Jugend-Trainer Christian P. wegen Kinderpornografie verurteilt PC war voll mit Material

Jugend-Trainer Christian P. wegen Kinderpornografie verurteilt: PC war voll mit Material
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Christian P. hat wieder versucht, auf die Bühne des Amateursports hinaufzuklettern. Doch dieses Mal schafften es aufmerksame Vereine, den dubiosen Trainer, dessen Namen wir geändert haben, zurück in den Zuschauerraum zu schubsen. Nun gibt es neue Erkenntnisse. Nach exklusiven Informationen dieser Redaktion ist P. wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie verurteilt.

Seit 2019 hatte Christian P. immer wieder probiert, in westfälischen Sportvereinen unterzukommen. In den meisten Fällen scheiterte der Versuch schon während der Bewerbung. Denn welches Unwesen P. treibt, hatte sich längst herumgesprochen.

Zuvor trainierte Christian P. mehrere Jahre lang Vereine in Norddeutschland. Dort ging er stets nach der gleichen Masche vor: P. sammelt Geld von den Eltern ein, deren Kinder er trainiert. Für Trainingslager, für Reisen zu Turnieren, für Ausstattung zum Sporttreiben. Nur die versprochene Gegenleistung, die gab es meistens nicht. Auch in Westfalen wurde 2019 ein Verein Opfer.

Aber Christian P. belässt es nicht nur beim Geld. Er log über Herkunft, Wohnort, Job und sogar seinen Familienstand. In seinem Führungszeugnis lassen sich mindestens vier Einträge finden. Seit Mitte 2020 gelingt es P. jedoch kaum noch, Fuß in einem Klub zu fassen. Der Buschfunk zwischen den Vereinen sorgte mehrfach dafür, dass die wahre Identität des Trainers aufflog.

Christian P. meldet sich ein Jahr später

Mitte 2022 allerdings ist ein Fußballverein einer westfälischen Mittelstadt Christian P. beinahe ins Netz gegangen. In der Stadt wohnt P. offenbar noch heute: Sein Klarname steht auf einem Klingelschild an einer dieser Redaktion bekannten Adresse.

„Der Typ hat mich vor anderthalb Jahren per Whatsapp kontaktiert, ob wir einen Jugendtrainer suchen würden“, sagt der Jugendfußballobmann des Vereins aus der Stadt. Wer heute mit ihm spricht, merkt sofort: Er hat keine allzu hohe Meinung über den „Typ“.

Soziale Medien machen Verein stutzig

Zunächst sagte er dem Trainer ab. Alle Posten im Verein waren besetzt. „Vielleicht nächstes Jahr“, vertröstete der Obmann. Tatsächlich meldete sich Christian P. ein Jahr später. Nach einem Gespräch zwischen Verein und P. hatte der Klub ein gutes Gefühl, dass er die B2-Junioren übernehmen könne. „Bis dahin war alles gut“, sagt der Jugendfußballboss.

Doch der Eindruck änderte sich plötzlich. Ein Verantwortlicher eines Vereins aus der Umgebung schickte dem Obmann das Profil von Christian P. auf einem beliebten Sozialen Netzwerk. Dort zu sehen: Videos, in denen P. sexuelle Handlungen zum Mittelpunkt von Scherzen und Kalauern macht.

Nicht alle Vorwürfe in unserer Berichterstattung gegen Christian P. sind durch ein entsprechendes Gerichtsurteil bestätigt. Daher schützen wir seine Identität. Da er auch im engen Bekanntenkreis nicht identifizierbar sein darf, verzichten wir auf die Nennung einiger uns bekannter Details und haben ihm ein Pseudonym gegeben, das keine Ähnlichkeit zu dem Klarnamen von Christian P. aufweist.

„Das gibt´s doch gar nicht!“, dachte sich der Jugendfußballobmann. Es habe ihm den Hals zugeschnürt. Er sagte P. ab – unter diesen Umständen könne er ihn nicht in Kontakt mit Kindern oder Jugendlichen treten lassen.

„Mit so einem Typen will ich nichts zu tun haben. Es läuft mir eiskalt den Rücken runter, wenn ich mir vorstelle, dass der alleine mit Kindern in einer Umkleidekabine ist“, sagt der Vereinsverantwortliche. Als er uns von seinen Erfahrungen mit Christian P. berichtet, wusste er noch nicht: Der Schauer auf seinem Rücken hat ein strafrechtliches Fundament.

