Kein neuer Vorstand gefunden – Sportverein in Bergkamen löst sich auf

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Kein neuer Vorstand gefunden – Sportverein in Bergkamen löst sich auf

rnVereinsauflösung

In Bergkamen hat sich Ende 2021 ein Verein aufgelöst, weil sich kein jüngerer Vorstand mehr gefunden hat. Die Überalterung in Sportvereinen ist ein bekanntes Problem - für das es Lösungen gibt.

von Henning Middeldorf

Bergkamen

, 16.03.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Fast 40 Jahre lang hat der Verein existiert, zu seiner Blütezeit zählte er über 900 Mitglieder. Seine Ende letzten Jahres vollzogene Auflösung hätte vermieden werden können - wenn sich neue, jüngere Vorstandsmitglieder gefunden hätten.

Die Rede ist vom Bergkamener Gymnastikverein. 1982 wurde er gegründet, als die Stadt Bergkamen verschiedene VHS-Gymnastik-Kurse nicht mehr angeboten hat. Anstatt sich anderen, bereits bestehenden Vereinen anzuschließen, gründeten die Teilnehmerinnen (damals waren es ausschließlich Frauen) kurzerhand einen eigenen Verein - den Bergkamener Gymnastikverein.

In den darauffolgenden Jahren traten auch Männer dem Gymnastikverein bei, die Frauenquote blieb aber immer hoch. Mitte der 1990er erlebte der Verein seine Blütezeit, als er zwischenzeitlich über 900 Mitglieder zählte. Seitdem schrumpfte er immer mehr - nur noch 380 Mitglieder hatte der Bergkamener Gymnastikverein vor seiner Auflösung.

Walter Kaerger war für fast 30 Jahre Geschäftsführer des Vereins. Schon seit Längerem wollte er seinen Posten niederlegen. „Ich wollte jüngeren Menschen den Vortritt lassen“, erklärt Kaerger. Als sich dann kein Nachfolger fand, machte er erst einmal weiter. Seitdem Angang des Jahres ist Kaerger Rentner- und hat damit auch sein Amt als Geschäftsführer offiziell niedergelegt.

Viele Vorstandsposten beim Bergkamener Gymnastikverein waren vakant

Nicht nur für das Amt des Geschäftsführers, sondern auch für den Posten der Kassiererin und für den Vorsitzenden ließen sich keine Nachfolger finden. So blieb Walter Kaerger und den anderen Verantwortlichen nichts anderes übrig, als beim Amtsgericht die Auflösung des Vereins einzureichen.

Die gute Nachricht bei alldem: Alle Gruppen blieben bestehen. Die Angebote wurden von anderen Vereinen einfach übernommen. Dazu gehören unter anderem der SuS Oberaden, TuRa Bergkamen und der TuS Weddinghofen.

Für die 380 Mitglieder des Bergkamener Gymnastikvereins änderte sich also wesentlich weniger, als bei einer Auflösung denkbar wäre. Dennoch ging durch die Auflösung ein Stück Bergkamener Sport- und Vereinsgeschichte verloren. Und das wäre vermeidbar gewesen, wenn sich nur neue Vorstandsmitglieder gefunden hätten. Da bleibt die Frage - Wie kann ein Sportverein so etwas vermeiden?

„Dass wenig junge Menschen Lust auf Vorstandsarbeit in Vereinen haben, war schon immer der Fall“, erklärt Andreas Voss, künftiger Geschäftsführer des Kreissportbundes (KSB) Unna. Die Dachorganisation unterstützt Sportvereine in ihrer Tätigkeit, und hat auch Ideen, wie man junge Menschen von der Vorstandsarbeit überzeugen kann.

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„Mein Vorschlag ist, dass man jungen Menschen zunächst kleine Aufgaben mit Verantwortung gibt, um sie an die Arbeit im Vorstand heranzuführen. Jugendfeste organisieren, Turniere veranstalten oder aber auch den Social-Media-Account eines Vereins führen“, findet Andreas Voss.

Wertschätzung ist ein wichtiger Faktor für junge Menschen

Wichtig sei es dabei, den jungen Menschen dann auch Wertschätzung für die geleistete Arbeit entgegenzubringen, meint der künftige Geschäftsführer.

Eine andere Methode, wie die Sportverbände dem Problem der Überalterung in Vorständen entgegenwirken wollen, sind Vereinsmanagement-Ausbildungen für Jugendliche. Die Sportjugend des Landessportbundes NRW hat diese zuletzt ins Leben gerufen und bietet diese seit letztem Jahr auch im Kreis Unna an, wie Andreas Voss bestätigt.

Auch die Stadtsportgemeinschaft Bergkamen will der Überalterung in Vereinsvorständen entgegenwirken. „Dazu versuchen wir, die jüngeren Menschen vor allem in persönlichen Gesprächen davon zu überzeugen, Vorstandsarbeit zu betreiben“, sagt der Vorsitzende der Stadtsportgemeinschaft, Dieter Vogt.

Das Problem, dass generell immer weniger junge Menschen im Kreis Unna in Vereinen Sport treiben, bestehe nicht, erklärt Andreas Voss. „Über 40 Prozent der Mitglieder in Vereinen im Kreis Unna sind unter 26 Jahre alt. Nur 20 Prozent der Vereinsmitglieder entfallen auf die Ü60-Gruppe“, sagt der designierte Geschäftsführer des KSB, dem entsprechende Statistiken vorliegen.