In vorchristlicher Zeit feierten die Kelten Samhain, ein Fest zur Ernte und zum Winterbeginn. Sie glaubten, die Toten suchten dann Kontakt zu uns, dem Mythos nach gucken sie künftige Sterbefälle aus. Im 9. Jahrhundert bürgert sich „All Hallows Eve“ (der Abend vor Allerheiligen) als Bezeichnung für den 31. Oktober ein.
In Amerika wird Halloween zum großen Geschäft, nicht zuletzt zum Geschäft der Filmindustrie. Der importierte Kommerzrummel zündet auch bei uns, Streamingdienste werben mit Halloween-Specials, im Kino laufen Horrorstreifen. Hier einige Tipps in Sachen filmischer Geisterbahn.
„Untergang des Hauses Usher
Bei Netflix läuft „Der Untergang des Hauses Usher“, ein Edgar Allan Poe-Best Of in Form einer achtteiligen Serie von Regisseur Mike Flanagan. Der springt sehr frei mit Poes Geschichten um, wenn er Klassiker wie „Die Maske des Roten Todes“, „Der Rabe“ und „Doppelmord in der Rue Morgue“ in eine Familiensaga der Jetztzeit einbettet.
Flanagans Ushers sind eine Sippe moralisch verkommener Pharma-Industrieller, die aus Profitgier über Leichen gehen. Bruce Greenwood spielt den Patriarchen Roderick, der vor einem Staatsanwalt zur Lebensbeichte ausholt.
Schauerliche Todesfälle
Er macht reinen Tisch, seine Erzählung wird in Rückblenden bebildert. Mit seiner Schwester (in der Gegenwart: Mary McDowell) hat Roderick die Firma gekapert, seinen Boss einen Poe-Tod sterben lassen („Das Fass Amontillado“) und eine Dynastie gegründet.
Ist es der Fluch der bösen Tat? Rodericks erwachsene Kinder sterben alle sechs in zwei Wochen, auch das sehen wir als Rückblende. Was als Sex and Crime-Stoff begann, mausert sich zum Horrorstück schauerlicher Todesfälle: Säure aus dem Sprinkler, Angriff eines Affen, Balkonsturz in Gegenwart einer schwarzen Katze.
Eine geheimnisvolle Frau (Carla Gugino) ist involviert, die nicht zu altern scheint. Sie verfolgt Roderick bis ins Grab, bis sein Haus im Sumpf versackt. Die Serie nutzt Poe als motivischen Steinbruch für eine Parabel über Zynismus und Raffsucht. Ausstattung, Mystery-Flair und Erzählatem gefallen, grobe Sudeleien bleiben außen vor.

„The Boogeyman“
Disney plus streamt in seinem Halloween-Paket den Film „The Boogeyman“, der eine Kurzgeschichte von Stephen King aufgreift und sich als wirkungsvoller Angstmacher betätigt. Klassischer Horror-Suspense um einen Dämon, der Familien befällt und Kindern die Lebensenergie aussaugt.
Sophia Thatcher spielt Sadie, die Tochter eines Psychiaters, in dessen Haus ein Mann sich umbringt, dem drei Kinder wegstarben. Den Dämon hat er wohl mitgebracht. Jetzt beginnt Sadies kleine Schwester das Vieh zu sehen, der Zuschauer wird erst mit Kinderzeichnungen vertröstet.
Der Dämon nimmt Gestalt an
Die Schocks werden rabiater, der Dämon nimmt Gestalt an, Sadie erklärt ihm den Krieg. Regisseur Rob Savage arbeitet viel mit Dunkel und Halbdunkel.
Die Musik ist effektvoll, im Schatten lauert etwas. Im Grunde das kleine ABC des Horrorgenres, aber es gibt den Moment, wo einem Schauer über den Rücken laufen. Was will man mehr.

„Die Geistervilla“
Wer sich fragt, welchen Film er zu Halloween mit Kindern im Schulalter gucken soll, liegt richtig bei „Die Geistervilla“ in der Version von 2023. Im Sommer noch im Kino, jetzt ebenfalls bei Disney plus verfügbar. Der Gruselfaktor bleibt moderat, die Spukfiguren treiben niemanden auf die Sesselkante.
Der Film von Justin Simien hat nämlich zwinkernde Comedy-Anteile, auch zu beobachten im Spiel von Rosario Dawson, Danny DeVito, Owen Wilson und Jamie Lee Curtis. Beinharte Schocker-Fans sagen mit den Gebrüdern Grimm „Ach, wenn‘s mir nur gruselte“, aber in puncto Familienunterhaltung eine Bank.
„Five Nights at Freddy‘s“
Wer zum Fürchten die große Leinwand braucht, guckt womöglich „Five Nights at Freddy‘s“ im Kino seiner Wahl. Emma Tammis Adaption eines Videogames spielt in einer verlassenen Pizzeria, wo böse Robo-Puppen Leute meucheln. Die Kritik mag nörgeln, an der Kinokasse bahnt sich ein Überraschungshit an.
Wer vom Halloween-Horror nicht genug kriegt, liegt richtig bei „Evil Dead Rise“ (auf Wow), beim „Friedhof der Kuscheltiere - Bloodlines“ (Paramount plus) oder bei Disneys „Gänsehaut“.
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