Jetzt muss Dr. Segbers rehabilitiert werden Feuerwehr-Chef Schild muss abgelöst werden

Jetzt muss Dr. Segbers rehabilitiert werden
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Ulrich Breulmann

Krasser könnte nicht mehr deutlich werden, welches Unrecht die Verantwortlichen dem Notarzt Dr. Elmar Segbers angetan haben. Für seine Kritik an den Fehlern beim Rettungseinsatz nach dem tragischen Zugunglück vom Februar 2023 wurde ihm gedroht, er wurde gemaßregelt und verlor schließlich seinen Job. Notarzt-Einsätze darf er nicht mehr fahren.

Jetzt gibt es eine offizielle Bestätigung, dass er recht hatte: Seine Kritik war so angemessen und schlüssig, dass das von ihm angemahnte Vorgehen bei vergleichbaren Rettungseinsätzen in die Dienstvorschrift der Kreisleitstelle aufgenommen wurde. Daran müssen sich seit März 2024 alle Feuerwehren im Kreis Recklinghausen halten.

Diese Entwicklung ist in dreifacher Hinsicht bemerkenswert:

1. Der Kreis argumentiert, dass man die Vorschrift als „Sofortmaßnahme aufgrund des tragischen Zugunfalls vom 2. Februar 2023“ geändert habe. Nun, die Vorschrift wurde mehr als ein Jahr nach dem Unfall iom März 2024 geändert. Eine „Sofort-“Maßnahme sieht für mich anders aus.

Auffallend ist, dass die Änderung erst vorgenommen wurde, nachdem unsere Redaktion das Thema am 8. März 2024 öffentlich gemacht hatte. Dafür gibt es eigentlich nur zwei Erklärungen:

Entweder hat Recklinghausens Feuerwehr-Chef Thorsten Schild die Kreisleitstelle über die genauen, von Segbers kritisierten Umstände der Rettungsaktion im Unklaren gelassen. Das wäre eine grobe Pflichtverletzung und einmal mehr ein Grund, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden.

Oder die Kreisleitstelle und Feuerwehr-Chef Schild haben gemeinsame Sache gemacht, waren voll im Bilde, haben aber nicht gehandelt, sondern weiter gegen den unbequemen Notarzt Politik gemacht. Als aber die Umstände durch unsere Berichte öffentlich wurden, sah man sich zum Handeln gezwungen. Wenn es so gewesen sein sollte, müssten auch beim Kreis Konsequenzen gezogen werden.

„Ein Jahr im Regen stehen lassen“

2. Seit unserer ersten Berichterstattung läuft Feuerwehr-Chef Thorsten Schild, gestützt von Bürgermeister Christoph Tesche und dem Kreis, Sturm gegen Notarzt Dr. Segbers. Warum muss erst unsere Redaktion herausfinden, dass die Kreisleitstelle Kritik-Anregungen von Dr. Segbers umgesetzt hat, weil sie diese Kritik ganz offensichtlich für angebracht, wichtig und richtig einstufte?

Warum hat der Kreis darüber seit März 2024 geschwiegen? Warum hat er Dr. Segbers fast ein ganzes Jahr wider besseres Wissen im Regen stehen lassen, obwohl er wusste, dass ihm Unrecht widerfährt? Ich halte das für infam.

Bürgermeister Tesche ist am Zug

3. Recklinghausens Feuerwehr-Chef kannte von Anfang an die von Dr. Segbers geäußerte Kritik. Er hat sie nicht nur beiseite geschoben und ignoriert, sondern stattdessen sogar gegen den Notarzt agiert. Damit hat er erreicht, dass die schließlich vom Kreis als offensichtlich richtig eingestuften Einsatz-Änderungen erst mit einer Verzögerung von einem Jahr vorgenommen wurden.

Hat Schild nicht erkannt, dass Segbers Kritik berechtigt war? Dann wäre er falsch an seinem Platz. Oder hat er die Kritik sehr wohl richtig eingeschätzt, aber sie dennoch beiseite geschoben? Weil das Eingeständnis, dass Segbers richtig und er selbst falsch lag, sein Ego nicht vertragen hätte? In diesem Fall wäre es erst recht angesagt, ihn endlich abzusetzen.

Das müsste der im Abflug befindliche Bürgermeister Tesche in die Hand nehmen. Oder will er weiter Thorsten Schild decken? Und vor allem: warum eigentlich?

Es ist höchste Zeit, dass sich alle Verantwortlichen in aller Form bei Dr. Elmar Segbers entschuldigen, ihn öffentlich rehabilitieren und ihn wieder in seinem alten Beruf als Notarzt arbeiten lassen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Kommentar erschien ursprünglich am 25. Januar 2025.