Ein Mann hinter Gitterstäben im Gefängnis

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Wie und wo sich Korruption in NRW abspielt – acht Beispiele aus der Wirklichkeit

rnKorruptions-Serie

Korruption ist schwer zu fassen. Was fällt darunter? Wenn ich einem Beamten 1.000 Euro gebe, um schnell bauen zu dürfen, ist die Sache klar. Aber sonst? Acht Beispiele zeigen, worum es geht.

NRW

, 26.05.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Bandbreite von Korruptionsdelikten ist riesig. Das zeigen die Fallbeispiele, die das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt in seinem Lagebericht zur Korruption auflistet. Dieser Bericht erscheint jedes Jahr im Spätsommer für das vorangegangene Jahr. Der aktuellste gilt also für 2020.

Darin listet das LKA neben vielen Zahlen und Statistiken auch echte Fälle aus dem betreffenden Jahr auf. Diese Angaben sind allerdings anonymisiert. Die Zuordnung zu einer bestimmten Behörde, einem bestimmten Amt oder Unternehmen ist ebenso wenig möglich wie eine Identifizierung der handelnden Personen. Dennoch geben die Fälle einen guten Einblick in diesen Bereich der Kriminalität.

Fallbeispiel 1:

Der Lehrbeauftragte an einer öffentlichen Fachhochschule hat Klausuren von Studierenden mit inhaltlich nicht gerechtfertigten guten Noten beurteilt. Studierende, die das mit ihrem Dozenten verabredet hatten, hatten die anonymen Klausuren mit vereinbarten Codes gekennzeichnet. Als Gegenleistung für gute Noten erteilten die Studierenden dem Dozenten eine sehr gute Bewertung oder zeigten sich auch mit Bargeld erkenntlich.

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Fallbeispiel 2:

Zwei städtische Beamte sollen gemeinschaftlich Lebensmittelgutscheine und die Übernahme von Renovierungskosten gewährt haben. Im Gegenzug, so der Stand der Ermittlungen, versorgte der Nutznießer die Beamten mit Kokain.

Fallbeispiel 3:

In einer anderen Kommune soll ein Amtsträger Betroffene davor gewarnt haben, dass ihnen in Kürze Besuch vom Ordnungsamt drohe. Für diese Informationen soll der Mann Bargeld und ein Handy kassiert haben.

Fallbeispiel 4:

Der Mitarbeiter einer Firma für Dekorationswaffen versorgte einen ausländischen Mitarbeiter mit Firmeninterna zu den angebotenen Deko-Waffen und kassierte für diese Infos Geld. Bei Ausschreibungen kam so der ausländische Konkurrent und nicht die heimische Firma zum Zuge. Schaden laut LKA-Bericht: mindestens 2 Millionen Euro. In diesem Fall handelt es sich um ein sogenanntes „Korruptionsdelikt im geschäftlichen Verkehr“, da in diesem Fall ja kein Amtsträger beteiligt war.

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Fallbeispiel 5:

Der Mitarbeiter eines Gefängnisses soll für einen Preis von jeweils 200 Euro immer wieder Handys in die Justizvollzugsanstalt geschmuggelt und an die Häftlinge weitergegeben habe.

Fallbeispiel 6:

Ein angetrunkener LKW-Fahrer bot bei einer Polizeikontrolle den Polizisten Geld an, wenn sie Gnade vor Recht ergehen ließen. Taten sie aber nicht.

Fallbeispiel 7:

Ein Auto-Poser raste seinen schnellen Flitzer nach einer roten Ampelphase auf Tempo 120 hoch. Er bot den kontrollierenden Polizisten 500 Euro an, wenn sie ihn laufen ließen. Das hätte er besser nicht getan.

Fallbeispiel 8:

Polizisten lösten eine nach den seinerzeit geltenden Coronaregeln nicht erlaubte Hochzeitsfeier mit 50 Teilnehmern auf. Ein Teilnehmer versuchte, die Feier mit einem 750-Euro-Angebot an die Polizisten zu retten. Klappte nicht.

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