Massiver Betreuungsausfall an Kita Mütter beschreiben enorme Belastung

Betreuungsausfälle an Kita Schatzkiste: Mütter beschreiben enorme Belastung
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Kinder haben unter den Pandemie-Einschränkungen besonders gelitten. Über Wochen und Monate waren Schulen und Kitas geschlossen, die Kinder fühlten sich isoliert. Eltern, die Kinderbetreuung und Beruf miteinander vereinbaren mussten, stießen an ihre Grenzen. Aber auch nach dem Abklingen der Pandemie entspannt sich die Situation nicht überall. Eltern in Holzwickede berichten von einer „akuten Notsituation“.

Kaum regulärer Betrieb möglich

Eva Prost ist Mitglied im Elternbeirat der Kita „Schatzkiste“ in Opherdicke. Sie sagt: „Wir haben in diesem Kita-Jahr erhebliche Betreuungsengpässe erlebt, die dazu geführt haben, dass seit dem 1. August an mehr als 40 Tagen kein regulärer Betrieb mehr möglich war.“ Das führe zu einer enormen Belastung der Eltern, die sich immer wieder kurzfristig Gedanken über die Betreuung ihrer Kinder machen müssen. „Die Eltern sind besorgt und gefrustet.“

Seit Beginn des Kita-Jahres, also dem 1. August 2022, protokollieren die Eltern die eingeschränkten Betreuungszeiten der Einrichtung detailliert. Bis zum 20. März hat es demnach an 43 von 154 Tagen (das entspricht 27 Prozent der Tage) verkürzte Öffnungszeiten, Notgruppen oder ganze Gruppenschließungen gegeben.

„Eltern, die ihre Kinder im offenen Bereich bis 16 Uhr betreuen lassen, waren an jedem vierten Öffnungstag von Einschränkungen wie verkürzten Betreuungszeiten oder Notgruppen betroffen“, sagt Prost.

Keine Handlungsmöglichkeiten für Träger und Einrichtung

Insgesamt 75 Kinder werden in der „Schatzkiste“ betreut, davon sind 22 Plätze für Kinder unter drei Jahren (U3). Im Jahr 2021 ist die Kita an die Opherdicker Straße umgezogen. Träger der Kita ist der Evangelische Kirchenkreis in Unna.

Eine Einschränkung der Betreuungszeiten sei immer das „letzte Mittel der Wahl“, sagt Kirchenkreis-Sprecher Dietrich Schneider. Den Frust der Eltern könne er nachvollziehen. Handlungsmöglichkeiten gebe es für Einrichtung und Träger aber kaum.

Die Kita „Schatzkiste“ in Opherdicke wurde 2021 eröffnet.
Die Kita „Schatzkiste“ in Opherdicke wurde 2021 eröffnet. © Michael Neumann

„Wir sind nach dem KiBiz-Schlüssel besetzt, durch Kirchensteuermittel sogar darüber hinaus“, erklärt Schneider. Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) regelt die Grundlagen und die Finanzierung der Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen. Komme es zu einem Krankenfall und sei gleichzeitig eine Erzieherin im Urlaub, sei eine Einrichtung gleich unterbesetzt. „Der Betreuungsschlüssel ist knapp bemessen.“

„Es ist eine allgemeine Gemengelage“, sagt Schneider, die nicht ausschließlich die Kita „Schatzkiste“ betreffe, sondern alle Einrichtungen. Die Lage habe sich aber zugespitzt, bestätigt Schneider. Beispielsweise waren beim Kirchenkreis vor Kurzem auch zwei Einrichtungen in Unna von Einschränkungen betroffen.

Rechtliche Konsequenzen drohen

Könne eine Kita nicht die nach dem KiBiz erforderliche Anzahl an Erziehern vorhalten, drohen im schlimmsten Fall rechtliche Konsequenzen. Die Vorwürfe können von der Verletzung der Aufsichtspflicht bis hin zur Kindeswohlgefährdung reichen, erklärt Schneider. Die Entscheidungen seien alternativlos.

Im Jugendhilfeausschuss des Kreises Unna in Bönen – dort haben Eva Prost und Saskia Schoof die Situation an der Kita in Opherdicke kundgetan – hatte Christina Anetsberger, Sachgebietsleiterin Kindertagesbetreuung und wirtschaftliche Hilfen beim Kreis Unna, ebenfalls erläutert, dass es sich nicht um einen „Einzelfall“ handele.

„Der Fachkräftemangel ist auch bei uns angekommen“, sagt Schneider. Erzieher seien nur sehr schwer zu finden. Dennoch habe er auch gute Nachrichten für die Kita „Schatzkiste“. Eine Stelle könne kurzfristig nachbesetzt werden.

Um über die Situation an der Kita „Schatzkiste“ zu sprechen, findet am Mittwoch (22. März) ab 18 Uhr ein Elternabend in der Einrichtung statt. Neben der Einrichtungsleitung und den Eltern wird dann auch die Geschäftsführung des Kindergartenwerks des Evangelischen Kirchenkreises Unna vor Ort sein.

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