Institut: Kreis Recklinghausen braucht jährlich 1260 neue Wohnungen Aber es gibt weniger Bauaktivität

Laut Gutachten: Der Kreis braucht jährlich 1260 neue Wohnungen
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Der Kreis Recklinghausen steht vor einer großen Herausforderung im Wohnungsbau. Laut einer aktuellen Regional-Analyse des Pestel-Instituts braucht es bis 2028 jährlich rund 1260 neue Wohnungen, um das bestehende Defizit von etwa 4260 Wohnungen abzubauen und abgewohnte Nachkriegsbauten zu ersetzen, die sich nicht mehr rentabel sanieren lassen. „Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen und alte, abgewohnte Wohnungen nach und nach zu ersetzen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden im Kreis Recklinghausen lediglich 387 Baugenehmigungen erteilt, ein Rückgang von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies deutet auf einen „lahmenden Wohnungsneubau“ hin, so Günther. Zudem ändert auch die Zahl der leerstehenden Wohnungen nichts am akuten Wohnungsbedarf. Der Zensus verzeichnet etwa 10.760 ungenutzte Wohnungen im Kreis Recklinghausen, von denen jedoch viele nicht sofort bewohnbar sind. „Es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen“, erläutert Günther.

Ein weiterer Aspekt, der den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht, ist der Rückgang der öffentlich geförderten Wohnungen. Die Zahl der Sozialwohnungen im Kreis Recklinghausen hat sich innerhalb weniger Jahre auf 3814 reduziert. Es sind deutlich mehr Wohnungen von der Preisbindung ausgelaufen, als neue hinzukamen. In der Stadt Recklinghausen allein fehlen aktuell 525 Wohnungen.

Harsche Kritik von Bau-Verband

Das Pestel Institut hat für zahlreiche Landkreise und Städte eine Wohnungsanalyse durchgeführt. Im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Einem Verband also, der durchaus Interesse daran haben dürfte, dass in Deutschland mehr Gebäude errichtet werden und Wohnungen entstehen. So ist auch der scharfe Ton von BDB-Präsidentin Katharina Metzger zu erklären.

Sie kritisiert die Bundespolitik der Ampel-Regierung scharf: „Es ist eine Milchmädchenrechnung, die leerstehenden Wohnungen gegen den aktuellen Bedarf an Wohnungen gegenzurechnen. Das funktioniert so nicht. Politiker, die das gerade versuchen, betreiben Augenwischerei.“ Sie fordert zudem, die Baustandards zu senken: „Einfacher bauen – und damit günstiger bauen. Das geht, ohne dass der Wohnkomfort darunter leidet. Andernfalls baut bald keiner mehr.“

Die finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite bleibt dem Institut zufolge hinter den Anforderungen zurück. Laut Pestel-Institut benötige der soziale Wohnungsbau mindestens 12 Milliarden Euro pro Jahr, während der Bund für 2025 lediglich 3,5 Milliarden Euro bereitstellt. „Das reicht hinten und vorne nicht“, betont BDB-Chefin Metzger. Ähnliches sagte zuletzt auch Marc-Oliver Fichter, Chef der städtischen Recklinghäuser Wohnungsgesellschaft. Neubauprojekte seien derzeit nicht wirtschaftlich.

Eine Frau mit roten, kurzen Haaren und Hornbrille.
Kritisiert die Bundespolitik scharf: BDB-Chefin Katharina Metzger. © Tobias Seifert