Krankenschwester Melanie Wagner feiert ungewöhnliche Weihnachten Dienst auf der Frühchen-Station

Dienst auf der Frühchen-Station: „Jede Geburt ist ein kleines Wunder.“
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Nein, das sei keine extra Belastung, versichert Oberärztin Sirma Supcun-Ritzler (44). „Wer sich für diese Station entscheidet, weiß, was das bedeutet.“ Die Arbeit in der Pflege kranker Menschen sei grundsätzlich geprägt von hohen Belastungen, sagt sie. Aber sie gebe ihr auch viel zurück. „Vielleicht muss man ein bestimmter Schlag von Mensch sein.“ Die Arbeit auf der Frühchen-Station sei aber noch mal etwas ganz anderes, sagt die Oberärztin.

„Wir haben es ja mit Patienten zu tun, die noch nicht sprechen können, die nicht sagen können ‚Das gefällt mir aber jetzt nicht‘, oder ‚Das tut mir weh‘, wie es ein Erwachsener kann“, setzt sie zu einem Erklärungsversuch an. „Ich kann bei einem Kind, das keine 600 Gramm auf die Waage bringt, nicht zigmal die Nadel neu ansetzen. Ich meine, das ist doch klar, oder?“

Oberärztin Sirma Supcun-Ritzler (44) steht vor der Empfangstheke der Frühchenstation im Dattelner St.-Vincenz-Krankenhaus.
Oberärztin Sirma Supcun-Ritzler (44) ist es gewohnt, über die Feiertage zu arbeiten. © Sebastian Balint

Jahr für Jahr müssen sich die Spezialistinnen für früh geborene Babys entscheiden, ob sie über Weihnachten oder über den Jahreswechsel Dienst auf der Station machen wollen. „Manchmal sogar beides“, sagt Sirma Supcun-Ritzler. Die Frühchen-Station im St.-Vincenz-Krankenhaus ist eine der Abteilungen, auf die man besonders stolz ist im Haus. Sie ist ein Teil des Perinatalzentrums Datteln, einem Verbund aus St.-Vincenz-Krankenhaus und der Vestischen Kinder- und Jugendklinik. Das Zentrum zählt laut www.perinatalzentren.org zu den fünf besten in Deutschland.

Die Station im St.-Vincenz ist sehr wohnlich eingerichtet. Alles wirkt entspannt. Natürlich wird hier trotzdem auf medizinisch höchst anspruchsvollem Niveau gearbeitet. Die Krankenschwestern kümmern sich im wahrsten Sinne des Wortes in aller Ruhe um ihre kleinen Patienten und deren Familien. „Das kann sich aber von jetzt auf gleich ändern“, sagt Sirma Dupcun-Ritzler. Kinderkrankenschwester Melanie Wagner (44) nickt zustimmend und ergänzt: „Wenn hier jetzt der Alarm losgehen würde, dann wäre es vorbei mit der Ruhe. Da können Sie mal von ausgehen.“ Es gehe eben jederzeit professionell zur Sache, sagen die Oberärztin und die Krankenschwester übereinstimmend.

Ist Weihnachten da nicht eine ganz besondere Zeit, eine, zu der es vielleicht schwerer fällt, wie sonst auch Dienst zu haben? „Nein“, antwortet Oberärztin Sirma Supcun-Ritzler. „Das ist ein Arbeitstag, wie jeder andere auch.“ Und das sei auch nur logisch. Es dürfe doch keinen Unterschied in der Qualität der medizinischen Behandlung geben, der tagesabhängig ist.

„Wir schmücken die Station natürlich aus. Das machen wir jedes Jahr. Wir stellen einen festlich geschmückten Weihnachtsbaum auf, unter dem auch Geschenke liegen. Und die verteilen wir dann natürlich auch“, erzählt die Oberärztin. Aber was ist mit der eigenen Familie?

Kinderkrankenschwester Melanie Wagner (44) schaut durch das runde Glasfenster einer Tür zu einem der Familienzimmer auf der Frühchenstation des St.-Vincenz-Krankenhauses in Datteln.
Kinderkrankenschwester Melanie Wagner (44) ist glücklich in ihrem Beruf. Auch, wenn sie im Schichtdienst arbeiten muss und an vielen Feiertagen eingesetzt wird. © Sebastian Balint

„Die ist das gewohnt“, erzählt sie weiter. „Meine drei Kinder sind so aufgewachsen, dass ich ein Jahr zu Weihnachten da bin und das andere nicht.“ Einen ganz anderen Weg schlägt Melanie Wagner seit vielen Jahren ein. „Wir feiern vom 23. auf den 24. Dezember rein, in den Heiligen Abend“, berichtet sie. Und das tue der Stimmung keinen Abbruch.

Auf die Frage, ob es besondere Geschichten rund um Weihnachten auf der Station gibt, schütteln sie den Kopf. „Jede Geburt ist ein kleines Wunder“, sagt Oberärztin Sirma Supcun-Ritzler. Und das sei schon ein Geschenk, wenn der Feiertagsdienst beendet ist und man mit dem guten Gefühl nach Haus zur Familie fährt, wieder einem winzig kleinen Menschen auf die Welt geholfen zu haben.

Weihnachten ist für die Geburt nicht relevant

Und auf welche Anzeichen sollte man als Schwangere auch während der Feiertage achten? „Man mag es kaum glauben“, sagt Oberärztin Sirma Supcun-Ritzler. „Das Bauchgefühl ist ein wirklich guter Ratgeber.“ Eine weitere Faustregel laute: „Wenn es der Mutter gut geht, geht es auch dem Kind gut.“ Ansonsten gelte dasselbe wie bei anderen Geburten und an allen anderen Tagen im Jahr auch.

Weitere Weihnachtsgeschichten, Bilder und Videos finden Sie HIER.

Für Menschen in Not wird auch an Weihnachten und allen anderen Feiertagen gearbeitet. Diese Telefonnummern sollten über die Festtage parat gehalten werden:

Rettungsdienst der Feuerwehr: Über die allgemeine Notrufnummer „112“ gelangen Sie automatisch zur nächstgelegenen Notrufzentrale der Feuerwehr.
Polizei-Notruf: Wählen Sie den Notruf der Polizei unter „110“, wenn Sie e zum Beispiel Zeuge eines Unfalls sind, eine Straftat beobachten oder sehen, dass jemand in Gefahr ist.
Ärztlicher Notfalldienst: Unter der Rufnummer „116117“ erreichen Sie den Ärztlichen Bereitschaftsdienst. Die kostenfreie Nummer gilt rund um die Uhr und deutschlandweit.
Giftnotrufzentren: Bundesweit gibt es Giftnotrufzentren, die rund um die Uhr erreichbar sind. Diese Zentren sind vernetzt und besitzen eine Datei aller Arznei- und Giftstoffe. Für Nordrhein-Westfalen gilt die Telefonnummer „0228/19240“.
Arzttermine:
Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (Telefon: 116117) unterstützen gesetzlich krankenversicherte Patienten dabei, so schnell wie möglich einen Termin beim Facharzt zu vereinbaren. Voraussetzung ist eine als dringlich gekennzeichnete Überweisung zu einem Facharzt.

Apotheken-Notdienst-Suche: Mit der Apotheken-Notdienst-Suche der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände finden Sie schnell eine dienstbereite Notdienst-Apotheke in Ihrer Nähe. Festnetz: 0800/0022833; Mobil: 22833; SMS mit dem Stichwort „apo“ an: 22833.

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