Der Neubau einer Förderschule wird zwar von der großen Mehrheit im Kreistag in Unna getragen. Wegen des massiven Anstiegs des Kaufpreises für das benötigte Grundstück lagen die Fraktionen bei der jüngsten Sitzung aber über Kreuz.
Weil laut Kreisverwaltung der Bedarf da ist, soll in Lünen die dritte Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ errichtet werden. Der Beschluss des Kreistages, der Stadt Lünen eine Freifläche abzukaufen, stammt vom Oktober 2021. Damals war ein Wert von rund 1,6 Millionen Euro für das rund 25.700 Quadratmeter große Grundstück ermittelt worden.
Goldmann: „Festpreisvereinbarung üblich und gängig“
Der notarielle Kaufvertrag soll allerdings erst demnächst geschlossen werden. Grundlage für den Kaufpreis ist nunmehr der 2024 ermittelte Grundstückswert: Einschließlich Steuern und Notarkosten liegt man jetzt bei rund 2,7 Millionen Euro.
Bewertet worden ist das Grundstück laut Kreis Unna mit 98 Euro je Quadratmeter. Das seien 40 Prozent unter dem Bodenrichtwert (245 Euro je Quadratmeter), weil es als Gemeindebedarfsfläche eingestuft werden soll.
Es sei im Grunde „keine Rechtfertigung zu erkennen“, so Herbert Goldmann von den Grünen, „warum wir jetzt 1,1 Millionen Euro mehr hinlegen müssen.“
Aufgeklärt wurde der zeitliche Verzug im Kreistag nicht. „Diese Kostenentwicklung finden Sie auch im privaten Bereich“, entgegnete Simone Symma (SPD), Vorsitzende des Schulausschusses, lediglich.
Laut Goldmann ist „eine Festpreisvereinbarung üblich und gängige Praxis“. Er frage sich, warum 2021 nicht bereits ein Vorverkaufsvertrag „zu den damaligen Konditionen“ abgeschlossen worden sei.
Löhr: „Andere Fläche mindestens doppelt so teuer“
CDU-Fraktionschef Marco Morten Pufke hakte hier ein und erinnerte an Bedenken, die seine Fraktion von Anfang an geäußert habe. Allerdings bezog sich diese Kritik auf das ausgewählte Grundstück selbst. Es sei für Schüler aus Selm und Werne viel schlechter erreichbar als das von der CDU favorisierte ehemalige Gelände der Ara-Schuhfabrik in Lünen.
Landrat Mario Löhr nahm Pufke allerdings insofern den Wind aus den Segeln, als die Ara-Fläche „mindestens doppelt so teuer“ gewesen wäre und das ohne die Kosten des notwendigen Abrisses des Betriebsgebäudes. Dies habe er vor rund zwei Jahren in einem Gespräch mit dem damaligen Eigentümer erfahren.
Die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Bergkamen hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Um die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrenden zu entlasten, soll in Lünen die neue Schule für rund 165 Schülerinnen und Schüler gebaut werden.