikten deutlich weniger Taten.
Zwar seien Body Cams an den Uniformen, die signalisierten, dass der Polizeieinsatz auf Video aufgenommen wird, „präventiv ein gutes Mittel“, so Torsten Juds. Die Fallzahl sei aber „erschreckend hoch“: An jedem dritten Tag des Jahres werde im Kreis Unna ein Polizist, Rettungssanitäter oder Feuerwehrmann körperlich angegangen oder auch angespuckt.
Gibt es auch im Kreis Unna mehr Taten mit Messern?
Die Straftaten, bei denen ein Beteiligter ein Messer bei sich führte, haben wie landesweit auch im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde stark zugenommen: von 82 auf 118.
Wo früher die Faust zum Einsatz kam, werde heute häufiger das Messer gezückt; in bestimmten „Bevölkerungskreisen“ sei das Mitsichführen eines Messers auch durchaus verbreitet, räumte Torsten Juds ein.
Der Leitende Polizeidirektor machte aber auch klar, dass es für eine rechtlich mögliche polizeiliche Videoüberwachung keine Handhabe gebe, weil es im Kreisgebiet keinen Standort mit einer Häufung von Messertaten gebe, der die Installation einer Kamera rechtfertigen könnte.
Werden im Kreis Unna mehr Ausländer straffällig?
Im Kreis Unna (ohne Lünen) waren 32,3 Prozent Nichtdeutsche, während ihr Bevölkerungsanteil lediglich bei 12 Prozent liegt.