Die SPD-Opposition in Nordrhein-Westfalen befürchtet Gruppenschließungen und Insolvenzen von Kitas ohne zusätzliche Finanzspritzen vom Land. „Es gibt einen breiten Hilferuf von Kita-Trägern und Verbänden, die die gestiegenen Kosten nicht mehr finanzieren können“, berichtete der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer, am Freitag in Düsseldorf.
Von katholischen Einrichtungen bis hin zu freien Trägern sei die ganze Kita-Landschaft betroffen. Dringende Appelle kämen unter anderem aus Aachen, Bielefeld, Gelsenkirchen, Hagen, Herford und dem Kreis Höxter. Kurzfristig seien rund 620 Millionen Euro nötig, um Mehrkosten infolge der Energie-Krise, Inflation und Tarifsteigerungen mindestens bis zum Beginn des Kita-Jahres 2024 auszugleichen.
Zudem müsse die Landesregierung größere Anstrengungen unternehmen, um den eklatanten Personalmangel aufzufangen, forderte Maelzer. Dazu gehöre eine vollständige Erstattung der Trägerkosten für die Erzieherausbildung und eine unbürokratischere Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen.
„Es ist längst kein Einzelfall mehr, dass Eltern ihre Kinder mit zur Arbeit nehmen, weil morgens um 8.30 Uhr wieder der Anruf der Einrichtung kommt: Notbetreuung“, beschrieb er die Folgen der Fachkräfte-Lücke. Beim Ausbau der Kita-Plätze sei NRW viel zu langsam. Bei den Plätzen für unter Dreijährige (U3) zeichne sich zum neuen Kita-Jahr mit einem Plus von 3980 Plätzen gegenüber 2022/23 der zweitschlechteste Ausbaustand seit 2010 ab, kritisierte Maelzer.
Kitas in NRW: Viele Plätze fehlen
Im neuen Kindergartenjahr werden in NRW nach Zahlen des Landesfamilienministeriums ab dem 1. August fast 761 000 Kinder in Kindertagesstätten oder von einer Tagesmutter betreut. Das ist ein Plus von knapp 9000 Betreuungsplätzen - davon etwa 5000 für Kinder ab drei Jahren.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen hier mehr als 100 000 Kita-Plätze und rund 24 000 Erzieherinnen und Erzieher. Auch eine Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hatte jüngst festgestellt, dass in der U3-Betreuung weiterhin eine deutliche Lücke zwischen Angebot und Nachfrage klafft: Demnach hatten im vergangenen Jahr in NRW 47,8 Prozent der Eltern von unter dreijährigen Kindern Bedarf an einem Betreuungsplatz. Die tatsächliche Betreuungsquote lag allerdings nur bei 30,4 Prozent.
dpa
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