Teile des Kreises Unna gehören – zumindest landschaftlich betrachtet – nicht zum Ruhrgebiet. Dabei gehört das Kreisgebiet als Ganzes zum Regionalverband Ruhr (RVR) mit Sitz in Essen, der gemeinhin mit dem „politischen“ Ruhrgebiet gleichgesetzt wird.
Der kürzlich verabschiedete Regionalplan ordnet die acht Städte und zwei Gemeinden des Kreises aber nicht nur unterschiedlichen Kulturlandschaften zu, sondern bildet viele weitere Kategorien, die für die kommunale Planung von Bedeutung sind.

245 Hektar Fläche für Windkraft
Der Regionalplan Ruhr legt nämlich die regionalen Ziele der Raumordnung fest.
Eine erste Änderung steht allerdings demnächst schon an: Nordrhein-Westfalen muss 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie ausweisen.
Im Kreis Unna gibt es nach der Analyse des Lanuv nur 245 Hektar für Windkraft taugliche Gebiete: 100 Hektar sind umgerechnet ein Quadratkilometer; der Kreis Unna hat eine Fläche von rund 543 Quadratkilometern – es können also gerade 0,45 Prozent des Kreisgebietes potenziell für Windenergie herangezogen werden.
Windräder und Landschaftsbilder
Es sollen in NRW nur solche geeigneten Flächen ausgewählt werden und die Windenergie so konzentriert werden, wie es zu Landschaftsbild und anderen Nutzungen passt.
Damit wäre man wieder beim Regionalplan Ruhr. Der legt zum Beispiel auch fest, wo sich im Kreis Unna Landschaftsbilder von herausragender oder besonderer Bedeutung befinden.
Für den Kreis Unna hat der Regionalplan Ruhr einige Landschaftsbilder von herausragender und mehrere Landschaftsbilder von besonderer Bedeutung festgelegt. Bei der Verteilung im Kreisgebiet fällt auf, dass sie eng zusammenhängt mit den unterschiedlichen Kulturlandschaften zwischen Selm und Schwerte.
Kulturlandschaften entstehen aus Naturlandschaften erst nach dem Eingriff des Menschen. Der war über die Jahrhunderte auf dem heutigen Gebiet des Kreises Unna aber unterschiedlich stark ausgeprägt.
„Ruhrgebiet“ ist nur eine Schneise in der Mitte
Am stärksten waren insofern die Veränderungen durch Bergbau, Steinkohlegewinnung und metallverarbeitende Industrie – nur dort spricht man überhaupt von „Ruhrgebiet“ als Kulturlandschaft. Im Kreis Unna sind dies in erster Linie die Gebiete von Lünen, Bergkamen, Kamen, Bönen, zum Großteil Unna und Holzwickede, zu kleineren Teilen Werne und Selm.
Südlich und nördlich dieser Schneise durch den Kreis Unna haben sich Kulturlandschaften anderer Prägung herausgebildet: Die nördlichen Teile von Selm und Werne zählen zum Münsterland, größere Teile von Unna und Fröndenberg, aber auch ein Teil von Bönen zur Hellwegbörde.
Dagegen teilt sich die Stadt Schwerte in das Niederbergisch-Märkische Land, nördlich der Ruhr, sowie das Sauerland, südlich der Ruhr, auf. Die herausragenden Landschaftsbilder sind nur selten für den Ruhrgebietsteil des Kreises Unna ausgewiesen.
Diese Klassifizierung gilt dort fast ausschließlich für die Lippeauen in Lünen, Bergkamen und Werne. Dagegen sind in den Gebieten, die der Hellwegbörde, dem Münster- oder Sauerland und dem Niederbergisch-Märkischen Land zugeordnet sind, zahlreiche herausragende und besondere – und daher schützenswerte – Landschaftsbilder verortet.
Bäuerliche Kulturlandschaften prägen große Gebiete
Beispiele sind nicht nur die Ruhrwiesen im Süden des Kreises, sondern auch der Haarstrang zwischen Holzwickede, Unna und Fröndenberg sowie große Flächen des „münsterländischen“ Stadtgebietes von Selm.
In den fünf sehr unterschiedlichen Kulturlandschaften im Kreis Unna kommen wiederum mehr oder weniger stark ausgeprägt Unterkategorien vor wie Wald, Wasserwirtschaft, Verkehr oder Industrie. Die Kategorie mit dem bei weitem größten Flächenanteil ist die sogenannte Bäuerliche Kulturlandschaft – was nicht zuletzt an den fruchtbaren Böden etwa der Hellweg-Börde liegen dürfte.
Verbandsgebiet des RVR
- Der Regionalplan Ruhr erstreckt sich räumlich über das Verbandsgebiet des Regionalverbands Ruhr.
- Zum Verbandsgebiet gehören die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie die Kreise Recklinghausen, Unna, Wesel und der Ennepe-Ruhr-Kreis.
Weite Teile von Fröndenberg, große Teile von Unna und Holzwickede, besonders der Hellwegbördeanteil von Bönen sowie vor allem nördliche und mittlere Gebiete von Werne und Selm werden derart klassifiziert. Dagegen spielt die Bäuerliche Kulturlandschaft in Lünen, Kamen und Bergkamen kaum eine und in Schwerte gar keine Rolle.
Kulturlandschaften und Landschaftsbilder grenzen, neben der günstigen Windströmung, die potenziellen Flächen für Windkraftanlagen stark ein. Zu welchem Ergebnis Lanuv und RVR insofern gekommen sind, ist daher mit Spannung zu erwarten.