Bei einer Arznei, die wohl jeder kennt, herrscht in Deutschland derzeit ein Engpass: Kochsalzlösungen. Eine Allgemeinverfügung des Kreises Unna erlaubt Apotheken nun den Import von isotonischen natriumchloridhaltigen Arzneimitteln.
Kochsalzlösungen haben ein großes Anwendungsgebiet. Man habe sich in der Tat in den vergangenen Monaten schon vorsorglich bevorratet, bestätigt Apothekerin Dr. Anke Lochmann aus Fröndenberg.
Einsatz bei Dehydrierung des Körpers
Die Apotheke beliefert u.a. das große Seniorenzentrum Schmallenbach-Haus in der Stadt. Dort werde die Lösung bei drohender Dehydrierung älterer Menschen, die nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, eingesetzt.
Ausgerechnet bei diesen Gebinden, abgefüllt in einer Halbliterflasche, sei es zu den Engpässen gekommen. Ebenso gibt es Abfüllmengen von 5 oder 10 Milliliter, die zur Inhalation eingesetzt werden, wenn bei bronchialen Infekten abgehustet werden muss. Diese Darreichungsform sei meistens noch zu bekommen.
Der Mangel wirkt sich nicht in allen Apotheken, die von Arzneihändlern oder Einkaufsgenossenschaften beliefert werden, gleich aus. Aus der Rathaus-Apotheke in Schwerte war am Donnerstag (24. Oktober) zu erfahren, dass man wieder eine Lieferung erhalten haben. „Wir haben Glück gehabt“, hieß es.
Das Gesundheitsministerium spricht davon, dass der Bedarf „derzeit nicht vollständig gedeckt“ werden könne, obwohl die Produktionsbetriebe in Deutschland maximal ausgelastet seien.
Die Kochsalzlösungen würden „zur Vorbeugung oder Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen benötigt“. Eine alternative gleichwertige Arzneimitteltherapie stehe nicht zur Verfügung.
Gehäufte Engpässe bei Medikamente
Der Kreis Unna stützt seine Gestattung, die im Amtsblatt am 24. Oktober veröffentlicht worden ist, auf diese Feststellung des Ministeriums. Apotheken dürfen daher bis zum 31. März 2025 in Deutschland nicht zugelassene Produkte importieren und an Patienten, Kliniken oder Seniorenheime ausliefern.
„Wir nutzen unseren Spielraum, damit wir bei dem Basis-Arzneimittel Kochsalzlösung nicht in eine völlig prekäre Lage schlittern“, sagt der niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi. In Niedersachsen ist übrigens eine landesweit gültige Allgemeinverfügung durch das Gesundheitsministerium erlassen worden.
Engpässe bei Medikamenten hatten sich in den vergangenen Jahren gehäuft. „Inzwischen ist es leider nichts Ungewöhnliches mehr“, bedauert Apothekerin Dr. Anke Lochmann.