Romantik im Wohnwagen Holprige Flitterwochen in Norwegen

Von Claudia Lohmann
Romantik im Wohnwagen: Holprige Flitterwochen in Norwegen
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„Wir kommen da niemals wieder hoch.“ „Ich will aber direkt am Wasser stehen!“ „Dann fahr du doch.“ „Ok.“ Und schon saß ich im Auto und rollte den Abhang hinunter. Dem feinen weißen Sand mit dem dahinterliegenden türkisen Meer entgegen. Als ich ausstieg, hörte ich den Nachbarn fragen, ob wir uns denn Gedanken darüber gemacht hätten, wie wir wieder wegkommen.

Diese Szene und der Groll, den ich in diesem Augenblick gegen meinen Mann hegte, der sich durch den Nachbarn natürlich bestätigt fühlte, passt nicht so ganz in die Vorstellung von typischen Flitterwochen. Statt mit einem Cocktail am Strand von Costa Rica zu entspannen und in Erinnerungen an das rauschende Fest zu schwelgen, zogen wir nach der Hochzeitsfeier mit unserem Wohnwagen „Bobby“ los.

Gerade ausgenüchtert ging es schon ans Packen und dann nach Norwegen. Drei Wochen tingelten wird mit dem Gespann immer weiter in den Norden, erlebten traumhaft schöne Natur, Tiere, die es hierzulande nicht einmal im Zoo zu bewundern gibt und Ausblicke, die ich niemals mehr vergessen möchte. Im Vergleich dazu sieht die Fototapete im alten Partykeller meiner Eltern alt aus.

Ein Wohnwagen am Strand.
Schlafen direkt am Strand? Das schafft nur ein Campingplatz. © privat

Aber ist es empfehlenswert, die Hochzeitsreise im Wohnwagen zu verbringen? Sind Momente, wie die oben beschriebene, nicht eher ein Dämpfer für die Romantik? Ich denke da an eine enge Einfahrt, in der wir mit unserem Gespann nicht wenden konnten und wild hin und her diskutiert wurde. Ich denke da an ein Stützrad, das nicht hochgekurbelt wurde. Und an einen dunklen, einspurigen Tunnel, der kein Ende nehmen wollte (ja, meine Idee). Und ich denke an den Schweiß auf meiner Stirn, als nachts ein Elch um unseren Wohnwagen schlich und ich mich nicht traute, zur Toilette zu gehen. Eine tolle Nacht war das. (Nein, es gibt keine Beweise dafür, dass da ein Elch war.)

Die Camper dürften es kennen: Man diskutiert viel, plant die Route, plant nochmal um, baut auf und am nächsten Tag wieder ab, plant die Route aus Gründen wieder um und so weiter. Wenn man nahezu jede Nacht an einem anderen Ort ist, muss eben kommuniziert werden und es muss (wie ich finde) auch einfach mal ausprobiert werden. Da geht nicht Alles beim ersten Mal gut. Wäre auch irgendwie öde.

Geiranger Fjord, Norwegen
Spontan am Rastplatz anhalten und die Aussicht genießen? Genau das liebe ich an einem Roadtrip. © privat

Ein Urlaub, der zu uns passt

Was Camper ebenfalls wissen dürften: Es gibt nichts Schöneres, als abends mit einem Glas Wein oder einem Bier auf dem Campingstuhl zu sitzen und aufs Meer, einen Fjord oder einen See zu blicken – und einfach so lange sitzen zu bleiben und zu quatschen, wie man möchte. Das Zuhause steht ja hinter einem.

Und es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als die Freiheit zu haben, einfach dorthin zu fahren, wo einen die Laune hin verschlägt und unterwegs dort anzuhalten, wo es gerade schön aussieht. Eine Flugreise hätte uns all diese Gefühle nicht geben können – und ebenso wenig die guten und die nicht so guten Momente, auf die man später gerne zurückblickt und darüber lacht.

Uns war wichtig, dass unsere Flitterwochen besonders sind – und wir viele „Erste Male“ erleben. Wir wollten Landschaften sehen, die wir zuvor noch nie erlebt haben. Wir wollten etwas, das zu uns als Paar passt. Wir wollten jeden Moment genießen und das konnten wir – die guten und die nicht ganz so guten im Nachhinein auch.

Wir hatten eine Zeit ohne Zeitdruck am Flughafen oder Langeweile am Gate. Jeder Moment unserer Flitterwochen war ein Abenteuer und am Ende überwogen natürlich die wunderschönen Momente. Ein Hinweis an alle, die jetzt Lust haben, loszudüsen: Man sollte vorher schon wissen und notfalls testen, ob man fürs Camping gemacht ist. Das war bei uns zum Glück gegeben.