Der Krankenstand im Kreis Unna ist nach Angaben der DAK im ersten Halbjahr 2023 weiter gestiegen. Die Beschäftigten in der Region hatten 30 Prozent mehr Fehltage als im Vorjahreshalbjahr. Mit 6,3 Prozent war der Krankenstand deutlich höher als im Landesdurchschnitt (5,7 Prozent).
Laut DAK-Gesundheitsreport haben Fehltage aufgrund von Atemwegsproblemen und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zugenommen, Arbeitsausfall durch Corona ist hingegen deutlich zurückgegangen (minus 32 Prozent).
Hohe Krankenquote verschärft Lage bei Personalmangel
Der hohe Krankenstand verschärfe die Situation für Beschäftigte in Berufen mit hohem Personalmangel weiter, so Pascal Lange, Geschäftsstellenleiter der DAK-Gesundheit in Unna. Die AOK meldete für 2022 ebenfalls einen Anstieg.
Die Kasse werte die Krankschreibungen aller Beschäftigten aus, die bei ihr versichert sind. Die DAK hat eine Million Versicherte in Nordrhein-Westfalen, davon rund 22.000 im Kreis Unna.
Ein Krankenstand von 6,3 Prozent bedeute immerhin, dass von 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an jedem Tag von Januar bis Juni insgesamt 63 krankgeschrieben waren.

Die meisten Ausfalltage gingen im ersten Halbjahr 2023 auf das Konto von drei Erkrankungsgruppen: An erster Stelle standen die Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis. In dieser Gruppe stieg die Anzahl der Fehltage um 67 Prozent an, von 135 auf 226.
Aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie etwa Rückenschmerzen waren DAK-versicherte Beschäftigte im ersten Halbjahr ebenfalls häufig krankgeschrieben (225 Fehltage je 100 Beschäftigte).
Hier erhöhte sich der Arbeitsausfall um neun Prozent. Viele Fehltage verursachten auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände. Hier erhöhte sich der Arbeitsausfall um 27 Prozent (147 Fehltage je 100 Beschäftigte).
Jeder Zweite hatte mindestens eine Krankschreibung
Etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten hatte im ersten Halbjahr mindestens eine Krankschreibung (53,8 Prozent). So eine hohe Quote wird laut DAK gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht.
Bei den jungen Erwerbstätigen bis 30 Jahren war die Steigerung der Krankschreibungen mit einem Plus von 93 Prozent besonders deutlich. Auf 100 Beschäftigte kamen in dieser Altersgruppe insgesamt 135 Krankschreibungsfälle. Bei den über 50-Jährigen waren es mit 83 Fällen je 100 Beschäftigte wesentlich weniger. Allerdings sind ältere Erwerbstätige dafür eher von langwierigen Erkrankungen betroffen wie etwa Bandscheibenvorfällen oder schweren Depressionen.
Leistungsdruck und Überstunden steigen
Die DAK-Gesundheit hat gemeinsam mit dem IGES-Institut in Berlin auch die Auswirkungen von Personalmangel auf den Krankenstand untersuchen lassen und dafür eine repräsentative Forsa-Befragung beauftragt.
Demnach erleben in NRW rund 47 Prozent der Beschäftigten regelmäßig Personalmangel in ihrem Arbeitsumfeld. Dies führe zu einem starken Leistungs- und Termindruck, zu Überstunden und zu einem Verzicht auf Pausen.
In der Folge berichten die Betroffenen von allgemeiner Erschöpfung (57 Prozent), von Schlafstörungen (39 Prozent) und Kopfschmerzen (26 Prozent). Sie geben solche Beschwerden wesentlich häufiger an als Beschäftigte ohne Personalnot.
Pascal Lange spricht das Thema Prävention an, dem sich auch der Kreis Unna verschreiben will: „Wir müssen die Situation von Menschen, die unter Personalmangel arbeiten, besonders im Blick behalten. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass sich die damit verbundenen Belastungen auf den Krankenstand auswirken.“