Jagd nach Jack the Ripper Kerri Maniscalco entführt ins viktorianische London

Jagd nach Jack the Ripper
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Jack the Ripper, der 1888 im Londoner East End mindestens fünf Morde verübt hat, bildet die reale Grundschlage für einen historischen Thriller der US-amerikanischen Autorin Kerri Maniscalco. Im englischsprachigen Original schaffte es „Stalking Jack the Ripper“ auf Platz eins der York-Times-Bestsellerliste. Jetzt ist das Buch auch auf Deutsch erschienen.

Audrey Rose Wadsworth, die in einem begüterten Elternhaus aufwächst, hat wenig Spaß an Teegesellschaften oder Stickmustern. Stattdessen geht sie zum Leidwesen ihres Vaters lieber bei ihrem Onkel in die Lehre, einem Gerichtsmediziner. Sie hat keinerlei Skrupel, Leichen aufzuschneiden, Organe zu entnehmen und zu begutachten.

Atmosphärisch dicht

Als die arg zugerichteten Opfer des legendären Serienkillers auf dem Seziertisch landen, macht sie sich gemeinsam mit dem hochnäsigen Thomas Cresswell, der ebenfalls Gerichtsmedizin-Student bei ihrem Onkel ist, auf die Jagd.

Kerri Maniscalcos Roman ist atmosphärisch stark. Er entführt uns nach England ins viktorianische Zeitalter – mit heruntergekommenen Hafen-Spelunken, Ratten, Gestank und Dreck, aber auch in die Welt adliger Damen, die sich lediglich dafür zu interessieren haben, wer denn wohl in Bälde um ihre Hand anhalten würde.

Finale ist richtig spannend

Als Audrey Rose einmal die Vorlesung ihres Onkels besucht, muss sie sich als Mann verkleiden. Frauen haben in dieser Zeit in Politik und Wissenschaft wenig bis gar nichts zu melden. Das transportiert dieser Roman sehr gut.

Sicherlich Geschmacksache – und für den Verfasser dieser Zeilen sogar nervig – ist der Romance-Anteil. Audrey Rose und Thomas fühlen sich zueinander hingezogen, brauchen aber ewig lange bis zum ersten Kuss. Sie können kein Gespräch ohne irgendwelche unterschwellige Neckereien führen.

Während es im Thriller-Part zunächst eher gemächlich vorangeht, nimmt das Finale mächtig Fahrt auf und ist richtig spannend.

Kerri Maniscalco: Stalking Jack the Ripper, 416 S., Piper, 18 Euro, ISBN 978-3-492-70781-7.

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