
© Sasan Saidi
Ein Junge starb im Bergwerk: Das Bergbau-Museum erzählt seine Geschichte
Archäologische Ausstellung
Die Ausstellung „Tod im Salz. Eine archäologische Ermittlung in Persien“ im Deutschen Bergbau-Museum Bochum zeigt das Leben von Bergleuten vor 2400 Jahren. Dazu gibt es eine Graphic Novel.
Vor 2400 Jahren starb bei einem Grubenunglück in einem persischen Salzbergwerk ein 16-jähriger Junge. Sein im Salz begrabener und konservierter Körper ist heute eine von mehreren Salzmumien, die Archäologen im Salzbergwerk von Chehrābād in der iranischen Provinz Zānjān ausgegraben haben.
Die Sonderausstellung „Tod im Salz. Eine archäologische Ermittlung in Persien“ des Deutschen Bergbau-Museums Bochum stellt die Ergebnisse der Forschung vor.
„Diese Art der Archäologie erinnert ein wenig an die US-amerikanische Krimiserie CSI“, sagt Sandra Badelt vom Bergbau-Museum. Das brachte der Ausstellung ihren Namen ein. Denn mit modernster Technik haben die Archäologen den Salzmumien ihre Geheimnisse entlockt. Und – fast wie bei einer Mordermittlung – den letzten Tag im Leben des 16-Jährigen rekonstruiert.
Graphic Novel erzählt Farshids Geschichte
Seine Geschichte erzählt nun eine Graphic Novel des Illustrators Sasan Saidi, die in der Ausstellung wandhoch zu sehen ist. Hier trägt der Jugendliche den Namen Farshid. „Wir schlagen damit eine Brücke zwischen den Zeiten“, erklärt Badelt.
„Einen solchen Farshid, den sie durch seinen letzten Lebenstag begleiten und mit dem sie sich identifizieren können, vergessen die Besucher nicht so schnell. Davon nehmen sie etwas mit.“ Diese emotionale Ebene sei wichtig, um ein komplexes wissenschaftliches Thema wie die Archäologie leichter zugänglich zu machen.

Thomas Stöllner reist regelmäßig nach Iran, um Ausgrabungen vorzunehmen. Er lehrt an der Ruhr-Universität Bochum als Professor. © Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Thomas Stöllner, Archäologe und stellvertretender Leiter des Bergbau-Museums, erforscht die Salzmänner von Zānjān seit Jahren. „Sie geben uns einen seltenen Einblick in das Leben in der antiken Gesellschaft“, sagt er. „Anders als ägyptische Mumien aus Grabstätten sind diese Funde nicht rituell oder religiös verzerrt.“ Stattdessen handele es sich um die Körper von gewöhnlichen Arbeitern, die im Bergwerk ums Leben kamen. Das Salz hat auch ihre Ausrüstung und Kleidung konserviert.
Das Deutsche Bergbau-Museum hat die Forschungsergebnisse nun für ein breites Publikum aufgearbeitet. Faktisches Wissen ist im Wikipedia-Design dargestellt, die Aufzeichnungen der Forscher als archäologisches Tagebuch. Daneben gibt es die Graphic Novel und viel Bildmaterial der Untersuchungen. Mithilfe von Computertomografien sind sogar Aufnahmen aus dem Inneren der Mumien entstanden. Aufschneiden könne und wolle man die menschlichen Überreste nicht, sagt Stöllner.
Drei digitale Ausstellungsebenen
„Tod im Salz“ öffnet zunächst nur digital. Das soll sich ändern, sobald der Kopf eines 1993 gefundenen Salzmanns das Museum erreicht. Wann genau das sein wird, ist derzeit allerdings unklar. Momentan befinde sich dieses Kernstück der Ausstellung noch in Iran. Aufgrund der Corona-Situation und der dortigen politischen Lage verzögere sich der Transport, so Badelt.

Die im Salz konservierte Kleidung der Bergleute konnte rekonstruiert werden. © Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Die digitale Schau gliedert sich in drei Teile: Die Sonderausstellung auf Ebene eins gibt Einblicke in das Leben im antiken Persien und in die Forschung in Zāndjān. Auf der zweiten Ebene stellen die Verantwortlichen weitere Forschungsprojekte vor.
Auf Ebene drei zeigen das Bergbau-Museum, das Archäologische Museum Zānjān und das Nationalmuseum Teheran die gemeinsame Ausstellung „Human Search for Resources“ (Menschliche Suche nach Ressourcen).
1997 in Dortmund geboren. Dort seit 2017 für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Habe die Stadt dabei neu kennen und lieben gelernt. Mag die großen und kleinen Geschichten um mich herum, Bücher, schreiben und fotografieren.
