Messerangriff im Kreis Unna für Wahlkampf genutzt Herr Rademacher, das trieft vor Vorurteilen

Messerangriff im Wahlkampf: Herr Rademacher, das trieft vor Vorurteilen
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Porträtbild von Marcus Land für einen Kommentar

Ob die Asyl- und Migrationspolitik verschärft werden muss und wie scharf sie am Ende sein muss – es gibt Argumente dafür und dagegen. Diese darf man um der Sache willen ausfechten. Leider haben zwei Direktkandidaten im Wahlkreis Unna I den Boden der aufrichtigen Debatte bei diesem Thema verlassen.

Weil die AfD seit Jahren einen Feldzug gegen zugewanderte Menschen aus Ländern nicht-christlich geprägter Kulturkreise führt, kann eine Aussage ihrer örtlichen Bundestagskandidatin Friederike Hagelstein nicht überraschen.

Stimmungsmache kein Stilmittel einer Volkspartei

Die Lünerin sprach nach einem schlimmen Messerangriff eines 15-Jährigen, nach dem ein 18-Jähriger dem Vernehmen nach zeitweise in Lebensgefahr geschwebt haben soll, von „importierter Gewalt“. Der Grund: In einigen Medien war von einer Herkunft des Tatverdächtigen aus einem muslimisch geprägten Staat die Rede.

Derartige Kausalzusammenhänge zu konstruieren ist eine Spezialität der Rechtsaußenpartei. Behauptungen aufzustellen, die in ihr Weltbild passen, Belege dafür aber schuldig zu bleiben, gehört zu ihrer DNA. Das bedeutet, Öl ins Feuer unter der kochenden Volksseele zu gießen.

Stimmungsmache darf hingegen kein Stilmittel einer demokratischen Volkspartei wie der CDU sein. Leider hat sich ihr Wahlkreis-Kandidat Dr. Tilman Rademacher dennoch zu einer populistischen Verlautbarung hinreißen lassen.

Rademacher hat den Messerangriff eines 15-Jährigen in Schwerte in einen direkten Zusammenhang mit „Maßnahmen zur wirksamen Begrenzung illegaler Einwanderung sowie zur schnelleren Abschiebung ausreisepflichtiger und krimineller Personen“ gestellt.

Verlust an Wahrheit ist auch im Wahlkampf ein zu hoher Preis

Herr Rademacher, Sie sind Volljurist – wo besteht der kausale Zusammenhang? Ist nach Ihrer Kenntnis der mutmaßliche, minderjährige Täter von Schwerte als Krimineller nach Deutschland eingewandert? Wie alt war er da, fünf oder zehn?

Hätte eine Obergrenze bei der Zuwanderung diese Tat verhindert, weil der Junge an der Grenze als potenzieller Straftäter abgewiesen worden wäre? Ganz sicher nicht. Ihre Schlussfolgerung trieft vor Vorurteilen.

Den Kampf um das Direktmandat im traditionell rot gefärbten Wahlkreis Unna I sollte der CDU-Kandidat nicht um den Preis des Verlustes von Logik, Wahrheit und Aufrichtigkeit führen.