Aktuell keine Zwangsversteigerungen am Amtsgericht Kamen Rechtspfleger dringend gesucht

Zwangsversteigerungen am Amtsgericht erst mal ausgesetzt
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Wer günstig an eine Immobilie kommen will, für den lohnt ein Blick auf die Homepage des Amtsgerichtes Kamen. Dort sind die Termine für Zwangsversteigerungen in Kamen und Bergkamen veröffentlicht. Normalerweise jedenfalls. Allerdings ist in der entsprechenden Rubrik schon seit Monaten zu lesen: „Leider liegen zur Zeit keine Termininformationen vor.“

Das liegt nicht daran, dass sich in den beiden Städten keine Immobilienbesitzer mehr finanziell übernehmen würden. Sondern an einem personellen Engpass im Amtsgericht.

„Wir haben zu wenig Rechtspfleger“, sagt Amtsgerichtsdirektor Martin Vervoort. Rechtspfleger halten den Laden außerhalb von Prozessen, die die Richter führen, am Laufen. Sie organisieren und leiten zum Beispiel die Zwangsversteigerungen. Derzeit arbeiten am Amtsgericht laut Vervoort neun Rechtspfleger. Das sollte reichen, um Häuser und Grundstücke von überschuldeten Eigentümern unter den Hammer zu bringen, könnte man meinen.

„Mangelquote“ von bis zu 150 Prozent

Aber die Rechtspfleger hätten auch noch zahlreiche andere wichtige Aufgaben, sagt der Gerichtsdirektor: „Sie führen zum Beispiel das Grundbuch.“ Und Änderungen bei den Eigentumsverhältnissen duldeten keine Aufschub, weil sonst alles durcheinander gerate. Die Rechtspfleger kümmerten sich zudem um gesetzliche Betreuungen und suchten Vormünder für unbegleitete Flüchtlinge, was ebenfalls sehr zeitaufwendig sei.

Ein historisches Grundbuchheft liegt vor einem Computermonitor.
Zu den Aufgaben der Rechtspfleger, die keinen Aufschub dulden, gehört das Führen des Grundbuches. (Symbolbild) © dpa-tmn

Die sogenannte „Mangelquote“ bei den Rechtspflegern beziffert Vervoort auf bis zu 150 Prozent. Das bedeutet, dass die Beschäftigten noch einmal die Hälfte ihrer ohnehin schon anfallenden Arbeit leisten müssen, um alle Aufgaben zu erledigen. Was natürlich schwierig bis unmöglich ist.

Deshalb muss Vervoort Prioritäten setzen und hat die Zwangsversteigerungen in den vergangenen Monaten erst einmal hintenan gestellt: „Bald wird es aber wieder Termine geben“, verspricht er.

Es mangelt an Bewerbern

Das Problem besteht keineswegs darin, dass Vervoort keine Rechtspfleger einstellen dürfte: Es gibt schlicht keine Bewerber. Dabei, findet der Amtsgerichtdirektor, sei das ein durchaus attraktiver Beruf. Wer Abitur hat, kann die dreijährige Ausbildung zum Beamten des gehobenen Dienstes durchlaufen und die Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel besuchen.

Als Einstiegsgehalt gibt es laut Martin Vervoort 3326 Euro brutto (A9), es kann sich zu einem Endgehalt von über 5000 Euro (A11) steigern.

Aber das Geld ist nach Ansicht des Amtsgerichtsdirektors ein Grund für den Rechtspflegermangel. „Wir dürfen nur Bewerber einstellen, die die Justiz in NRW ausgebildet hat“, sagt er. Aber die können auch in den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen wechseln. Und da kann man zuweilen mehr verdienen.