Verurteilt wegen Kinderpornografie

Christian P. ist wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie verurteilt. Das bestätigte die zuständige Staatsanwaltschaft auf Anfrage dieser Redaktion. Ein Amtsgericht hatte ihn wegen sogenannter „kinderpornografischen Schriften“ am 31. März 2022 deshalb verurteilt.

Es verdonnerte ihn zu zehn Monaten Haft auf Bewährung. Inzwischen wurde das Strafmaß für solche Fälle deutlich angehoben, heißt es aus Gerichtskreisen. Grund für die rückblickend relativ milde Strafe ist der Umstand, dass die Taten des Eklat-Trainers in das Jahr 2017 zurückreichen.

Christian P. wurde wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie verurteilt (Symbolbild).
Christian P. wurde wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie verurteilt (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Rund 400 kinder- und jugendpornografische Daten soll Christian P. auf einem PC gespeichert haben, hieß es in der Gerichtsverhandlung. Teile davon hat er über eine Chatplattform ausgetauscht. Wie P. der Strafverfolgung ins Netzt ging, wurde nicht klar. Seinen PC hatte er zeitweise in einem Pfandhaus versetzt. Zudem wurde gegen einen seiner Chatpartner gesondert ermittelt.

Vor Gericht räumte Christian P. die Tat gemäß der Anklage ein. Er beteuerte, den Kontakt zu seinem Chatpartner schließlich selbst abgebrochen zu haben, weil „es in die falsche Richtung“ ginge. Trotzdem forderte die Staatsanwältin sechs Monate Haft ohne Bewährung.

Urteil ist rechtskräftig

Die Verteidigung konterte, ihr Mandant habe keine Neigung zu Kindern – ein ähnliches Bild zeichneten die Amtsträger der Sportvereine, mit denen wir in den vergangenen Jahren über Christian P. gesprochen haben. Ein entsprechendes Verhalten brachte keiner von ihnen zur Sprache.

Das Gericht gab P. letztlich die Chance, sich zu bewähren. Für ihn habe sein Geständnis gesprochen, gegen ihn die Anzahl der kinderpornografischen Daten und seine Einträge im Führungszeugnis. Die Bewährungszeit von Christian P. beträgt drei Jahre, hinzu kommen ein Bewährungshelfer und 500 Euro Geldauflage. Das Urteil ist seit dem 6. Mai 2022 rechtskräftig.

Mehrere Anschuldigungen vor Gericht

Dabei waren der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie nicht der einzige Vorwurf, der im März gegen Christian P. verhandelt wurde. Im gleichen Verfahren warf die Staatsanwaltschaft ihm zudem das Vortäuschen einer Straftat und den Missbrauch einer widerstandunfähigen Person vor.

Bei Letzterem hatte es sich offenbar um einen Beziehungskonflikt gehandelt. Diesen trugen P. und die zweite Person teilweise vor Gericht miteinander aus. Der Trainer donnerte, er sei ausgenutzt und es sei auf seine Kosten gelebt worden.

Im November 2020 haben wir erstmals über Christian P. berichtet. Damals deckten wir sein perfides Lügengebilde exklusiv auf. Seitdem tauchte der dubiose Trainer immer mal wieder in Westfalen auf. Die große Übersicht führt Sie durch die vergangenen Jahre.

Das Gericht sprach P. vom Missbrauchsvorwurf frei. Kurios wurde es bei der vorgetäuschten Straftat. P. beschuldigte auf einer Polizeiwache eine Person, nach einer Übernachtung Teile seines Besitzes gestohlen zu haben – darunter seien 900 Euro, eine Spielekonsole und ein PC gewesen.

Über die Geldsumme sagte Christian P. vor Gericht, es handele sich dabei um die Summe, die er einst bei einem Fußballverein für ein Trainingscamp eingesammelt habe. Weil dieses nie zustande kam, trennte sich der Klub einige Zeit später, erklärte dieser bereits 2020.

Christian P. schweigt

Die Bewährungsstrafe ist wohl die letzte Chance für Christian P., dem Gefängnis zu entgehen. Es reiche jetzt, wenn er bei „Rot“ über die Ampel gehe, heißt es aus dem Gerichtssaal.

Warum er sich trotz des rechtskräftigen Kinderpornografie-Urteils weiter dafür geeignet hält, ausgerechnet Jugend-Mannschaft zu trainieren, haben wir Christian P. selbst gefragt. Mehrere Anfragen ließ er allerdings unbeantwortet. Ein einziges Mal, im Sommer 2021, beantwortete er bisher Fragen dieser Redaktion.