Da kam selbst der Kanzlerkandidat Friedrich Merz mit seinen 47,7 Prozent im Hochsauerlandkreis nicht ran und all die anderen Kandidaten in den CDU-Hochburgen Deutschlands auch nicht: Als Sonntagnacht alle Wahlkreise im Land ausgezählt waren, stand fest: Nirgendwo in Deutschland hat die CDU ein besseres Erststimmen-Ergebnis geholt als Anne König im Wahlkreis 125 (Borken II). Ihre 47,9 Prozent sind das beste Ergebnis der CDU in allen 252 Wahlkreisen, in denen CDU-Kandidaten angetreten waren.
„Das gibt schon viel Auftrieb“, freute sich die 40-Jährige, die heute wie alle anderen gewählten Abgeordneten auch in Berlin zur Arbeit „antritt.“ Dabei gilt es zunächst, die Fraktion zu bilden, deren Spitze zu wählen und danach die Arbeitskreise und persönlichen Schwerpunkte festzulegen. Bislang hat Anne König unter anderem das Thema Klimaschutz/Energie besetzt, war Obfrau im entsprechenden Unterausschuss und Mitglied im Fachausschuss. Das habe Spaß gemacht, sagt König, die sich aber auch andere Arbeitsschwerpunkte vorstellen kann: „Ich bin prinzipiell offen für alles“, sagt sie. Was wichtig sei: „Wir müssen schleunigst an die Arbeit. Es gibt unglaublich viel zu tun.“
Mögliche Koalition mit SPD
Da gehe es um Themen wie bezahlbare Energie, illegale Migration und Wirtschaft. Dass sie in einer möglichen Koalition auf die SPD und ihre Mitbewerberin Nadine Heselhaus (Raesfeld) trifft, sei kein Problem. Man sei im Münsterland im Wahlkampf generell zwar „hart in der Sache“, aber doch „ruhig und sachlich“ miteinander umgegangen. Das habe man beispielsweise bei den Podiumsdiskussionen sehen können. Im Übrigen hatte König schon am Wahlabend betont, dass ihr eine Zweier-Koalition mit der SPD die liebste mögliche Koalitionsform sei.
„Schwierig“ fand gestern hingegen Nadine Heselhaus (SPD) die Vorstellung einer Koalition von CDU und SPD – und zwar vor allem deswegen, weil eine Erneuerung der SPD in der Regierungsverantwortung den Sozialdemokraten sicherlich nicht leicht falle. Gleichzeitig sei diese Lösung – abgesehen von einer AfD/CDU-Zusammenarbeit – wohl die einzig vorstellbare Lösung, sagte die Raesfelderin, die per Landesliste ins Parlament einzieht.
Die 46-Jährige betonte, dass sie ihren Einsatz vor Ort fortführen und intensivieren werde. Themen, die auch vor Ort sicher wichtig seien, seien unter anderem die Erneuerbaren Energien mit einem weiteren Netzausbau, die Frage der Arbeitskräfte-Gewinnung, die Wirtschaft und die Infrastruktur im Westmünsterland.
17 Kommunen, mehr als 400 Wahlbezirke: Alle Hände voll zu tun hatten auch im Kreis Borken die Wahlhelfer. Was bei der Durchsicht der Zahlen auffällt: Die Wahlbeteiligung im Kreis Borken lag mit 85,1 Prozent über dem bundesweit schon sehr hohen Wert von 82,5 Prozent.
Sechstbestes Ergebnis deutschlandweit
Lag die AfD bei der Wahl 2021 in allen 17 Kommunen im einstelligen Bereich, so erreichte sie am Sonntag überall zweistellige Ergebnisse. Am höchsten waren sie in Gronau mit 20,4 Prozent. Die SPD musste nicht nur bundesweit Federn lassen: In Heek etwa kam die Partei nur noch auf 14,3 Prozent, selbst in der „Hochburg“ Isselburg waren es gerade noch 20,7 Prozent. Die Grünen bleiben in sieben Kommunen unter der Zehn-Prozentmarke. 2021 war das nur in Heek der Fall gewesen.
Die 47,9 Prozent von Anne König aus Borken sind nicht nur das beste Erststimmen-Ergebnis der gesamten CDU, sondern auch das sechstbeste Ergebnis eines Kandidaten deutschlandweit. Nur zwei CSU-Bewerber und drei AfD-Kandidaten holten mehr Erststimmen-Prozente.