
Theaterleiter Sven Hilbk muss bei seiner Arbeit im Kinorama in Unna eine besondere Schutzkleidung tragen. © Udo Hennes
Geheimkoffer erreicht Unnas Kino: Sven Hilbk (38) gibt spannenden Einblick
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Der Theaterleiter des Kinorama in Unna, Sven Hilbk, lüftet das Geheimnis um einen ganz bestimmten Koffer. Außerdem gibt es einen besonderen Blick in Bereiche des Kinos, die für Besucher verboten sind.
Ein Sicherheitsschlüssel, ein Geheimkoffer und Explosionsgefahr: Der Theaterleiter des Kinorama in Unna erklärt, was es damit auf sich hat. Der extrem geschützte Ablauf, den ein Film durchläuft, bis er in Unna im Kino ankommt, ist ein besonders spannender.
Seit Sven Hilbk (38) vor 14 Jahren an der Massener Straße anfing, hat sich gerade durch die Digitalisierung im Eiltempo wahnsinnig viel verändert. „Anfangs kamen die Filme tatsächlich noch in verschiedenen Filmrollen. Die mussten dann unter Zuhilfenahme von Schere und Kleber an den Schnittstellen zusammen gefügt werden“, erklärt der Filmvorführer.
Die damaligen Analog-Projektoren wurden dann durch Digital-Projektoren ersetzt. In denen wirft ein Leuchtmittel auf Xenon-Basis den Film auf die Leinwand.
Projektor im Kino: Glühbirne mit 3000 Watt darf nur mit Schutzkleidung gewechselt werden
Neben den Digital-Projektoren gibt es seit wenigen Monaten zudem einen hochmodernen Projektor im Kinorama. Der Unterschied: Wird das Bild bei den älteren also von einer extrem starken Glühbirne erzeugt, arbeitet der neueste Projektor mit einer neumodischen Laser-Technologie.
„Der Laser erzeugt das Bild direkt in Farbe, während die Leuchtmittel das Ganze vorher noch aufspalten“, erklärt der Fachmann. Das Ergebnis sei unter anderem, dass das Bild ein deutlich „schärferes und definirteres“ sei.
Zudem müssten die Glühbirnen in einem Abstand von etwa 1500 Arbeitsstunden ausgetauscht werden. Und dieser Prozess hat es in sich. „Diese sehr sehr starken Leuchtmittel haben nicht wie bei beispielsweise LEDs nur 20 bis 30 Watt. Sondern um die 3000 Watt und stehen damit unter einem extrem hohen Druck“, sagt Sven Hilbk.

Das Ergebnis der Technik im Hintergrund erleben die Besucher auf der großen Leinwand. Das Bild zeigt Kinorama-Chef Guido Rottstegge, als er den Betrieb 2017 übernommen hatte. © Udo Hennes
Das Tragen von Schutzkleidung sei daher unumgänglich, da die Glühbirnen durch den hohen Druck beim Platzen eine Explosion erzeugen würden. Dabei können die Splitter durch die Gegend schießen und schwere Verletzungen erzeugen. Ohne Augen-, Hand- und Körperschutz wird ein Wechsel also nicht durchgeführt.
Der Weg des Films ins Kino ist besonders geschützt
Damit die Projektoren aber überhaupt etwas abspielen können, braucht es einen Film. Wie eingangs beschrieben, wird dieser im Jahr 2022 nicht mehr via Filmrolle geliefert.
An dieser Stelle wird es spannend: Zum Schutz des jeweiligen Blockbusters gibt es verschiedene Wege, den der Film nehmen kann, bevor er in Unna im Kino landet. Zum einen wäre da ein Koffer, in dem sich eine Festplatte befindet. Gerade ist in Unna ein solcher Geheimbehälter angekommen: Der Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ befindet sich auf dem Datenträger.

Der Geheimkoffer mit der Festplatte. © Udo Hennes
Die Festplatte wiederum wird in den Projektor eingesetzt. Um den Film dann abzuspielen, braucht es aber noch einen digitalen Sicherheitsschlüssel. Der wiederum kommt getrennt vom Geheimkoffer mit Verzögerung via E-Mail.
„Die Filme sind dann für einen ganz bestimmten Zeitraum vom Verleiher freigeschaltet“, erklärt Sven Hilbk. Ist der Zeitraum überschritten, erlischt auch der Sicherheitsschlüssel.
Die analoge Übermittlung des Films stellt allerdings nicht die einzige Möglichkeit dar. „Teilweise werden die Dateien auch auf einen Server hochgeladen, von dem wir sie runterladen können“, sagt der Theaterleiter. Zwischengespeichert werden die Filme dann auf dem riesigen, 50 Terabyte großen Speicher des Kinorama in Unna.
Von all diesen Dingen bekommt der oder die Kino-Besucherin aber nichts mit. Sondern darf sich bei Popcorn und Softgetränk an dem neuesten Blockbuster „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ erfreuen.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
