Nach der VKU übernimmt Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke die Geschäftsführung einer weiteren Gesellschaft des Kreises Unna: Der Stellvertreter von Landrat Mario Löhr ist zum Chef der Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft Kreis Unna mbH (VBU) bestellt worden. Dies erfuhr diese Redaktion am Donnerstag (31. Oktober) aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen.
Der Berufung ist erst vor Kurzem die Trennung vom bisherigen VBU-Geschäftsführer Andreas Gérard vorausgegangen. Gérard stand seit 2015 nebenamtlich an der Spitze der VBU, war seitdem zugleich Geschäftsführer der kreiseigenen Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA).
VBU bündelt Beteiligungen des Kreises Unna
Operativ war Gérard in erster Linie als GWA-Geschäftsführer tätig; die VBU hingegen bündelt bislang ohne eigene operative Aufgaben zu haben als Dachgesellschaft die Beteiligungen des Kreises Unna an sechs Töchtern, darunter neben der GWA die Busgesellschaft VKU, die Wohnungsbaugesellschaft UKBS und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WFG.
Dem Vernehmen nach ist erst vor rund zwei Wochen ein Auflösungsvertrag mit Andreas Gérard, Jahrgang 1973, geschlossen worden. Der Vertrag des Diplom-Betriebswirts wäre erst 2026 ausgelaufen. Das Gehalt des GWA-Geschäftsführers wird im aktuellen Beteiligungsbericht des Kreises mit 244.293,92 Euro (2022) angegeben. Dagegen sind für die Führung der Geschäfte der VBU keine Bezüge gezahlt worden.

Warum Gérard, dem im politischen Umfeld eine grundsätzlich gute Arbeit bescheinigt wird, angesichts eines mehr als gut dotierten Postens in das vorzeitige Vertragsende einwilligte, ist nicht bekannt. Gérard selbst war für die Redaktion nicht erreichbar.
Auch GWA-Aufsichtsratsvorsitzender Marco Morten Pufke und VBU-Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Cziehso waren am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu bekommen. Der Kreis Unna äußerte sich zur Sache nicht und verwies lediglich auf ein Pressegespräch in der kommenden Woche.
Vakanz bei VBU spielt Kreis in die Karten
Im Website-Impressum der GWA firmierte Gérard zumindest am 31. Oktober noch als Geschäftsführer der VBU. Hierbei soll es sich allerdings um ein redaktionelles Versehen handeln.
Zum Nachfolger von Andreas Gérard bei der GWA ist unterdessen bereits Martin Döbber bestellt worden. Der Kaufmann ist ebenfalls seit vielen Jahren für die GWA tätig, bildete lange Zeit mit dem damaligen Vertriebsleiter Andreas Korte und dem Prokuristen Benedikt Stapper die Führungsebene unterhalb des Geschäftsführers.
Während Korte die GWA bereits vor einigen Jahren verließ, hat sich Stapper, der auch Alleinvorstand der GWA Kommunal AöR war, ebenfalls erst kürzlich verändert: Er wird am 1. November weiterer Geschäftsführer der Müllverwertungsanlage Bonn GmbH.
Allerdings, so wird kolportiert, war offenbar bereits absehbar, dass der Vertrag mit Andreas Gérard 2026 ohnehin nicht mehr verlängert worden wäre. Womöglich sogar aus freien Stücken Gérards. Dass nun schon gut eineinhalb Jahre früher die Vakanz auf dem Chefsessel von GWA und VBU eingetreten ist, spielt zumindest dem Vorhaben des Kreises, seine Beteiligungsgesellschaft grundlegend umzukrempeln, durchaus in die Karten.
Strategische Steuerung der Kreis-Unternehmen
„Ihr obliegt die unternehmensstrategische Steuerung der Gruppe sowie das Halten und Bewirtschaften der Unternehmensbeteiligungen und anderer Vermögenswerte“, heißt derzeit die amtliche Aufgabenbeschreibung der 1997 ins Leben gerufenen VBU, die als einzige Gesellschafterin den Kreis Unna hat. Außer dem nebenamtlichen Geschäftsführer verfügt sie bisher über keinerlei Personal.
Landrat Mario Löhr hatte erst im Oktober im Interview mit dieser Redaktion indes angedeutet, dass die Holding VBU in Zukunft im operativen Bereich gestärkt werden könnte. Dabei sollen vor allem Synergieeffekte erzielt werden. So sei es in seinen Augen nicht mehr sinnvoll, zum Beispiel in allen Tochtergesellschaften eigene Personalabteilungen zu haben.

Eine Bündelung von Leistungen, die aus einer Hand für alle erbracht werden, würde die VBU im operativen Geschäft erheblich stärken und aufwerten. In Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke, der vor einigen Monaten bereits interimsweise die Geschäftsführung der VKU übernommen hatte, wird offenbar der richtige Mann gesehen, um die künftig wichtigere Rolle an der VBU-Spitze auszufüllen.
Zum Ende der vorigen Wahlperiode hatte der Kreis bereits Schritte in Richtung einer Umstrukturierung unternommen, die wegen der anstehenden Wahlen aber nicht zu Ende gegangen worden waren.
Janke ist noch bis 2026 zum Kreisdirektor bestellt
Der Umbau des Konzerns Kreis Unna geht nun offenbar mit umso größeren Schritten voran. Einig sind sich politische Beobachter, dass eine VBU-Geschäftsführung und das Amt des Kreisdirektors nicht in Personalunion leistbar sind, spätestens wenn die VBU mit mehr Aufgaben ausgestattet ist.
Ob Mike-Sebastian Janke dann vom nebenamtlichen auf einen dann hauptamtlichen Job als Geschäftsführer der Holding wechselt, wird im politischen Umfeld gemutmaßt und als wahrscheinlich angesehen. Eine Bestätigung seitens des Kreises gibt es aber auch hierfür bislang nicht.
Sozialdemokrat Janke war im Mai 2018 einstimmig vom Kreistag zum Kreisdirektor und damit zum Nachfolger von Dr. Thomas Wilk gewählt worden. Der Iserlohner ist zugleich allgemeiner Stellvertreter des Landrats, Kreiskämmerer und Dezernent für Kultur und Personal. Seine Wahlperiode dauert laut Hauptsatzung des Kreises acht Jahre, würde also regulär 2026 enden. Eine Wiederwahl ist möglich – vor dem Termin einer Wiederwahl liegt die Kreistagswahl am 14. September 2025.
