Israel-Flagge am Kreishaus eingeholt Jüdische Gemeinde Unna „verletzt von Entzug der Solidarität“

Israel-Flagge eingeholt: Jüdische Gemeinde Unna „verletzt und bestürzt“
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Einen Tag nach der Entfernung der Israel-Flagge vor dem Kreishaus auf Anordnung des Landrats hat sich die Jüdische Gemeinde Unna zu Wort gemeldet. Eine an Mario Löhr adressierte Stellungnahme ist am Freitag (2. August) auch der Redaktion zugesendet worden.

Gemeindevorsteherin Alexandra Khariakova teilt dem Landrat mit, dass der Vorstand der Gemeinde ebenso wie die Mitglieder „bestürzt und verletzt über Ihre Entscheidung“ seien.

„Flagge repräsentiert nicht Regierung von Israel“

Khariakova weiter: „Wir pflegen seit Jahren sehr gute Beziehungen zu Ihnen und natürlich respektieren wir Ihr Recht, die israelische Regierung zu kritisieren.“ Mario Löhr hatte das Einholen der im vergangenen November vor dem Kreishaus gehissten Flagge mit den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten begründet und ein Zeichen an die Netanjahu-Regierung senden wollen. Wörtlich äußerte er, dass er von der israelischen Regierung „mehr und mehr den Eindruck habe, dass die Fortführung des Krieges dem eigenen Machterhalt dient.“

Mahnwache als Zeichen der Solidarität für die jüdische Gemeinde: Alexandra Kharikaova spricht am 19. Oktober 2023 vor dem Kreishaus in Unna.
Mahnwache als Zeichen der Solidarität für die jüdische Gemeinde: Alexandra Kharikaova sprach am 19. Oktober 2023 vor dem Kreishaus in Unna. © Archiv/Udo Hennes

Alexandra Khariakova entgegnet in dem Statement, dass die israelische Flagge „nicht die aktuelle Regierung, sondern das israelische Volk und den Staat Israel“ repräsentiere. Der Staat Israel habe schon vor der aktuellen Regierung bestanden „und besteht auch über diese hinaus und steht mit dem Davidstern auf der Flagge für die zionistische Idee, einen sicheren Staat für Juden zu schaffen“, so Khariakova.

Die Flagge vor dem Kreishaus sei als öffentliches Zeichen der Solidarität mit dem Volk Israel gehisst worden, „und so ist das Einholen der Flagge eben ein öffentliches Zeichen für den Entzug dieser Solidarität“.

Alexandra Khariakova hatte bei einer Mahnwache für Israel einige Tage nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober eine bewegende Rede vor dem Kreishaus gehalten. Die eigens angeschaffte Israel-Flagge war wenige Wochen später gehisst worden.

Einholen der Flagge trifft Jüdinnen und Juden

Eine Botschaft vor dem Kreistag erreiche aber nicht die Regierung in Jerusalem, sondern die Bevölkerung hier, führt die Jüdische Gemeinde Unna weiter aus. Gerade jetzt, in einer Phase des Konflikts, in der Rufe nach Zerstörung und Delegitimierung des ganzen israelischen Staates öffentlich und laut würden, „trifft dieses Zeichen nicht in erster Linie die Netanjahu-Regierung, sondern Jüdinnen und Juden im Kreis Unna und ganz Deutschland, die um ihren Platz in dieser Gesellschaft bangen“, stellt Alexandra Khariakova heraus.

Die Gemeindevorsteherin endet mit versöhnlich klingenden Tönen: „Gerne möchten wir aber das Gespräch suchen und Sie in unsere jüdische Gemeinde einladen.“