Kinderklinik Datteln Die Notaufnahme ist oft überfüllt - Klinik-Chef kritisiert Eltern

Notaufnahme ist oft überfüllt: Chef der Kinderklinik appelliert an Eltern
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Nachmittags in der Kinder- und Jugendklinik in Datteln: Halle und Warteräume der Notaufnahme platzen aus allen Nähten, der Andrang ist riesig. „Tatsächlich ist es im Herbst immer voll“, sagt Prof. Michael Paulussen. „Aber das, was wir im Moment erleben, sucht wirklich seinesgleichen!“, fügt der Ärztliche Direktor der Kinderklinik hinzu.

Das RS-Virus, eine Atemwegserkrankung, die vor allem kleinen Kindern Probleme bereitet, ist ein Grund dafür, dass Kinderkliniken in der Region zurzeit einen Ansturm von Patienten erleben. „RSV ist aber nicht unser einziges Problem“, sagt Paulussen mit Blick auf die proppenvolle Wartehalle. „Wir erleben immer häufiger Familien, die zu uns in die Klinik kommen, weil es jetzt gerade gut passt. Aber wir sind keine allgemeine Rund-um-die-Uhr-Anlaufstelle, sondern tatsächlich eine klinische Notaufnahme für schwer kranke Kinder.“

Ein Fall für die Notaufnahme - wirklich?

Deshalb appelliert der Mediziner: „Wir bitten alle Familien, sich zu fragen: Ist unser Kind wirklich ein Fall für die Notaufnahme oder tut es nicht auch der reguläre Gang zum Kinderarzt?“ Bei Erkrankungen, die schon länger anhalten oder die kein unmittelbares Eingreifen nötig machen, sei der niedergelassene Kinderarzt der richtige Ansprechpartner, so Paulussen weiter. Eltern, die Kinder mit länger anhaltenden Beschwerden oder milden Symptomen zur Abklärung in der Notaufnahme vorstellen, binden dort Kapazitäten, die an anderer Stelle dringend benötigt werden. Paulussen betont: „Wir alle machen unseren Job hier aus vollem Herzen und möchten allen Kindern helfen. Aber unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, dass wir schwer kranke Kinder versorgen und sie bei Bedarf stationär aufnehmen.“ Jeder könne in eine Situation kommen, in der er schnell ärztliche Hilfe braucht. „Und jeder von uns möchte dann auf ein Team treffen, dass sich auf diesen Notfall konzentrieren kann!“

„Belastung für alle Beteiligten“

„Wir haben zurzeit in der Kinderklinik richtig viele richtig kranke Kinder - vor allem aufgrund des RS-Virus und der Influenza. Und viele von ihnen kommen über die Notaufnahme zu uns. Wenn dann gleichzeitig zu dieser Welle noch Patienten in der Notaufnahme sind, die dort nicht hingehören, stresst das noch einmal zusätzlich“, erläutert Hannah Iserloh die augenblickliche Situation. Die Sprecherin der Kinderklinik betont: „Letztlich bedeuten die Patienten, die auch zum Kinderarzt gehen könnten, eine Belastung für alle Beteiligten: Für das Personal in der Klinik, für die schwer kranken Kinder und auch für die Patienten, die nicht in der Notaufnahme sein sollten. Denn man muss sich als Eltern ja auch fragen, ob man mit seinem Kind eventuell mehrere Stunden in einer Halle mit Menschen sitzen möchte, die womöglich ansteckend und schwer krank sind - und das, obwohl es nicht notwendig ist.“

Gesündere Kinder warten länger

Hannah Iserloh weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass in der Notaufnahme der Kinderklinik geprüft wird, wie krank die Patienten sind und dass die kränkeren Kinder als erste behandelt, also zeitlich vorgezogen werden. „Das führt dann bei den anderen Patienten zu längeren Wartezeiten - und teilweise auch zu Unmut.“

  • Auch der Kreis Recklinghausen, der die Entwicklung von Virusinfektionen beobachtet, spricht zurzeit von einer heftigen Infektionswelle.
  • „In den letzten beiden Jahren hatten wir viel weniger Virusinfektionen - aufgrund der bestehenden Hygiene- und Abstandsregeln wegen Corona. Doch inzwischen sind wir wieder auf dem Niveau, das vor der Pandemie bestand: Es gibt kaum noch Corona-Einschränkungen, die Viren haben wieder andere Möglichkeiten sich zu verbreiten“, sagt Svenja Küchmeister. „Hinzu kommt, dass die Viren jetzt auf Körper treffen, die diese Auseinandersetzungen nicht mehr gewohnt sind. In Summe bedeutet das eine echte Herausforderung für das Gesundheitssystem“, erläutert die Kreis-Sprecherin.
  • Das RS-Virus sei keine meldepflichtige Krankheit, so dass es dazu keine verlässlichen Zahlen gebe, sagt Marina Lorsch, Leiterin des Infektionsschutzes im Kreis Recklinghausen. Ein guter Parameter für die Entwicklung sei aber die Zahl der gemeldeten Grippefälle – und das sind seit Anfang Oktober bis zum 25. November immerhin 235 Fälle, rechnet Lorsch vor. Svenja Küchmeister ergänzt: „Grippefälle hatten wir in den letzten beiden Jahren kaum.“

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