Seit den 1990er Jahren hat Arnim Mandler aus Kamen ein Beatmungsgerät gegen Schlafapnoe. Die Kosten übernimmt seine Krankenkasse, die Barmer. Das Gerät selbst wird von einer Fachfirma bereitgestellt und gewartet. Es hat nie Probleme gegeben – bis zum 7. Dezember, als der 65-Jährige plötzlich ein Schreiben über seinen eigenen Tod in den Händen hält.
Am Donnerstag holt er die Post aus dem Briefkasten, darunter ein Brief von ResMed. Der Firma, von der er das Beatmungsgerät bekommt. Er liest: „Sehr geehrte Angehörige, sehr geehrter Angehöriger, Sie haben uns kürzlich darüber informiert, dass Arnim Mandler verstorben ist [...]. Wir bedauern, Sie in dieser schweren Zeit nach Unterstützung fragen zu müssen. Dennoch bitte wir Sie um die Rücksendung des Atemtherapiegerätes.“
„Ich dachte, das ist ein schlechter Scherz. Man ist schon erschrocken, wenn man sowas liest.“ Immerhin hat er selbst die Post aus dem Briefkasten geholt und nicht seine Frau. „Die war zu dem Zeitpunkt arbeiten“, erzählt er. „Schlimmer wäre es gewesen, wenn ich noch berufstätig wäre. Ich war früher viel im Ausland tätig. So konnte ich ihr die Nachricht selbst überbringen, dass ich tot bin.“
Nach dem ersten Schreckmoment greift er zum Telefon und fragt bei der Fachfirma nach. Die erklärt ihm daraufhin, dass ein Schreiben von seiner Krankenkasse über seinen Tod eingegangen sei – offenkundig falsch. „Man macht sich Gedanken, wie weit das schon die Runde gemacht hat“, sagt er. „Das Internet ist schnell. Plötzlich sind Führerschein und Personalausweis weg und das Konto gesperrt, weil man ja nicht mehr existiert.“

„Wichtig ist, dass der Fehler aufgeklärt wird“
Glücklicherweise ist nichts derartiges passiert. Er möchte trotzdem, dass der Fehler aufgeklärt wird. „Nicht, dass das auch anderen passiert.“ Außerdem braucht er weiterhin die Unterstützung der Krankenkasse. „Wichtig ist, dass das Gerät weiter finanziert wird. ResMed braucht ja jetzt eine neue Mail von der Krankenkasse, dass die Leiche noch atmet.“
Eine Stellungnahme der Barmer dazu, wie das passieren konnte und wie das weitere Vorgehen ist, steht noch aus. Die Krankenkasse beantwortete eine Anfrage der Redaktion am Dienstag nicht sofort. Auch Arnim Mandler weiß bisher nur, dass ein Gespräch zwischen den involvierten Firmen ansteht, um die Ursache für den Fehler zu klären.
Der 65-Jährige nimmt das Ganze mit Humor. Vor allem, weil es in all den Jahren nie Probleme gegeben hat. Weder mit ResMed, noch mit der Barmer. „Die Firma kann nichts dafür und auch die Barmer kann ich eigentlich nur loben. Passiert schon mal. Das sind auch nur Menschen, die da arbeiten.“ Seiner Frau hat er gesagt: „Es tut mir leid, ich lebe noch. Du kannst die Party verschieben,“ lacht er. Das Interview beendet er mit den Worten: „Gruß aus dem Jenseits.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. Dezember 2023