Birgit (Britta Hammelstein) leitet ein Tierheim. Natürlich nimmt sie einen Gelbbrust-Ara auf, wenn es sein muss. Papagei Marlene ist ein Routinefall. Als er spricht, jedoch nicht mehr: „SA marschiert“, „Rotfront verrecke“, „Heil Hitler“ plappert der Vogel seinen Vorbesitzer nach.
Früher hätten Zeugen das Krächzen wohl als Witz abgetan. Wir leben aber in Zeiten großer Empfindlichkeit, wo jeder falsche Ton die Gefahr eines Shitstorms birgt und reizbare Gemüter hellhörig sind.
Tierschützer machen mbbil
Das Tier wird zum Politikum in Christian Werners Spielfilm „Kommt ein Vogel geflogen“. Er geht den Weg der satirischen Farce, um die Absurdität einer Unkultur zu zeigen, die bei Debatten nur in Schlagworten und Lagern denkt.
Ein Vogel als Ortsgespräch. Fürs Tierheim steht Fördergeld der Gemeinde auf dem Spiel. Die Lokalzeitung hievt den „Nazi-Papagei“ auf den Titel. Als Birgit den Ara in ihr Haus holt, wird sie rechtsradikal genannt. Tierschützer wiederum machen mobil gegen die Abschiebung des Vogels
Nur leicht überzeichnet
Aus linker „Wokeness“ und ihrer Gegenströmung destilliert das Drehbuch von Stefanie Fies eine Posse, die nur leicht überzeichnet, um ein Klima abzubilden, in dem fertige Meinungen Argumente abwürgen.
Als Seismograf spürt der Film Erschütterungen nach, die medial aufgebläht in gesellschaftliche Beben münden.
Aberwitz mit Tiefe
Birgits stotternde Tochter (Pola Friedrich) wird nach dem Vorfall in der „Kita Polyglott“ noch stärker gemobbt. Ihr Mann (Hans Löw) ist jüdisch, seine Mutter sagt, so habe es 1933 angefangen, als vorm Haus das Auto brennt. Dogmatiker von rechts und links kriegen hier ihr Fett weg. Aberwitz mit analytischer Tiefe, ein guter Ansatz.
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