
© Greis
„Könnte heulen“: Freude über die Spargelsaison hält sich in den Schloßstuben in Grenzen
Gastronomie in Corona-Zeiten
Im Sport geht die Bundesligasaison zu Ende, aus kulinarischer Sicht beginnt sie gerade: Zumindest mit Blick auf den Spargel. Umso bitterer, dass Gastronomen wie Diana Schott in den siebten Monat ohne Hausgäste gehen.
Die Spargelsaison ist da: In den Opherdicker Schloßstuben ist dieses Ereignis eigentlich ein Grund zur Freude. Große Freudensprünge macht man in den Stuben in diesem Jahr allerdings nicht. Seit sieben Monaten schon hat kein Gast mehr vor Ort gespeist. Die Corona-Pandemie hat die Gastronomiebranche fest im Griff.
Für Diana Schott, die Chefin der Schloßstuben, ist diese Situation nicht mehr allzu lange zumutbar. In den vergangenen Monaten haben sie und die anderen Betreiber von Kneipen und Restaurants in Holzwickede nie einen Hehl daraus gemacht, was sie über die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung denken.

„Easy“ und Diana Schott haben in den Opherdicker Schloßstuben seit sieben Monaten keine Hausgäste mehr bewirten dürfen. © Carlo Czichowski
Von Willkür war oft die Rede - und davon, dass sich die Gastronomie als Sündenbock fühlt. Schott hält diese Vorwürfe für bestätigt: Die Corona-Infektionszahlen sind in den vergangenen Monaten immer wieder gestiegen, liegen seit mehreren Wochen konstant auf einem - gemessen am bisherigen Pandemieverlauf im Kreis Unna - hohen Niveau. Und das obwohl die Gastronomie seit Monaten geschlossen ist. Ein Pandemietreiber, so findet Schott, können sie und ihre Kollegen also nicht sein.
Frischer Spargel muss abgeholt werden
Frischen Spargel müssen Stammgäste aber trotzdem derzeit in den Schloßstuben abholen. Jeden Sonntag ist das Team um Diana und „Easy“ Schott stattdessen in der Küche im Einsatz, bietet Essen zur Abholung an, liefert aber durchaus auch Speisen direkt nach Hause.

Ungewohnter Blick in die Opherdicker Schloßstuben: Der Gastraum wird momentan als Lagerraum genutzt. © Greis
An einem „normalen“ Sonntag seien sie mit sechs Köchen im Einsatz. Hinzu kommen zwei festangestellte Service-Kräfte, zudem rund ein halbes Dutzend Aushilfskräfte. 400 Essen gehen dann gerne mal an einem Sonntag an hungrige Gäste.
Zum Vergleich: In der Corona-Zeit, so erläutert Schott, seien es pro Tag etwa 80 bis 100. An diesen Tagen sind meist drei Köche im Einsatz, außerdem eine Service-Kraft, die sich zum Beispiel um abholende Gäste kümmert. Die festangestellten Mitarbeiter seien daher alle in Kurzarbeit. Einbußen hätten sie jedenfalls aber nicht. Die Schotts stocken das Kurzarbeitergeld auf die übliche Summe auf, stecken lieber selbst zurück als ihr Team die Krise finanziell spüren zu lassen.

Sebastian Schneider bereitet neben Bratkartoffeln momentan sehr viel Spargel zu: In den Schloßstuben hat die Saison längst angefangen. © Carlo Czichowski
In ein bis zwei Monaten wird es eng
Für sie und ihren Mann wird es in den kommenden acht Wochen auf jeden Fall langsam eng: „Ende Mai braucht es für Hotels, Gastronomie und Kultur endlich eine Perspektive. Man investiert immer wieder Geld, macht Hygienekonzepte und am Ende heißt es dann: Herzlichen Dank für eure Bemühungen, das habt ihr gut gemacht, aber jetzt müsst ihr wieder schließen.“ Momentan stehe ihre Bank hinter ihnen, weil das Opherdicker Traditionsrestaurant vor Corona ein gesundes Unternehmen war. Nach ein bis zwei Monaten, so erzählt Schott, „könnte es auch für einen Betrieb wie die Schloßstuben irgendwann eng werden“.

Alles fertig für die Biergarten-Saison: In den Schloßstuben ist der Außenbereich bereit für Gäste. Dort stehen seit mehreren Wochen ein Zelt und mehrere Heizstrahler. © Greis
Selbst wenn eine baldige Öffnung in Aussicht gestellt würde, sei das nicht allzu schnell umzusetzen. Für diesen Fall hat das Ehepaar Schott jedenfalls schonmal den Außenbereich hergerichtet und mit einem Zelt und Heizstrahlern ausgestattet.
Vor einigen Wochen wurde der Öffnungswunsch zumindest enttäuscht. Schott wünscht nichts mehr als Planungssicherheit: „Gastronomie ist Herzblut, Schweiß und ein hartes Brot. Wir ackern und wir schaffen, aber es muss eine Perspektive her. Ich könnte heulen, wenn ich hier in den Raum gucke und keiner ist hier“, sagt Schott - und das seit nunmehr sieben Monaten.
Jahrgang 1985, aufgewachsen auf dem Land in Thüringen. Fürs Studium 2007 nach Dortmund gekommen. Schreibt über alles, was in Holzwickede passiert. 17.000 Einwohner mit Dorfcharakter – wie in der alten Heimat. Nicht ganz: Dort würden 17.000 Einwohner locker zur Kreisstadt reichen. Willkommen im Ruhrgebiet.

1993 in Hagen geboren. Erste journalistische Schritte im Märkischen Sauerland, dann beim Westfälischen Anzeiger in Werne. Spielt in seiner Freizeit gerne Handball und hört Musik.
