Ausgerechnet das erste Auto vor der Haustür geklaut Justus (19) vermisst seinen Mercedes

Justus (19) vermisst Mercedes: Sein erstes Auto – vor der Haustür geklaut
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Als Justus Nowak den Wagen zum ersten Mal sah, da wusste er: Den will ich haben. Ein Mercedes 190 in metallischem Glimmergrau, Baujahr 1990, in den charmant kantigen Linien, die Autos dieser Zeit haben. „Er stand in der Werkstatt, in der meine Eltern ihr Auto warten lassen“, sagt der 19-jährige Heeren-Werver. „Ich fand ihn gleich schön.“

Justus, damals 18 Jahre alt, war schockverliebt in die geradlinige Karosse mit dem historischen Charme – und bekam ihn auch. Geschenkt von seinen Eltern zur bestandenen Führerscheinprüfung. Nur ein Jahr später ist der geliebte Wagen weg. Gestohlen in der Freitagnacht an der Heinrich-Böll-Straße – direkt vor der Haustür. „Für mich ein großer Verlust. Nicht weil er so viel wert ist, sondern, weil er mir wichtig ist.“

„Da habe ich den Wagen entdeckt!“ Justus Nowak neben dem Mercedes 190, der ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht gehörte . Der 33 Jahre alte Wagen wurde ihm jetzt vor der Haustür gestohlen. Obwohl die Chancen gering sind, hofft er, dass der Wagen gefunden wird.
„Da habe ich den Wagen entdeckt!“ Justus Nowak neben dem Mercedes 190, der ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht gehörte . Der 33 Jahre alte Wagen wurde ihm jetzt vor der Haustür gestohlen. Obwohl die Chancen gering sind, hofft er, dass der Wagen gefunden wird. © privat

Bitterer Verdacht: Wagen wird im Ausland ausgeschlachtet

Mit dem Auto durch dick und dünn: Justus mit seinen Freunden im Wagen auf Achse, glücklich über das herunter gekurbelte Seitenfenster blickend. Justus neben dem Auto auf dem ölverschmierten Pflaster, als er zum ersten Mal einen Blick ins Innere warf. Der Mercedes im Parkhaus – und das Auto mit hellen Scheinwerfern im Regen. Justus hat eine Menge Bilder von dem Auto mit dem bulligen Kühler und den eckigen Scheinwerfern.

Bilder postete die Familie auch über Facebook. Reaktionen gibt es reichlich. „Weil er in zwei Minuten offen und kurzgeschlossen ist“, schreibt ein Facebook-Nutzer. Die Hoffnung, dass über solche Hinweise aus der Öffentlichkeit der Wagen wiedergefunden wird, ist bei Justus allerdings nicht allzu groß. Ein Gefühl, das nach einem Gespräch mit der Polizei, bei der er Anzeige erstattete, Bestätigung fand: „Die gestohlenen Wagen gehen schnell ins Ausland. Dort werden sie ausgeschlachtet“, so sein bitterer Verdacht.

Mit dem Auto durch dick und dünn, Wind, Regen und Wetter: Justus Nowak und der Mercedes 190, der ihm gestohlen wurde.
Mit dem Auto durch dick und dünn, Wind, Regen und Wetter: Justus Nowak und der Mercedes 190, der ihm gestohlen wurde. © privat

Oldtimer als Dauerläufer: „Die sterben nur an Rost“

Der Mercedes 190 ist ein Dauerläufer. Vor allem in Gegenden, in denen es wärmer ist, so sagt Justus, seien die Modelle beliebt. „Die sterben nur an Rost, nicht an der Laufleistung des Motors“, weiß er. Dort, wo es warm ist, wie Südeuropa oder Afrika, sind die Wagen über Jahrzehnte im Einsatz – und laufen und laufen. Und Ersatzteile könnten dort aus gestohlenen Exemplaren kommen – wie jenem von Justus.

Relativ einfach war es für die Autodiebe, sich Justus’ Wagen unter den Nagel zu reißen, weil er an der Straße stand. Von Freunden weiß er, dass diese ihre alten Wagen sicher(er) in der Garage stehen lassen. Justus. „Die sind ja nicht gesichert, wie die heutigen Autos. Eine Alarmanlage gibt es nicht, alles ist einfacher.“

Kein Schnickschnack in dem Oldtimer, nur das Wesentliche

Das Einfache ist es auch, was er liebt. „Kein Schnickschnack“, sagt er. „Ich mag das Wesentliche.“ Eleganz die dürren A-, B- und C-Säulen, die vom Fahrzeugboden das Dach stützen. „Und hinten keine Kopfstützen“, sagt der Autofan, der Geld, Arbeit und Herzblut in den Wagen gesteckt hat. Zurzeit jobbt er bei den Gemeinschaftsstadtwerken Kamen-Bönen-Bergkamen (GSW), um sich ab nächstem Jahr zudem sein Studium in Dortmund zu finanzieren. Geplanter Studiengang: Film und Sound. Jetzt aber legt er erst einmal Geld zurück, um nicht länger den Fiat 500 von seinen Eltern angewiesen zu sein, den er jetzt fahren darf. „Das Geld ist auch fürs nächste Auto!“ Dann will er auf jeden Fall vorsorgen. „Vielleicht mit einem Peilsender oder so.“